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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Protokoll zu bestehen.
    Also riss ich die Tür zur Bibliothek auf und begrüßte die beiden übertrieben fröhlich. »Ich wollte gerade in meine Gemächer zurückkehren, als ich euch reden hörte und mir dachte, ich könnte gleich hier zu euch stoßen.«
    Der ungewöhnlich erregte London stand auf der anderen Seite des Raumes vor dem Erkerfenster, das Buch, in dem er gelesen hatte, achtlos zu seinen Füßen. Tadark stand wie erstarrt in Habtachtstellung zwischen ein paar Lehnstühlen vor ihm. Entlang der rechten Wand, neben dem Kamin, standen ein Sofa und weitere Sessel. Zwischen den Sitzgelegenheiten lag ein großer Teppich, auf dem ich mich als Kind oft niedergelassen hatte. Damals hatte London zu meiner Unterhaltung oft Zeichnungen angefertigt. Zu meiner Linken standen zahlreiche Bücherregale.
    »Rührt Euch«, murmelte London, als er meiner ansichtig wurde. Tadarks starre Haltung löste sich, aber er wurde vor Verlegenheit knallrot. Die beiden Männer taxierten einander, und ich konnte geradezu hören, welche Frage sie bewegte: Hat sie uns gehört?
    »Nun, meine Herren«, scherzte ich, »euren Mienen nach zu schließen habt ihr gerade etwas besprochen, von dem ich nichts wissen soll.«
    Ein peinliches Schweigen trat ein, das London schließlich brach.
    »Unsinn«, sagte er.
    Ich entschied mich, ihnen aus ihrer Verlegenheit zu helfen.
    »Na, dann setzt eure Unterredung ruhig fort. Ich werde mir inzwischen ein paar Bücher ansehen.«
    Mein Vater hatte im Laufe der Jahre eine beachtliche Bibliothek zusammengetragen und darauf bestanden, dass seine Töchter nicht nur lesen lernten, sondern auch die Erlaubnis hatten, Bücher zu den verschiedensten Themen zu lesen. Die Bücher selbst verkörperten jahrelange Arbeit von Schreibern, die die Worte der Autoren Wort für Wort auf Pergamentblätter kopiert hatten, welche dann in Leder oder aufwendige metallene Buchdeckel gebunden worden waren.
    Während ich durch die Gänge schlenderte, strich ich mit den Fingern liebevoll über manche Bände. Hier standen Bücher zu Naturwissenschaften, Theologie, Philosophie, Geschichte und Medizin, aber auch Wörterbücher und Lexika. Es gab Sammlungen von Erzählungen und Märchen, daneben Lyrik, Romane und Theaterstücke. London hatte vermutlich in einem juristischen Werk gelesen, denn er hatte einen scharfen Verstand und verstand Latein. Ich war froh, dass mein Vater in der Erziehung seiner Töchter einen fortschrittlichenStandpunkt vertreten hatte, sodass wir außer in den traditionellen weiblichen Disziplinen wie Benimm, Tanz, Haushaltsführung, Handarbeiten und Musik auch im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet worden waren.
    Ich wanderte weiter an den staubigen Regalen entlang, nicht weil ich Lust zum Lesen hatte, sondern um ungestört nachzudenken. Ich weigerte mich immer noch zu glauben, dass es in der Elitegarde oder überhaupt unter den Wachen einen Verräter gab. Aber wie auch Tadark gesagt hatte, gab es gar keine andere Möglichkeit. Wie sollte ich an einem der Männer zweifeln? Sie waren meine Leibwache und ich hatte bisher jedem von ihnen mein Leben anvertraut. Gleichzeitig kam jeder von ihnen als Täter infrage. Jeder – außer Tadark vielleicht, der mir einfach zu laut und ungeschickt für etwas so Ausgeklügeltes wie diese Flucht zu sein schien.
    Die einzige andere Option, an die ich mich verzweifelt klammerte, war etwas, das Cannan nach dem Ausbruch der Gefangenen geäußert hatte. Er hatte gesagt, die Cokyrier seien berüchtigt für ihre Tricks und Tarnungen. Ich hoffte, Nantilams Flucht wäre Beweis dafür und nicht für die Existenz eines Verräters in den Reihen der königlichen Truppe.

6. GEHEIMNISSE UND OFFENBARUNGEN
    Ich brauchte mehr Informationen. Nicht über den Ausbruch, sondern über das cokyrische Volk. Ich grübelte darüber nach, wer mir vielleicht etwas erzählen konnte, aber mir fiel niemand ein, den ich zu fragen gewagt hätte. London wären meine Motive suspekt und Tadark würde wohl kaum etwas wissen. Bei Steldor hatte ich mein Glück bereits versucht, und ich verspürte keinerlei Verlangen, es noch einmal zu tun. Mein Vater, Cannan und Kade würden sich weigern, mir irgendetwas zu sagen, weil sie solche Fragen von einer Frau für unangebracht hielten. Sinnierend ging ich zurück zu meinen Leibwächtern, die in angespanntem Schweigen herumsaßen – London auf der breiten gepolsterten Fensterbank vor einem Fenster, durch das die Strahlen der untergehenden Sonne fielen, Tadark in einem

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