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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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war aber auch neugieriger als je zuvor im Leben.
    Ich fuhr rückwärts aus der Auffahrt und raste ins Stadtzentrum. In weniger als fünfzehn Minuten hatte ich das Gerichtsgebäude erreicht. Die Menschenmenge auf der E Street war noch größer, gespannter und erregter als auf dem Höhepunkt der Verhandlung. Mindestens ein halbes Dutzend Union Jacks wehten im Wind, doch ich sah auch amerikanische Flaggen, darunter einige, die auf Gesichter und nackte Oberkörper gemalt waren.
    Ich musste mir buchstäblich mit den Ellbogen einen Weg durch die Menge bis zur Treppe des Gerichtsgebäudes bahnen.
    Ich ignorierte jede Frage seitens der Presse. Ich bemühte mich, jedem zu entgehen, der mit einer Kamera bewaffnet war oder den hungrigen Blick eines Reporters zeigte.
    Ich betrat den voll besetzten Gerichtssaal in dem Moment, als auch die Geschworenen im Gänsemarsch hereinkamen.
    »Beinahe hättest du’s verpasst«, murmelte ich vor mich hin.
    Richter Fescoe ermahnte die Zuhörer, sobald alle Platz genommen hatten. »Hiermit untersage ich jede Art von Demonstration nach der Urteilsverkündung. Sollte es dennoch zu solchen Demonstrationen kommen, werden die Marshals den Saal sofort räumen«, sagte er mit leiser, aber klarer Stimme.
    Ich saß mehrere Reihen hinter der Staatsanwaltschaft und bemühte mich, regelmäßig zu atmen. Es war undenkbar, dass Shafer freigesprochen wurde. Meiner Meinung nach gab es nicht den leisesten Zweifel daran, dass er mehrere Menschen ermordet hatte – nicht nur Patsy Hampton, sondern zumindest auch einige der Jane Namenlos. Er war ein rücksichtsloser Serienmörder, einer der schlimmsten, und man hatte ihn jahrelang nicht erwischt. Mir wurde jetzt klar, dass Shafer vielleicht der schändlichste und waghalsigste Mörder war, mit dem ich es je zu tun gehabt hatte. Er spielte sein Spiel mit einem Bleifuß auf dem Gaspedal. Er weigerte sich zu verlieren – um jeden Preis und mit allen Mitteln.
    »Mr. Speaker, sind Sie zu einem Urteil gelangt?«, fragte Richter Fescoe mit ernster Stimme.
    Raymond Horton, der Sprecher der Geschworenen,
    antwortete: »Ja, Euer Ehren.«
    Ich blickte auf Shafer. Er wirkte zuversichtlich. Wie seit Beginn des Prozesses trug er auch heute einen Maßanzug, ein weißes Hemd und Krawatte. Er besaß nicht den Hauch eines Gewissens. Er hatte keine Angst, dass ihm irgendetwas zustoßen könnte. Vielleicht war das mit eine Erklärung dafür, dass er so lange frei herumlaufen konnte.
    Richter Fescoe schaute ungewöhnlich ernst drein. »Gut. Angeklagter, erheben Sie sich bitte.«
    Geoffrey Shafer stand am Tisch der Verteidigung. Sein gepflegtes blondes Haar schimmerte im Licht der hellen Deckenlampen. Er überragte Jules Halpern und dessen Tochter Jane bei weitem. Shafer hielt die Hände auf dem Rücken, als trüge er Handschellen. Ich fragte mich, ob er zwei von den Spielwürfeln darin hielt, wie ich sie in seinem Arbeitszimmer gesehen hatte.
    Wieder wandte Richter Fescoe sich an den Sprecher der Geschworenen. »Wie haben Sie zu Punkt eins der Anklage entschieden – erschwerter vorsätzlicher Mord?«
    » Nicht schuldig, Euer Ehren«, erklärte der Sprecher.
    Ich hatte das Gefühl, als würde mir plötzlich der Schädel platzen. Die Zuhörermenge drehte völlig durch. Die Pressemeute stürmte zur Gerichtsschranke. Der Richter hatte gedroht, den Saal räumen zu lassen, zog sich aber jetzt schon in seine Gemächer zurück.
    Ich sah, wie Shafer sich in Richtung der Pressevertreter bewegte, dann aber ging er rasch weiter. Was tat er jetzt? Dann sah er einen Mann in der Menge und nickte ihm zu. Wer war das?
    Shafer ging schnurstracks in die Richtung, wo ich in der vierten Reihe saß. Am liebsten wäre ich über die Stühle gesprungen und ihm an die Kehle gegangen. Ich wollte diesen Dreckskerl in die Finger kriegen, wollte ihn fertig machen.
    Aber ich wusste, ich hatte soeben meine Chance verloren, es auf die richtige, die legale Art und Weise zu tun.
    »Detective Cross«, sagte er in seiner üblichen herablassenden Art. »Detective Cross, ich wollte Ihnen noch etwas sagen, das ich schon seit Monaten für mich behalten habe.«
    Die Presseleute umzingelten uns. Es wurde laut und erdrükkend. Von allen Seiten kamen Stimmen. Blitzlichtgewitter.
    Jetzt, nachdem der Prozess zu Ende war, verhinderte nichts und niemand mehr das Fotografieren im Gerichtssaal. Shafer nahm die seltene Gelegenheit wahr, für Fotos zu posieren. Selbstverständlich nahm er sie wahr. Wieder sprach er, und diesmal so

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