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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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laut, dass alle, die sich um uns drängten, es hören konnten.
    Plötzlich setzte Stille ein, eine Höhle des Schweigens und der Erwartung.
    »Sie haben sie umgebracht«, sagte er und blickte mir tief in die Augen, ein bohrender Blick, der mir bis ins Hirn zu dringen schien. »Sie haben sie umgebracht!«
    Ich war wie betäubt. Meine Beine wurden plötzlich schwach.
    Ich wusste, dass er nicht Patsy Hampton meinte.
    Er meinte Christine.
    Sie war tot.
    Geoffrey Shafer hatte sie getötet. Er hatte mir alles genommen, so, wie er mich gewarnt hatte.
    Er hatte gewonnen.
    G eoffrey Shafer war ein freier Mann und genoss es. Er hatte sein Leben als Pfand gesetzt. Er hatte gespielt und das große Los gezogen. Das Superlos! Nie zuvor hatte er so etwas empfunden wie den berauschenden Moment nach der Urteilsverkündung.
    Shafer begleitete Lucy und die Kinder zu einer Pressekonferenz, die nur auf Einladung in dem hohen pompösen Schwurgerichtssaal stattfand. Er posierte mit seiner Familie für unzählige Fotos. Immer wieder wurde Shafer umarmt, und Lucy weinte und weinte, wie ein hoffnungslos verzogenes Kind, was sie ja auch war. Wenn einige Leute der Meinung waren, er triebe Medikamentenmissbrauch, wären sie geschockt gewesen, hätten sie gewusst, welche Mengen Lucy schluckte. Herrgott, dadurch hatte er die erstaunliche Welt der Pharmapräparate erst kennen gelernt.
    Schließlich stieß Shafer den Arm in die Luft und hielt ihn als spöttisches Siegeszeichen emporgereckt. Überall blitzten Kameras auf. Die Fernseh-und Zeitungsleute konnten von ihm nicht genug kriegen. Annähernd hundert Reporter – die weiblichen liebten ihn besonders – drängten sich um Shafer. Er war ja jetzt ein Medienstar. Er war wieder ein Held.
    Einige Presseagenten drängten sich rücksichtslos zu ihm durch, reichten ihm ihre Karten und versprachen obszön große Summen für seine Geschichte. Shafer hatte ihre läppischen Angebote nicht nötig. Schon vor Monaten hatte er einen Agenten ausgewählt, der in New York und Hollywood Macht und Einfluss besaß.
    Herrgott, er war frei wie ein Vogel!
    Nach der Pressekonferenz schickte er Frau und Kinder voraus, angeblich, weil er sich um ihre Sicherheit Sorgen machte.
    Er selbst blieb noch eine Zeit lang in der Gerichtsbibliothek und besiegelte mit Jules Halpern den Buchvertrag mit Vertretern der Verlags-Gruppe, der zurzeit mächtigsten der Welt.
    Shafer hatte ihnen versichert, sie bekämen seine Geschichte – -aber sie würden natürlich nichts bekommen, was der Wahrheit auch nur nahe kam. War das heutzutage nicht üblich bei den so genannten »umfassenden Geständnissen«, den alles offenbarenden »wahren« Geschichten? Die Verlags-Leute wussten das und bezahlten dennoch Unsummen.
    Nach der Besprechung nahm Shafer den langsamen Aufzug zum Parkplatz innerhalb des Gerichtsgebäudes. Immer noch fühlte er sich unglaublich high, was gefährlich sein konnte. Die Würfel brannten ihm ein Loch in die Hosentasche.
    Er wollte für sein Leben gern spielen! Jetzt! Die Vier Reiter.
    Oder, noch besser, Solipsis, seine Version des Spiels. Doch Shafer gab diesem Verlangen, diesem unbändigen Spieltrieb nicht nach – noch nicht. Es war zu gefährlich, sogar für ihn.
    Seit Prozessbeginn parkte er den Jaguar an ein und derselben Stelle; schließlich hatte er Verhaltensmuster. Allerdings hatte er sich nie die Mühe gemacht, Münzen in die Parkuhr zu stekken, kein einziges Mal. Jeden Tag war ein Stapel Fünf-Dollar-Strafzettel unter dem Scheibenwischer.
    Heute war es nicht anders.
    Shafer nahm die lächerlichen Strafmandate von der Windschutzscheibe und knüllte sie in der Faust zu einem Ball zusammen. Dann ließ er ihn auf den mit Ölflecken übersäten Betonboden fallen.
    »Ich genieße diplomatische Immunität«, sagte er laut und stieg lächelnd in den Jaguar.

FÜNFTES BUCH
ENDSPIEL
    S hafer konnte es nicht fassen. Er hatte einen sehr ernsten und vielleicht unwiderruflichen Fehler begangen. Das Resultat war nicht das, was er erwartet hatte, und nun schien seine ganze Welt auseinander zu fallen. Manchmal glaubte er sogar, es hätte nicht schlimmer kommen können, wäre er wegen des kaltblütigen Mordes an Patsy Hampton ins Gefängnis gewandert.
    Shafer wusste, dass er nicht nur unter Verfolgungswahn litt oder den Verstand verloren hatte. Mehrere dieser erbärmlichen Arschlöcher in der Botschaft beobachteten ihn jede verdammte Minute, sobald er sein Büro verließ. Sie schienen ihn abzulehnen, ja offen zu verachten,

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