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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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beschloss, nicht nach meiner Kammerzofe zu rufen, sondern kleidete mich mithilfe meiner Schwesteran. Ohne Frühstück stürmten wir aus meinen Gemächern auf den Gang hinaus. Destari, Tadark, Halias und Mirannas zweiter Leibwächter, ein zurückhaltender Elitegardist namens Orsiett, der etwas älter als Tadark sein musste, folgten uns.
    Während wir in Richtung Haupthof liefen, verspürte ich einen Anflug von schlechtem Gewissen wegen unserer Begeisterung. Eigentlich hätte uns die Tatsache, einen unserer Erzfeinde in unserer Heimat zu wissen, nicht so fröhlich stimmen sollen. Wir benahmen uns wie Kinder, die sich nicht im Geringsten darum kümmern, welche Bedeutung dieser Vorfall haben konnte. Doch wenn ich mich an die wenigen, aber aufregenden Fakten erinnerte, die ich in den letzten Wochen über die Cokyrier gelernt hatte, und an den Wirbel, den die Ergreifung und Flucht unserer anderen Gefangenen ausgelöst hatte, dann konnte ich meine Neugier kaum bezähmen. Der einzige Bewohner Cokyris, den ich je gesehen hatte, war die Hohepriesterin Nantilam gewesen, und dieser andere Gefangene würde einen ganz anderen Status haben. Laut Miranna handelte es sich um einen Mann. London hatte mir ja erzählt, dass Männer in der cokyrischen Gesellschaft weniger zählten als Frauen. Ich wollte wissen, wie er sich benahm, wie er sprach, wie er aussah und welche Kleider er trug. Ob es sich wohl um einen Soldaten, einen Diener oder gar einen Herrn handelte?
    Als wir auf den Hof hinaustraten, streichelte ein warmer Wind meine Wangen und erinnerte mich daran, dass der Sommer begonnen hatte. Es war Ende Juni, und obwohl der vorige Tag kühl und geradezu frisch gewesen war, fühlte sich dieser Morgen bereits schwül an. Es versprach ein glühend heißer Tag zu werden.
    Die hytanischen Sommer waren berüchtigt für ihredrückenden Tage, an denen es abends oft leicht regnete. Das Wetter war frappierend vorhersehbar, was den Bauern in den Dörfern rund um die Stadt nur recht war und dafür sorgte, dass die sanften Hügel bis hin zur Westgrenze unseres Territoriums in sattem Grün leuchteten.
    Wir blieben stundenlang draußen, bis mir vor Hitze schon ganz schlecht und ich bereit war, die ganze Sache abzublasen. Miranna wollte davon allerdings nichts hören.
    »Sobald du gehst, wird Cannan mit dem Gefangenen durchs Tor marschieren.«
    Sie meinte das Tor, das in den Hof führte und für gewöhnlich geschlossen war. Nur ein paar Stunden täglich konnte dort jedermann eintreten, der nicht vom Schlossgelände oder dem Territorium des ganzen Königreichs verbannt war und den Rat des Königs einholen wollte.
    Auf einmal meldete Halias sich zu Wort. »Jetzt kommen sie. Wenn ihr nicht gesehen werden wollt, tätet ihr gut daran, euch zu verstecken – allerdings nicht hinter diesem dafür gänzlich ungeeigneten Kirschbaum.«
    Er deutete auf ein kleines Bäumchen, auf das Miranna gerade zulief.
    Meine Schwester änderte die Richtung und gemeinsam kauerten wir uns hinter die Fliederhecke. Von dort aus spähten wir durch das Blattwerk auf den gepflasterten Weg, der vom Tor zu den Stufen des Palastes führte. Die weißen Steine waren so makellos sauber, dass ihr Anblick im grellen Sonnenlicht den Augen wehtat. Unsere Leibwächter schienen sich in Luft aufgelöst zu haben, aber ich vermutete, dass sie das in ihrer Ausbildung schließlich gelernt hatten.
    Rufe und Hufgeklapper lenkten unsere Augen zum Tor. Ungeduldig warteten wir darauf, dass es sich öffnenwürde. Nach ein paar Minuten schwangen die Flügel nach innen auf und Cannan schritt mit überaus grimmiger Miene hindurch. Er drehte sich um und wartete, bis seine Leute von den Pferden gestiegen waren, denn innerhalb des Schlosshofs waren keine Tiere gestattet. Schließlich hätte ein einziges scheuendes Pferd seine Schönheit ernstlich gefährden können. Die Reittiere würden zu den königlichen Stallungen gebracht, wo man sie fütterte und striegelte, während die Besitzer ihren Pflichten nachgingen.
    Meine Augen wanderten über den Hof, bis mein Blick an einem Soldaten hängen blieb. Er zerrte grob einen Mann von einem Pferd, dessen Hände hinter seinem Rücken gefesselt waren. Dann traten dieser und ein weiterer Soldat vor Cannan hin, während sie den gefesselten Mann an den Armen zwischen sich festhielten.
    »Das ist er!«, flüsterte Miranna mir zu. Aufgeregt umklammerte sie mein Handgelenk.
    Von unserem Versteck aus konnte ich das Gesicht des Gefangenen nicht sehen, aber er trug das weiße

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