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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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ehrfürchtig angesichts der noblen Gesellschaft, in der er sich befand.
    »Es ist uns eine Freude, Euch endlich unter so freundschaftlichen Vorzeichen kennenzulernen. Ich fürchte, unsere früheren Begegnungen waren ein wenig feindselig«, sagte mein Vater in dem für ihn so typischen herzlichen Ton. Narians leicht angehobene Augenbrauen ließen darauf schließen, dass er diese joviale Seite des Königs bislang noch nicht kennengelernt hatte.
    »In der Tat, Eure Majestät, es ehrt mich, dass Ihr das so empfindet«, erwiderte Narian wie ein perfekter Edelmann. Keine Spur war mehr von der ablehnenden Haltung gegenüber seinem Vater zu merken, und diese chamäleonhafte Fähigkeit, seine Persönlichkeit seinem Gegenüber anzupassen, irritierte mich ein wenig.
    Das Lächeln meines Vaters wurde noch breiter, denn die Art des jungen Mannes schien ihm außerordentlich zu gefallen. Schließlich betrachteten die meisten Hytanier Cokyrier als ruchlose Diebe und Mörder.Folglich erwartete man von einem Jungen, der unter ihnen aufgewachsen war, kein derart respektvolles Benehmen. Auch wenn mein Vater grundsätzlich nicht anfällig für engstirnige Ansichten war, so hatte er dennoch eine schlechte Meinung von den Cokyriern im Allgemeinen.
    Ich teilte diese Vorurteile überhaupt nicht, was daran liegen mochte, dass ich so wenig über Cokyri und die Schrecken des vergangenen Krieges wusste. Dennoch erstaunte Koranis’ Sohn mich. Zwar wussten wir nichts über seine Erziehung, doch waren seine Sprache und seine tadellosen Manieren Beweis einer guten Erziehung. Seine Haltung ließ auf eine durchaus harte Kindheit schließen. Ich warf einen Blick auf Cannan, dessen dunkle Augen Narian prüfend musterten. Auch er schien zu versuchen, seine Schlüsse aus Verhalten und Anblick des mysteriösen Jungen zu ziehen.
    Lanek ging, denn es war seine Aufgabe, den König zu informieren, sobald alle Gäste eingetroffen waren. Bis dahin nahmen mein Vater und meine Mutter ihre Sessel auf der erhöhten Plattform ein, von wo aus sie mit der Baronin und dem Baron plauderten. Semari, Miranna und ich nahmen unsere Unterhaltung wieder auf, während die jüngeren Kinder sich auf dem Sofa drängelten. Cannan blieb an der Tür stehen, von wo aus er Narian beobachtete, der wieder seinen Platz an der Wand eingenommen hatte.
    Am liebsten hätte ich Semari wie damals auf dem Markt über ihren älteren Bruder ausgefragt. Hatte sich etwas Grundlegendes geändert, seit er bei ihnen lebte? Hatte er etwas aus seiner Vergangenheit erzählt? Doch ich hielt mich zurück, denn es wäre mir in seiner Gegenwart unhöflich erschienen.
    Nach etwa einer halben Stunde kam Lanek zurück, und der Lakai, der ihm die Tür geöffnet hatte, stieß dieseweit auf, damit die Elitegardisten, die auf dem Flur standen, uns in den Ballsaal folgen konnten.
    »Sire, der hytanische Adel ist versammelt und erwartet Euch«, berichtete Lanek mit einer tiefen Verbeugung.
    »Sehr gut«, sagte mein Vater und erhob sich. Er deutete auf die Türen an der gegenüberliegenden Seite des Raumes. »Es ist an der Zeit, unsere Gäste zu begrüßen.«
    Meine Mutter stand ebenfalls auf, strich ihr Kleid und ihre Frisur glatt und hängte sich bei meinem Vater ein, wie sie es bei allen offiziellen Anlässen zu tun pflegte. Die beiden traten von der Plattform herunter und durchquerten das Zimmer, während Cannan die Türen zum Ballsaal ganz aufstieß und voranging. Ihm folgte Lanek, der auf die Stufen einer kleinen Empore stieg und tief Luft holte, um genug Atem für eine den gesamten Saal durchdringende Ankündigung zu haben.
    »Begrüßt den König, König Adrik von Hytanica, und seine Königin, Lady Elissia«, dröhnte der stämmige Herold mit der gedrungenen Statur. Sogleich richteten sich Hunderte Augenpaare auf uns und wurden dann ehrfürchtig gesenkt, während die Gäste entweder knicksten oder sich vor ihrem Herrscher verneigten.
    Meine Eltern betraten den Saal gefolgt von Miranna und mir. Wir stellten uns neben unsere Mutter, wurden aber nicht offiziell begrüßt, da das Fest nicht uns zu Ehren gefeiert wurde. Wenngleich uns die Versammelten, die alle wussten, wer wir waren, ihren Respekt bezeugten.
    »Willkommen«, begann mein Vater seine Begrüßung. »Heute wollen wir einer Familie die Ehre erweisen, die diesem Königreich seit vielen Jahren treu ergeben ist. Sie hat sich in dieser Zeit meine Freundschaft ebenso gesichert wie die meiner Königin und unserer Töchter.Ich darf euch Baron Koranis und

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