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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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hatte. Langsam begann ich zu begreifen, warum London niemals von seinem Kriegseinsatz oder seinen Erfahrungen mit dem Feind sprach. Ich wollte zwar dringend wissen, was er erlitten hatte, aber ich würde ihm gegenüber das Thema niemals anschneiden. Folglich hatte ich mich damit abzufinden, es womöglich nie zu erfahren.
    In jener Nacht warf ich mich im Bett herum und wurde von quälenden Bildern verfolgt, während Tadark und London in meinem Salon wachten. London hatte das Sofa für sich beansprucht, was bedeutete, dass Tadark es sich notdürftig in einem der Sessel bequem machen musste. In der vergangenen Woche hatte mich das Stöhnen und Jammern des Leutnants zum Einschlafen gebracht, doch jetzt irritierten mich diese bekannten Geräusche eher als dass sie mich beruhigt hätten.
    Ich lag in der Dunkelheit und malte mir aus, wie der Mann, der sich gerade auf meinem Sofa ausgestreckt hatte, in einem cokyrischen Kerker hungerte und nicht wusste, ob er mit dem Leben davonkäme. Unser Verlies war schon ein grauenerregender Ort, daher wagte ich mir gar nicht erst vorzustellen, wie die Cokyrier ihre Gefangenen verwahrten.
    Er hatte mir erzählt, er habe den Overlord gesehen. Mich hatte schon die Tatsache geängstigt, dass es solche Menschen auf der Welt gab. London hatte ihm gegenübergestanden und war seinem Zorn ausgeliefert gewesen. Davon ging ich zumindest aus.
    Er hatte keine körperlichen Verletzungen davongetragen, aber an einer außergewöhnlichen Krankheit gelitten. Vielleicht handelte es sich um eine cokyrischeErkrankung – eine, von der wir Hytanier noch nie gehört hatten, der wir nie ausgesetzt waren. In diesem Fall hätte sich die Krankheit jedoch wie ein Lauffeuer ausbreiten und das ganze Land anstecken müssen. London hätte eigentlich daran sterben müssen. Das hatten die Ärzte doch prophezeit. Mochte die Krankheit auch unbekannt sein, so konnte man trotzdem davon ausgehen, dass Ärzte relativ sicher festzustellen in der Lage sind, ob jemand kurz vor dem Tod steht.
    Während ich die Einzelheiten weiterhin zu sortieren versuchte, dämmerte mir langsam eine Erkenntnis. London kannte die Cokyrier besser als jeder andere in Hytanica. Es wäre unlogisch anzunehmen, jemand hätte den Overlord gesehen, sei aber der Hohepriesterin nicht begegnet. London hatte Nantilam im Garten erkannt und mir kurz darauf auch gesagt, wer sie war, selbst wenn er später versucht hatte, mir diese Information als Irrtum zu verkaufen. Warum hielt er diese Information vor dem Hauptmann und dem König geheim? Und wenn es ihm widerstrebte, sein Wissen preiszugeben, warum hatte er es dann mit mir geteilt? Ich konnte nur vermuten, dass mein Versprechen, Stillschweigen zu bewahren, ihn auskunftsfreudiger hatte werden lassen. Außerdem hatte er wahrscheinlich nicht erwartet, dass mein Vater mich bei dem Verhör dabei sein ließ.
    Und warum hatte er mich nicht nur einmal, sondern zweimal belogen? Nie zuvor hatte London mir die Unwahrheit gesagt, doch jetzt, in Bezug auf die Cokyrier, kam eine Seite an ihm zum Vorschein, die ich nicht kannte und auch nicht mochte. Er hatte meine Gemächer in der Nacht von Nantilams Flucht verlassen, und auch wenn er versucht hatte, mir das Gegenteil einzureden, wusste ich doch, dass es so gewesen war. Ich wollte ja gern glauben, dass es eine harmlose Erklärungdafür gab, doch ich hatte keine Hoffnung, dass er sie mir liefern würde, auch wenn ich ihn danach fragte. Schließlich traf ich eine Entscheidung, die mich ängstlich und traurig stimmte, die ich aber dennoch für richtig hielt. London mochte mich belügen, seinen König jedoch sicher nicht.
    Am nächsten Morgen ließ ich Lanek eine Nachricht zukommen, die besagte, dass ich meinen Vater zu sehen wünschte. Anschließend besuchte ich unsere Familienkapelle im Ostflügel des Schlosses, gleich neben dem Salon der Königin und dem Musikzimmer. Zu dieser Tageszeit fiel das Sonnenlicht durch die bunten Glasfenster, die hoch oben in die östliche Wand der Kapelle eingelassen waren, und ließ den vergoldeten Altar am Ende des Raumes aufleuchten. Ich glitt in eine der mit üppigen Schnitzereien verzierten Bänke und senkte mein Haupt zu einem stillen Gebet. Darin bat ich um Kraft und Leitung bei der Ausführung meines Vorhabens. Als ich mich wieder erhob, war ich umso entschlossener, meinen Vater zu treffen. Draußen auf dem Gang stießen London und Tadark erneut zu mir.
    Kurz danach ging ich in dem kleinen Vorzimmer vor dem Thronsaal auf und ab, während

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