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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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das ist meiner«, bestätigte Koranis erstaunt. »Ich fürchtete schon, ihn verloren zu haben. Wie ist er in deine Hände geraten?«
    »Ihr habt ihn nicht verloren, Sir«, erklärte Tadark schadenfroh, da er wohl die Möglichkeit sah, Narian in Schwierigkeiten zu bringen und ein klein wenig Rache für die Demütigung zu nehmen, die der junge Mann ihm zugefügt hatte. »Ich habe ihn Lord Kyenn bei unserem letzten Besuch abgenommen. Da ich damals noch nicht wusste, dass er Euch gehört, wollte ich ihn dem Hauptmann der Elitegarde aushändigen.«
    Koranis sah Tadark einen Moment lang verständnislos an.
    »Ich erinnere mich, ihn dabeigehabt zu haben, als wir losgeritten sind. Daher dachte ich, er wäre verloren gegangen. Aber wenn Kyenn ihn hatte …« Vom Doppelkinn aufsteigend wurde sein ganzes Gesicht rot, als ihm die Erkenntnis dämmerte.
    »Kyenn!«, brüllte er wütend und drehte sich zum Haus um.
    Nach ein paar Minuten und einem weiteren Schrei kam Narian nach draußen spaziert und schien sich trotz des alarmierenden Tons seines Vaters nicht sonderlich zu beeilen.
    »Wie bist du an meinen Dolch gekommen?«, fragte Koranis, als sein Sohn schließlich vor ihm stand.
    »Ich habe ihn aus seiner Scheide genommen«, antwortete Narian kühl.
    »Dann bist du ein Dieb, Bursche. Und ich dulde keinen Dieb in meinem Haus!«
    Koranis, der eine drohende Haltung eingenommen hatte, wich fast unmerklich zurück, als Narians stechende blaue Augen seinen begegneten. Der deutlich kleinere Tadark sah daneben mit der unverhohlenen Freude auf seinem Kindergesicht geradezu engelhaft aus.
    »Vielleicht wird eine ordentliche Tracht Peitschenhiebe dich lehren, den Besitz anderer Menschen zu respektieren.« Seltsamerweise klangen Koranis’ Worte eher nach einem Vorschlag als nach der Verhängung einer Strafe.
    Nach der Äußerung des Barons herrschte zunächst einmal Schweigen. Selbst das Geschnatter von Semari und Miranna erstarb, und sie musterten Vater und Sohn neugierig. Auch ich konnte mich von den beiden blonden Männern, die einander anstarrten, nicht losreißen. Narians schlanke, muskulöse Gestalt stand in scharfem Kontrast zu Koranis’ übergewichtiger und prätentiöser Erscheinung.
    Narians Blick war voller Verachtung und zeigte angesichts von Koranis’ Drohung keine Spur von Bedauern oder Sorge.
    »Das würde ich an Eurer Stelle lieber nicht versuchen«, warnte er ihn mit kaum hörbarer Stimme.
    Koranis trat einen kleinen Schritt zurück und bemerkte wohl erst jetzt, dass er unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
    »Geh zurück ins Haus«, blaffte er. »Ich kümmere mich später um dich.«
    Narian zuckte mit den Schultern und kehrte ohne Eile ins Haus zurück.
    Von dieser Reaktion offensichtlich verwirrt wandte Koranis sich noch einmal meinem Leibwächter zu und sagte kurz angebunden: »Danke, dass du mir meine Waffe zurückgebracht hast.« Damit stapfte er verärgert zu den Ställen und ließ einen sichtlich enttäuschten Tadark zurück.
    Miranna und Semari hatten ihre Unterhaltung rasch wieder aufgenommen, nur ich war von dem Vorfall wie vor den Kopf gestoßen. In Hytanica galt der Vater als unumstrittenes Familienoberhaupt und absoluter Herrscher über Frau und Kinder, über Grund und sonstigen Besitz. Dennoch konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Narian die Oberhand gewonnen hatte. Das war umso erstaunlicher, als Narian keinerlei Anzeichen von Wut oder Aggression hatte erkennen lassen. Vielmehr schien es, als hätte er einen Feind kaltblütig eingeschätzt. In meinem Kopf machte sich die schockierende Erkenntnis breit, dass Narian dem Baron deutlich überlegen war.
    Bald darauf setzten Semari, Miranna und ich Alantonyas Vorschlag in die Tat um und spazierten wieder zwischen den Bäumen auf dem Pfad neben dem Fluss entlang. Halias und Tadark folgten uns. Zu meinem Missfallen begleitete Narian uns nicht. Ich hatte seine Anwesenheit im Haus genutzt, um ihn einzuladen, uns zu begleiten, doch er hatte nur die Augenbrauen gehoben und mir keine weitere Antwort gegeben. Daraus hatte ich den enttäuschenden Schluss gezogen, dass ich ihn an diesem Tag wohl kaum noch zu sehen bekommen würde. Dabei hatte ich gehofft, die schiere Neugier würde ihn veranlassen, sich uns anzuschließen. Tief in meinem Inneren befürchtete ich zudem, dass er uns schlicht als lästig und uninteressant empfand.
    Kaum dass wir die Lichtung am Ufer des Recoraherreicht hatten, liefen Miranna und Semari voraus, sodass ihr Kichern leiser

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