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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Vorstoß.
    London nickte nur.
    »Wie ich höre, hast du einen guten Fang gemacht«, fuhr ich ängstlich fort. »War er damit zufrieden?«
    »Das war er.«
    »Und?«
    »Euer Vater ist kein versöhnlicher Mann.«
    Ich schlug die Augen nieder. Es war eine unsinnige Hoffnung gewesen, dass London aufgrund dieser einen Tat seine Position zurückerhalten hätte, aber entgegen meiner Vernunft hatte ich sie dennoch gehegt. Es wäre die einzige Möglichkeit gewesen, die Kluft zwischen uns beiden zu überbrücken, doch die Sturheit und das Misstrauen meines Vaters hatten uns um diese Chance gebracht. Jetzt blieb mir nur noch eines zu sagen.
    »Und du, London? Bist du ein versöhnlicher Mann?«
    »Manche Leute behaupten das von mir.« Er sagte das fast fröhlich, als ob er damit vorhätte, mir ein besseres Gefühl zu geben. Doch dann wurde sein Ton fast unmerklich düsterer. »Aber manche Dinge lassen sich nicht so leicht verzeihen.«
    Ich schaffte es, seinem Blick standzuhalten, auch wenn sich mein Kopf vor Scham ganz schwer anfühlte und ich sein vertrautes Gesicht nach irgendeinem Anzeichen absuchte.
    »London … es tut mir leid.« Ich führte das nicht weiter aus, weil ich hoffte, meine einfachen Worte würden genügen.
    »Ich weiß«, sagte er matt, und ein unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen uns aus.
    Sein Blick ging zu Destari, der nicht mehr an der Wand lehnte und sich wahrscheinlich schon in dem Moment aufgerichtet hatte, als mein ehemaliger Leibwächter den Raum betreten hatte.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte London und trat zu seinem Freund, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln, bevor er die Große Halle ansteuerte.
    Die Ungewissheit, wann ich London das nächste Mal wiedersehen würde, überwältigte mich, und ich wartete darauf, mit Destari sprechen zu können. Er kannte London besser als jeder andere, und ich wünschte mir geradezu verzweifelt, dass er mich beruhigen würde.
    »Wird er mir je vergeben?«, jammerte ich, als Destari mich ansah.
    »Das kann ich dir nicht sagen«, meinte er mit düsterem, undurchdringlichem Blick. »London verschenkt sein Vertrauen nicht leichtfertig, und er vergibt nicht leicht, wenn sein Vertrauen enttäuscht wurde.«
    Ich sann einen Moment über Destaris Worte nach und kam zu der Überzeugung, dass er irgendetwas vor mir verbarg.
    »Du sprichst, als wüsstest du von einem anderen Vertrauensbruch. Hilf mir doch, ihn zu verstehen, damit ich erkennen kann, wie ich seine Vergebung erreiche.«
    Destari sah Tadark misstrauisch an und schien in seiner Gegenwart nicht über London sprechen zu wollen.
    »Tadark«, sagte ich in scharfem Ton. »Geh schon in die Eingangshalle vor. Wir werden dir umgehend folgen.«
    Tadark humpelte kommentarlos aus dem Raum und warf dem stellvertretenden Hauptmann nur einen gekränkten Blick zu.
    Destari taxierte mich und schien zu überlegen, ob er mir trauen sollte.
    »Ich weiß bereits, dass London im Krieg ein Gefangener der Cokyrier war«, beeilte ich mich, ihm zu sagen. »Wenn es etwas ist, das damit in Zusammenhang steht, brauchst du es nicht vor mir zu verbergen.«
    Destaris buschige Brauen hoben sich leicht. Offenbar hatte er nicht erwartet, dass ich über Londons Vergangenheit im Bilde wäre. Nach einigen weiteren Augenblicken des Zögerns kapitulierte er schließlich.
    »Das, wovon ich Euch berichten werde, hat mit diesem Abschnitt seines Lebens zu tun.«
    »Red schon, Destari«, drängte ich.
    »Bevor London von den Cokyriern gefangen genommen wurde, hatte er sich mit einer jungen Adeligen verlobt.«
    Destari stockte angesichts meiner erstaunten Miene. Ich wusste zwar, dass London nie verheiratet gewesen war, aber ich hatte als Grund dafür immer seine Hingabe ans Militär und in der Folge zu wenig Zeit für ein Privatleben vermutet. Destaris Offenbarung bestätigte erneut, wie dürftig mein Wissen über diesen Mann war. Ich empfand schmerzliches Bedauern darüber, dass ich immer viel zu egozentrisch gewesen war, um auch nur danach zu fragen. Ich holte tief Luft, um mich zu beruhigen, und wartete auf weitere Ausführungen meines Leibwächters. Fürsorglich machte dieser einen Schritt auf mich zu, fasste mich sanft am Arm und führte mich zu einem Sessel. Nachdem ich mich gesetzt hatte, fuhr er mit seltsam belegter Stimme fort.
    »Einige Monate nach seiner Gefangennahme beschlossen die Eltern seiner Verlobten, dass sie einen anderen heiraten sollte, da man London für tot hielt. Sie war ihm schon eineinhalb Jahre zuvor versprochenworden,

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