Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
Vom Netzwerk:
über Steldors Haar, bevor er ihn weiter ruhen ließ.
    »Seid Ihr hungrig?«, fragte ich ihn, doch er schüttelte den Kopf.
    Galen trat ans Feuer und schaute gierig auf den Kochkessel. Ich wusste, dass ich ihn nicht fragen brauchte, ob er Appetit hätte.
    »So weit scheint es ihm gut zu gehen«, sagte Cannan im Vorbeigehen, bevor er sich nahe dem Höhleneingang ebenfalls ein Lager richtete.
    Ich löffelte Grütze für Galen in eine Schale, gab ein paar Rosinen dazu, und er schlang alles hinunter.
    »Der beste Brei aller Zeiten«, sagte er grinsend und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Danke.«
    Dann machte er sich auf den Weg hinaus, um Wache zu halten. Er ging am Hauptmann vorbei, der sich bereits zu seiner längst nötigen und so lange aufgeschobenen Rast niedergelegt hatte.
    »Weckt mich, sobald Steldor sich regt«, rief er noch, bevor er sich endlich selbst etwas Ruhe gönnte.
    Die Worte des Hauptmannes bedeuteten, dass ich, wieder einmal, zu wachen hatte. Und sie bedeuteten, dass ich in unserer dämmrigen, feuchten Zuflucht wieder auf mich selbst gestellt war. Ich war dankbar, für die paar Sonnenstrahlen, die von oben hereinfielen, aber sie beleuchteten den Boden eben nur an wenigen Stellen, und sie wanderten mit dem Stand der Sonne. Unsere Fackeln und das Feuer reichten mit ihrem Licht auch nicht weit, und es gab viele düstere Stellen an den Wänden und in den Ecken. Die Stille im Inneren des mächtigen Gesteins war auch anders, viel reiner, weil man keine Vögel oder raschelnden Zweige oder Schritte hörte. Was für ein kühles und trostloses Dasein uns hier bevorstand.
    Ich hatte kaum etwas zu tun, und die Zeit schlich dahin. Ich begann nachzudenken und fragte mich unweigerlich, ob mein Königreich noch existierte. Ich konnte gar nicht anders, als an meine Eltern, meine Freunde, mein Volk zu denken. Und dann wanderten meine Gedanken unweigerlich zu Narian, der London und meine Schwester gerettet hatte, dem es jedoch wahrscheinlich an Macht fehlte, um noch andere, womöglich sich selbst, vor dem Overlord zu schützen.
    Dann fiel mir Galens Hochzeit ein, die erst kurze Zeit zurücklag – er hatte sich nichts anmerken lassen, aber innerlich musste er vor Sorge schier umkommen. Daheim in der Stadt würde Tiersia, sofern sie überhaupt noch am Leben war, nicht wissen, wo Galen war. Wahrscheinlich hielt sie ihn für tot. Das würde sie in unnötige Trauer stürzen. Aber wäre sie tatsächlich unnötig? Waren wir in dieser Höhle nicht so gut wie tot? Wir würden niemals mehr zurückkönnen. All diese Tatsachen waren mehr, als ich ertragen konnte.
    Also stand ich auf und war entschlossen, mir eine Beschäftigung zu suchen, die mich vor dem Verzweifeln bewahrte. Weil ich mir ausmalte, mich besser zu fühlen, wenn ich ein wenig sauber gemacht hätte, erhitzte ich zunächst einmal Wasser – mein Haar musste dringend gewaschen werden. Ich fuhr mir mit der Hand über den Kopf und blieb mit den Fingern in einzelnen Locken hängen, die sich aus dem Knoten gelöst hatten, den ich mir kurz vor unserer Flucht aufgesteckt hatte. Vorsichtig versuchte ich, die übrigen Locken zu lösen, doch ich musste mehrmals daran reißen, bis ich das Haar endlich offen hatte. Was mir dabei ausging, warf ich ins Feuer.
    Als das Haar mir über Schultern und Rücken fiel, schauderte ich richtig. Es war schrecklich schmutzig, mit Blättern und Zweigen darin, und richtig verfilzt. Selbst wenn ich mir größte Mühe gäbe, würde ich einige verknoteten Strähnen abschneiden müssen. Ich zog den Dolch, den Steldor mir gegeben hatte, aus der Scheide an meinem Unterarm. Da wurde mir klar, wie unpassend es wäre, ausgerechnet diese Waffe, die er mir nur widerwillig überlassen hatte, zu benutzen, um die Locken zu kürzen, mit denen er stets so gern gespielt hatte.
    Ich trug den Topf mit dem heißen Wasser zu dem Becken am Fuß des Wasserfalls und gab ein wenig kaltes Wasser dazu, um die richtige Temperatur zu erzielen, während ich überlegte, wie ich am besten vorgehen sollte. Ich hatte nichts, um mein Haar auszubürsten, und nur warmes Wasser, um es zu säubern. Wütend schnappte ich mir den Dolch und schnitt eine meiner vorderen Locken auf Schulterlänge ab. Achtlos ließ ich den Rest zu Boden fallen. Dann hob ich die braune Locke, die mir leblos und ohne Glanz erschien, aber doch auf, und fällte eine pragmatische Entscheidung.
    Ich warf die Locke wieder fort, packte mir ein neues Büschel und kappte auch das. So verfuhr ich

Weitere Kostenlose Bücher