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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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des Abends lieber an den Wein, und falls Ihr ansprechendere Gesellschaft sucht, kommt ruhig zu mir. Ich bin immer gerne bereit, einer jungen Dame in Not auszuhelfen.«
    Galen hob die Augenbrauen und deutete ein Kopfschütteln in Steldors Richtung an. Fast schien es, als wolle er ihm zu verstehen geben, dass er dabei war, den Bogen zu überspannen.
    »Ich fürchte, ich muss dich daran erinnern, dass heuteAbend Prinzessin Alera deine Tischdame ist und Tiersia die meine. Versuch das bitte nicht zu vergessen.«
    »Ganz sicher nicht.« Steldor grinste, schlug Galen auf die Schulter und zog ihn ein paar Schritte von uns weg. »Entschuldigt uns kurz, Ladys. Wir haben Dinge zu besprechen, die das Königreich betreffen.«
    In betretenem Schweigen blieben Tiersia und ich zurück. Sie schien aus den beiden Busenfreunden nicht recht klug zu werden. Ich selbst fand Steldors freche Anzüglichkeiten ärgerlich und amüsant zugleich. Zum Glück kündigte in diesem Moment Lanek das Erscheinen von König und Königin an, sodass Tiersia und mir ein peinliches Gespräch über unsere Kavaliere erspart blieb.
    Meine Eltern begrüßten Cannan und Faramay, die immer noch am Kamin standen. Steldor und Galen kamen, um Tiersia und mich abzuholen, und Galen fuhr mit dem Vorstellen fort.
    Nach einigen Minuten höflichen Plauderns begab das Herrscherpaar sich an den Tisch und wir Übrigen folgten ihnen.
    Das Festmahl würde aus mehreren Gängen bestehen, aber wegen der gegenwärtigen Rationierungsmaßnahmen weniger extravagant als sonst ausfallen. Zunächst kam eine Suppe auf den Tisch, gefolgt von Brot und Eintopf, danach Rinder- und Hammelkeule. Als letzten Gang servierte man uns süße Pasteten und Früchte. Das Ganze dauerte über zwei Stunden, denn solche formellen Essen gingen langsam vor sich und hatten etwas von einem höfischen Tanz. Bestimmte Bewegungen waren dabei unerlässlich, und jeder Fehltritt würde von den Älteren mit Missbilligung registriert.
    Trotz der spürbaren Erwartung tadelloser Manieren verlief die Mahlzeit relativ angenehm. Steldor gab sichin Gegenwart meiner Eltern natürlich die größte Mühe und widmete mir das perfekte Maß an Aufmerksamkeit, während er gleichzeitig auch den Rest der Gesellschaft bezauberte. Ich war dagegen ein wenig abwesend. Schließlich war mein Beitrag nicht nötig, um die Unterhaltung in Gang zu halten. Ich zog es daher vor, Steldor in seiner Bestform zu beobachten.
    Nach dem Essen luden meine Eltern alle nach nebenan in den Teesalon ein, wo man etwas ungezwungener saß. Steldor hielt mir seine Hand hin, um mir aufzuhelfen, als mein Vater mit einem breiten Lächeln auf uns zukam.
    »Ich würde dir den jungen Mann gerne für ein paar Minuten entführen. Ich habe etwas mit ihm zu besprechen. Für die kurze Zeit wirst du ihn entbehren können, nicht wahr?«
    Ich nickte, und mein Vater legte Steldor freundschaftlich einen Arm um die Schulter und ging mit ihm in den Teesalon. Ich wollte ihnen schon folgen und schloss mich Galen und Tiersia an, als ich Cannan bemerkte. Er stand auf der Schwelle zwischen beiden Zimmern und sah mich an.
    »Auf ein Wort, Prinzessin Alera«, sagte er, als ich näher trat.
    Ohne meine Antwort abzuwarten, geleitete er mich ans Erkerfenster des Speisezimmers. Ich folgte ihm widerstandslos, da er offenbar unter vier Augen mit mir reden wollte.
    Der Kerzenschein der Kronleuchter über dem Esstisch reichte kaum bis hierher. Nur das durchs Fenster hereinfallende Mondlicht erhellte diesen Winkel und warf lange Schatten auf den Boden. Cannan sah auf den westlichen Innenhof hinaus, und ich wartete, bis er das Wort ergriff.
    »Ich hatte einst große Ähnlichkeit mit meinem Sohn«,begann er, drehte sich zu mir um und machte auf einmal eine viel sorgenvollere Miene als sonst. Bedachtsam wählte er seine Worte. »Doch der Krieg hat mein Temperament gezähmt und meine Überzeugungen gestärkt, meine Ich-Bezogenheit in Selbstvertrauen verwandelt und meinen Starrsinn in Tapferkeit. Steldor muss diese Entwicklungen erst noch durchlaufen, aber danach wird er ebenfalls ein anderer sein.«
    Er schwieg kurz, und als er fortfuhr, klang er niedergeschlagen.
    »Ich weiß, dass Ihr ihn nicht liebt, aber ich bin überzeugt, dass er Euch liebt, auch wenn sein Stolz ihm wohl verbieten würde, das zuzugeben. Doch Euch gibt das die Möglichkeit, ihn zu beeinflussen und auch zu verändern.«
    Er drehte sich mit dem Rücken zum Fenster, sodass sein Gesicht nun im Dunkeln lang. Ich wusste nicht, was

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