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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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kennengelernt zu haben. Sie bedauere seinen Tod und so weiter. An diesem Abend war sie verschwunden. Ein Offizier sagte mir, sie wäre befristet versetzt worden. Wohin, wisse er nicht. Mich stört hauptsächlich eins daran: Matt war nie ein Mensch, zu dem man schnell Kontakt fand. Aber er gehört nicht zu jener Art Mensch, die man hassen könnte. Wally, diese Menschen verachten ihn. Sein Name bringt sie nicht nur in leichte Wut. Diese Menschen – alle diese Menschen – würden ihn gern umbringen.
    Ich sollte es wohl dabei bewenden lassen und nach Hause zurückkehren. Ich bin es sowieso leid, mich mit Militärs zu unterhalten. Sie hassen ziemlich schnell. Aber mein Gott, ich würde gern die Wahrheit erfahren. Ich habe nie jemanden gekannt, der Sim und seinen verdammten Konföderierten mehr Loyalität entgegenbrachte als Matt Olander.
    Dieser Ort ist jetzt ein Irrenhaus. Er ist mit Flüchtlingen von Ilyanda überlaufen, und es wird immer schwerer, Zugang zu den planetarischen Flotteneinrichtungen zu bekommen. Ich sehe diese Leute an, die von ihrer Heimat getrennt sind, und empfinde große Mutlosigkeit. Hast du gewußt, daß die Ashiyyur Point Edward bombardiert haben? Wie können sie nur so töricht sein? Ich würde das zu niemandem sonst sagen, aber ich frage mich manchmal, ob Sim nicht recht hat, was sie betrifft. Es ist schwer, Wally. Wirklich schwer.
    Ich habe gehört, daß Tarien morgen in der Innenstadt eine Rede halten wird, bei der Einweihung eines Wohnviertels für die Ilyandaner. Ich werde versuchen, dort mit ihm zu sprechen. Vielleicht kann ich ihn überreden, diese Sache mit Matt zu untersuchen.
    Ich halte dich auf dem laufenden.
    Das Bild verblich.
    »War es das?«
    »Es gibt keinen anderen Speicher in diesem Kristall«, erklärte Jacob.
    Chase mußte mit geschlossenen Augen dagesessen und zugehört haben. »Das ist alles«, sagte sie. »Die Einführung deutet an, daß noch mehr Bände geplant waren. Doch es wurde keiner mehr zusammengestellt. Der Herausgeber ist zu früh gestorben.«
    »Sein Name war Charles Parrini, und er hat an der Universität von Mileta gelehrt«, sagte Jacob. »Er ist vor dreißig Jahren gestorben.«
    »Vielleicht hat ein anderer das Projekt abgeschlossen.«
    »Vielleicht.« Chase erhob sich. »Aber wenn, wurde es niemals veröffentlicht.«
    »Das muß nicht unbedingt wichtig sein«, sagte Jacob. »Parrini muß irgendwelche Quellendokumente gesammelt haben. Findet sie, und ihr werdet vielleicht eure Antworten bekommen.«
     
    Die Universität von Mileta befand sich auf Sequin, dem kleinsten von Rimways sechs Kontinenten, in der Wüstenstadt Capuchai. Parrini war dort den größten Teil seines produktiven Lebens emerierter Professor für Literatur gewesen. Die Bibliothek quoll vor seinen Büchern über – der Mann mußte außerordentlich produktiv gewesen sein. Seine Kommentare befaßten sich mit jeder literarischen Epoche, bei den Babyloniern angefangen. Er hatte mehrere definitive Ausgaben großer Dichter und Essayisten herausgegeben (einschließlich Walford Candles). Sehr interessant war auch, daß er fast ein ganzes Regal ashiyyurischer Dichtung und Philosophie übersetzt hatte. Chase und ich verbrachten fast einen gesamten Nachmittag und einen Teil des nächsten Vormittags in Gabes Arbeitszimmer, bis wir alle Bücher durchgesehen hatten.
    Am Nachmittag des zweiten Tages rief Chase mich an. »Parrinis Tulisofala ist interessant. Ich habe mir die Prinzipien angesehen, auf denen sie ihre Ethik aufbaut: Liebe deinen Feind. Vergelte Böses mit Gutem. Gerechtigkeit und Gnade sind die Grundsteine eines einwandfreien Lebens; Gerechtigkeit, weil sie von der Natur gefordert wird, und Gnade, weil Gerechtigkeit die Seele zerfrißt.«
    »Kommt mir bekannt vor.«
    »Vielleicht gibt es überhaupt nur eine funktionsfähige Ethik. Wenngleich sie bei den Stummen nicht gegriffen zu haben scheint.«
    »Wollten Sie mir das zeigen?«
    »Nein. Einen Augenblick.« Sie ließ den Text bis zur Titelseite zurückrollen und deutete auf die Widmung. Für Leisha Tanner.
     
    Keiner der Bibliothekare wußte etwas über Parrini. Für sie war er nur ein paar Kristalle in der Nachschlagebibliothek und drei Kisten mit Dokumenten in einem Lager im dritten Stock. (Oder vielleicht waren es auch vier Kisten. Niemand wußte es genau.) Auf unsere Bitte hin holten sie die Kisten in einen Ansichtsraum und zeigten uns den Inhalt. Wir fanden Berichte über Studenten, Benotungslisten, finanzielle Aufstellungen, die schon

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