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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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ledernen Armstuhl.
    »Ich werde meine Mutter aufsuchen«, verkündete ich. »Seit Wochen habe ich sie kaum gesprochen.«
    Das war zwar nicht der wahre Grund, aus dem ich sie sehen wollte, aber tatsächlich hatte ich sie seit meinem Geburtstagsfest vor knapp einem Monat nur gelegentlich beim Abendessen getroffen.
    London und Tadark erhoben sich, um mich zu den Gemächern zu eskortieren, die meine Eltern sich teilten. Ich wusste, dass meine Mutter sich dort aufhalten würde, denn es war schon früher Abend und sie pflegte sich recht früh zurückzuziehen. Sie war sehr auf ausreichend Schlaf bedacht, um keine Ringe unter ihrenstrahlenden Augen oder Falten in ihren feinen Zügen zu bekommen. Für einen König kam schließlich nichts anderes als eine wunderschöne Frau infrage.
    Die Gemächer meiner Eltern befanden sich von meinen aus betrachtet am anderen Ende des zweiten Stockes und bestanden aus fünf großzügigen Räumen: zwei, die vor allem meine Mutter nutzte, zwei für meinen Vater sowie ein gemeinsamer Salon. Man hielt es für unklug, wenn das Herrscherpaar gemeinsam in einem Zimmer geschlafen hätte, das hätte es einem Attentäter leichter als nötig gemacht.
    Auf mein Klopfen hin öffnete eine junge Zofe. »Ist meine Mutter in ihrem Schlafzimmer?«, fragte ich sie.
    »Ja, Eure Hoheit«, erwiderte sie mit einem Knicks.
    Ich betrat den Salon und ließ London und Tadark auf dem Flur bei den Leibwächtern der Königin und schickte mich an, an ihre Schlafzimmertür zu klopfen.
    »Komm herein«, rief meine Mutter da bereits mit ihrer melodischen Stimme.
    Ich öffnete die Tür und sah sie vor dem Spiegel an ihrem Frisiertisch sitzen. Sie bürstete ihr herrliches, honigblondes Haar und trug bereits ihr Nachtkleid. Die Kammerfrau hatte schon die schweren Vorhänge vor das Fenster gezogen, das auf den Garten hinausging.
    Die dominierende Farbe im Zimmer meiner Mutter war ein dunkles Pflaumenblau, das die warmen Holztöne der Möbel unterstrich. Ihr Himmelbett war mit vier Säulen versehen, deren Schnitzereien sich an Schrank und Frisierkommode wiederholten. Armsessel mit pflaumenblauen Samtpolstern standen vor dem Kamin. An den Wänden und auf dem Boden waren zahlreiche wollene Tapisserien verteilt.
    Lächelnd drehte meine Mutter sich zu mir um undsah mich mit blauen Augen an, die ganz und gar Mirannas glichen.
    »Wie schön, dich zu sehen, mein Schatz. Ich hoffe, Cannans Vorschriften haben dich in letzter Zeit nicht zu sehr eingeschränkt.«
    »Ich komme schon zurecht«, sagte ich wahrheitsgemäß und beschloss, meine Eskapade mit Steldor unerwähnt zu lassen. »Ich wünschte nur, das Rätsel um die Flucht der Cokyrierin würde bald gelöst.«
    Meine Mutter nickte mitfühlend und legte ihre Haarbürste weg.
    »Sag mir, was du wissen möchtest«, meinte sie und setzte sich auf ihr Bett. Mit einer Geste lud sie mich ein, mich zu ihr zu gesellen. Ich staunte, wie rasch sie mich durchschaut hatte. »Sieh mich nicht so überrascht an«, sagte sie amüsiert. »In deinem Alter war ich genauso – ich wollte immer alles wissen. Aber du darfst deinem Vater nicht verraten, dass ich dich eingeweiht habe.«
    »Das werde ich nicht, Mutter.« Ich setzte mich auf ihr Bett und rutschte ganz nah an sie heran. »Was kannst du mir über die Cokyrier erzählen?«
    Sie musterte mich einen Moment lang, und ich fragte mich schon, ob ich es falsch angefangen hatte.
    »Ich fürchte, um etwas über die Cokyrier zu berichten, bin ich nicht unbedingt die geeignetste Quelle. Da gibt es einige, die sehr viel mehr wissen, vor allem London.«
    Leicht verwirrt schüttelte ich den Kopf. »Wieso sollte London viel über die Feinde wissen?«
    »Oh«, sagte sie nur, als ihr bewusst wurde, dass sie auf etwas angespielt hatte, das mir nicht bekannt war. »Das sollte vielleicht nicht unbedingt ich dir berichten.«
    »Was denn berichten?«
    Sie zögerte, und ich hatte Angst, sie würde nichtweiterreden. Mit einem leisen Seufzer strich sie mir die Haare aus der Stirn.
    »Vor Jahren, gegen Ende des Krieges, war London fast zehn Monate lang Gefangener der Cokyrier.«
    Schockiert riss ich die Augen auf und rang nach Luft.
    »Es hatte ein schweres Gefecht gegeben, bei dem unsere Soldaten stark in der Unterzahl kämpften. London war damals Kommandant, und als unsere Leute zum Rückzug gezwungen waren, harrte er bis zum Ende aus. Als wir zurückkehrten, um die Leichen der Gefallenen einzusammeln, war London nicht unter ihnen. Folglich nahmen wir an, sie hätten ihn

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