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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Vordertreppe und hielt Neugierige davon ab, das Haus zu betreten. Er war jung, hatte ein Babygesicht und Haut wie ein Karamellbonbon.
    Ich kannte ihn nicht, deshalb zeigte ich meine Dienstmarke.
    »Detective Cross«, nuschelte er. Ich spürte, dass er von mir gehört hatte.
    »Was haben wir bis jetzt?«, fragte ich, ehe ich das Gebäude betrat und die steile Treppe in den dritten Stock hinaufstieg.
    »Da oben sind zwei tote Mädchen. Wahrscheinlich Prostituierte. Eine hat hier im Haus gewohnt. Die Morde wurden anonym gemeldet. Vielleicht ein Nachbar, vielleicht der Zuhälter.
    Die Mädchen sind sechzehn, siebzehn, vielleicht jünger.
    Schlimme Sache. Das haben sie nicht verdient.«
    Ich nickte, holte tief Luft und ging schnell die steile knarzende Treppe in den dritten Stock hinauf. Prostituierte machen die polizeilichen Ermittlungen immer schwierig. Ich fragte mich, ob das Wiesel das ebenfalls wusste. Im Durchschnitt hatte eine Hure in Pentworth in einer Nacht ein Dutzend Freier, und das ergibt für die Gerichtsmedizin jede Menge Spuren an der Leiche.
    Die Tür zum Apartment 4 A stand weit offen. Ich konnte hineinschauen. Es war eine Einzimmerwohnung mit Küchenzeile und Bad. Zwischen zwei Bettcouches lag ein weißer Teppich. Eine Lavalampe, die neben mehreren Dildos stand, spuckte grüne Leuchtblasen aus.
    Sampson hockte neben einer Bettcouch. Er sah wie ein Basketballstürmer aus, der den Boden nach einer verlorenen Kontaktlinse absucht.
    Ich betrat das kleine unaufgeräumte Zimmer. Es roch nach Räucherstäbchen, Pfirsichduft und fettigem Essen. Ein großer rotgelber Pappbecher von McDonald’s mit Pommes frites stand auf der Couch.
    Schmutzige Wäsche hing auf den Stühlen: Radlerhosen, Hotpants, Karl-Kani-Klamotten. Mindestens ein Dutzend Fläschchen Nagellack, mehrere Nagelfeilen und Wattebällchen lagen auf dem Boden. Der schwere, widerliche Duft eines fruchtigen Parfüms erfüllte das Zimmer.
    Ich ging um die Couch herum und betrachtete die Opfer.
    Zwei sehr junge Frauen, beide nackt von der Taille abwärts.
    Das Wiesel war hier gewesen – ich konnte es spüren.
    Die Mädchen lagen aufeinander, wie ein Liebespaar. Sie sahen aus, als hätten sie Sex auf dem Fußboden.
    Eines der Mädchen hatte ein knappes blaues Oberteil an, das andere einen schwarzen Büstenhalter. Beide trugen »Slides«, Sandalen mit Plateausohlen, die zurzeit in Mode waren. Die meisten Jane Namenlos waren völlig nackt gewesen. Und im Unterschied zu ihnen würde es uns ziemlich leicht fallen, diese beiden Mädchen zu identifizieren.
    »Keine Ausweispapiere bei den beiden«, erklärte Sampson ohne aufzublicken.
    »Aber eine hat die Wohnung gemietet«, meinte ich.
    Er nickte. »Wahrscheinlich zahlt sie bar. In ihrem Gewerbe lacht Bargeld.«
    Sampson trug Latex-Gummihandschuhe und beugte sich tief über die beiden Mädchen.
    »Der Mörder hat Handschuhe getragen«, erklärte er. Immer noch schaute er mich nicht an. »Laut Spurensicherung gibt es nirgends Fingerabdrücke, jedenfalls nicht auf den ersten Blick.
    Beide Mädchen wurden erschossen, Alex. Je ein einziger Schuss in die Stirn.«
    Ich blickte mich im Zimmer um und sammelte Informationen, indem ich den Tatort auf mich einwirken ließ. Mir fiel eine Sammlung Haarprodukte auf: Soft Sheen, Care Free Curl, Styling Gel, mehrere Perücken. Auf einer der Perücken thronte ein grünes Armeekäppi mit Streifen, die von Soldaten »Muschikappe« genannt wird, weil die Weiber angeblich darauf abfahren, besonders im Süden. Außerdem gab es einen Piepser.
    Die Mädchen waren jung und hübsch. Sie hatten schlanke Beine, zierliche Füße und trugen silberne Zehenringe, die aussahen, als stammten sie alle aus demselben Geschäft. Ihre abgelegten Kleidungsstücke waren nur noch zwei winzige Bündel auf dem blutverschmierten Holzfußboden.
    In einer Ecke des kleinen Zimmers sah ich Erinnerungsstükke aus der Kinderzeit: ein Lotto-Spiel, einen blauen Teddybären, dessen Flausch vollkommen abgenutzt war und der wohl so alt war wie die Mädchen selbst, eine Barbie-Puppe, ein Oui-ja-Brett.
    »Sieh dir das hier mal an, Alex. Es wird immer seltsamer.
    Unser Wiesel flippt langsam aus.«
    Ich seufzte und bückte mich, um mir anzuschauen, was Sampson entdeckt hatte. Das kleinere und wahrscheinlich jüngere Mädchen lag oben, das andere unter ihr auf dem Rücken.
    Seine starren Augen blickten zu einer kaputten Lampe an die Decke, als sähe sie dort etwas Grauenhaftes.
    Das andere Mädchen war so hingelegt

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