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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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weit entfernt von den Räumen, in denen sich die königliche Familie üblicherweise aufhielt. Oft sah ich meinen Vater und Cannan ins Gespräch vertieft. Meist ging es wohl um ihren ungewöhnlich jungen Gefangenen, doch in meiner Gegenwart war nie davon die Rede, was sie mit ihm zu tun gedachten. Wäre Destari nicht gewesen, hätte ich geglaubt, der Junge würde wie unsere anderen Gefangenen im Kerker schmachten. Andererseits hätte es mich sicher gewundert, wenn mein Vater verfügt hätte,ein Kind an diesen schrecklichen Ort zu verbannen. Der Gefangene musste verhört werden, allerdings wollte mein Vater nicht, dass er gefoltert würde.
    Wenn ich darüber nachdachte, war ich froh, nicht wie mein Vater über den Jungen entscheiden zu müssen. Denn er war zwar fast noch ein Kind, aber eben doch ein Cokyrier. Vielleicht würde man ihn angesichts seines Alters nicht zu hart anpacken, trauen durfte man ihm trotzdem nicht. Hytanica hatte es bisher nur mit erwachsenen Cokyriern zu tun gehabt, und keiner hatte ein Ahnung davon, was der Junge hier gewollt hatte. Ob er als Spion oder Bote geschickt worden war oder ob er vielleicht aus seiner Heimat geflohen war. Ich war natürlich enttäuscht über die wenigen Informationen, die zu mir durchdrangen, aber ich vermutete, dass die Geheimhaltung noch größer war als bei den Ermittlungen innerhalb der Elitegarde. Steldor würde aller Wahrscheinlichkeit nach nichts darüber wissen. Und ich fühlte Erleichterung angesichts dieser Vermutung, denn schließlich hatte ich kein Verlangen danach, einen weiteren Nachmittag mit ihm durchzustehen.
    Am Morgen des vierten Tages, nachdem Destari zum Wachmann des jungen Cokyriers berufen worden war, suchte ich die Bibliothek auf. Ich brauchte einen Ort zum Nachdenken, an dem Tadark zumindest mit gewisser Wahrscheinlichkeit den Mund hielt. Ich war voller Fragen, vermochte mich aber nicht zu konzentrieren, da der junge Leutnant immer noch mit Vorliebe über Londons Unfähigkeit schwadronierte. Er war gerade mitten in einer weiteren Hasstirade, als ich die Türen zur Bibliothek aufstieß.
    »Manchmal sah ich so ein Glitzern in seinen Augen, als wolle er mich verspotten …«
    Ich versuchte gerade, das Verlangen zu unterdrücken,Tadark ins Gesicht zu sagen, dass London ihn tatsächlich verspottet hatte, als ich meine Schwester entdeckte. Sie saß zusammen mit ihrer besten Freundin Semari, von deren Besuch bei uns ich gar nichts wusste, auf einer gepolsterten Fensterbank an der anderen Seite des Raumes. Offensichtlich tauschten sie gerade den neuesten Tratsch über irgendetwas aus, denn sie sprachen mit leisen Stimmen und schlugen abwechselnd vor Schreck über das, was die andere sagte, die Hand vor den Mund. Als sie bemerkten, dass jemand die Bibliothek betreten hatte, verstummten sie und schauten in meine Richtung.
    »Komm zu uns, Alera!«, rief Miranna erfreut und sprang auf. »Wir besprechen gerade die jüngsten Skandale!«
    Ich lächelte und ging auf die beiden zu. Gerne wollte ich mich an ihrer Unterhaltung beteiligen. Als Tadark sich anschickte, mir zu folgen, scheuchte ich ihn weg und er gesellte sich zu Halias an den Kamin.
    »Miranna hat mir gerade von dem cokyrischen Gefangenen berichtet«, sagte Semari, und ihre strahlend blauen Augen glitzerten. »Sie meint, er sei sehr hübsch.«
    Die beiden kicherten, und ich stimmte bereitwillig mit ein, während ich mich in einen Sessel ihnen gegenüber fallen ließ. Der Gefangene war zweifellos attraktiv, wenn auch auf ganz andere Weise als Steldor. Der hatte Stil, sah geradezu klassisch gut aus und brüstete sich gern mit seinem erlesenen Geschmack. Der Cokyrier wirkte dagegen eher außergewöhnlich. Seine Augen fesselten auf Anhieb, und sein Gesicht war jung und abgeklärt zugleich. Auch wenn ich ihn nur ein einziges Mal gesehen hatte, traute ich ihm einen Tiefgang zu, den Steldor niemals erreichen würde. Da ich jedoch kein Verlangen hatte, diese Gedanken mit jemand zuteilen, versuchte ich, das Gespräch in eine Richtung zu lenken, die mir mehr zusagte.
    »Was glaubt ihr, hatte er hier vor?«
    »Das interessiert mich nicht die Bohne«, stieß Semari hervor. »Aber ich würde ihn zu gern sehen und ihn über seine Heimat ausfragen. Ich war nie in den Wüsten des Ostens oder im Gebirge und kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein mag, an einem so unwirtlichen Ort zu leben.«
    »Er kann doch gar nicht so gefährlich sein wie die Erwachsenen seines Volkes, da sollte es doch kein Problem sein, sich

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