Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
hatte etwas gesehen. Wir steckten in einer Sackgasse.
    Christine war und blieb spurlos verschwunden.
    Wir waren hundemüde. Nachdem Sampson und ich am dritten Abend auf dem Polizeirevier Feierabend machten, gingen wir am Elbow Beach noch schwimmen, gleich neben der Straße am Hotel.
    Wir hatten beide im städtischen Schwimmbad in Washington schwimmen gelernt. Nana hatte darauf bestanden. Damals war sie vierundfünfzig Jahre alt gewesen und stur wie ein Esel. Sie hatte sich entschlossen, ebenfalls schwimmen zu lernen, und nahm mit uns zusammen Unterricht beim Roten Kreuz. Die Mehrheit der Bewohner des Southeast konnte damals nicht schwimmen, und Nana betrachtete das als »symbolisch für die begrenzten Möglichkeiten im Stadtkern«.
    Deshalb begannen Sampson, Nana und ich in jenem fernen Sommer mit dem Unterricht im städtischen Schwimmbad. Drei Vormittage in der Woche bekamen wir Stunden und übten meist anschließend noch eine Zeit lang. Bald konnte Nana mehr als fünfzig Bahnen schwimmen. Sie hatte Durchhaltevermögen, wie auch jetzt noch. Ich gehe selten ins Wasser, ohne mich an diese herrlichen Sommertage meiner Jugend zu erinnern, als ich ein ziemlich guter Schwimmer wurde.
    Jetzt trieben Sampson und ich auf dem ruhigen Meer, knapp hundert Meter vom Ufer entfernt. Der Himmel über uns war wie tiefblauer Samt, auf dem unzählige Sterne funkelten. Ich konnte die geschwungene weiße Linie des Strands sehen, die sich mehrere Meilen in beide Richtungen erstreckte. Palmen und Casuarinas wiegten sich in der Meeresbrise.
    Doch ich sah diese Schönheiten gar nicht. Ich war ratlos, verzweifelt, verängstigt wie ein Kind, als ich auf dem Meer dahintrieb. Mit offenen und mit geschlossenen Augen sah ich Christine. Ich konnte es nicht fassen, dass sie verschwunden war. Es zerriss mich, wenn ich daran dachte. Manchmal war das Leben die Hölle.
    »Möchtest du über die Ermittlungen sprechen? Meine bisherigen Gedanken? Kleinigkeiten, die ich heute erfahren habe?
    Oder sollen wir es für heute gut sein lassen?«, fragte Sampson, während wir auf dem Rücken trieben. »Reden? Oder Schweigen?«
    »Reden, schätze ich. Ich kann an nichts denken. Nur an Christine. Sag mir, was du herausgefunden hast.«
    »Kleinigkeiten, aber vielleicht ist es wichtig.«
    Ich sagte nichts.
    »Die ersten Zeitungsartikel geben mir Rätsel auf.« Sampson machte eine Pause; dann fuhr er fort: »Busby sagt, er habe am ersten Abend mit niemandem gesprochen. Mit keinem einzigen Menschen, behauptet er. Du auch nicht. Trotzdem stand die Story in der Frühausgabe.«
    »Die Insel ist klein, John. Das hab ich dir schon erklärt. Und inzwischen hast du’s ja selbst gesehen.«
    Doch Sampson gab nicht auf. Und allmählich keimte in mir der Gedanke, dass an der Sache tatsächlich etwas dran sein könnte.
    »Hör zu, Alex. Nur du, Patrick Busby und die oder der Entführer Christines wussten Bescheid. Er hat die Zeitung angerufen. Der Kidnapper. Ich habe mit dem Mädchen gesprochen, das den Anruf entgegengenommen hat. Gestern wollte sie nicht mit der Sprache raus, aber heute hat sie es mir gesagt. Sie glaubte, der Anrufer wäre ein besorgter Bürger gewesen. Ich glaube, jemand spielt mit dir, Alex. Jemand treibt ein ganz übles Spiel mit dir.«
    Wir haben sie.
    Ein Spiel? Was für eine Art übles Spiel? Und wer waren die verdammten Spieler? War einer von ihnen das Wiesel? War es möglich, dass er immer noch hier in Bermuda war?
    Z urück im Hotel, konnte ich nicht schlafen. Ich konnte mich immer noch nicht konzentrieren. Ich konnte nichts tun, nur grübeln, und das war entsetzlich. Ich glaubte den Verstand zu verlieren.
    Ein Spiel? Nein, das war kein Spiel. Es war Schock und Entsetzen – ein lebendiger Albtraum, schlimmer als alles, was ich je erlebt hatte. Wer hatte Christine so etwas antun können?
    Warum?
    Wer war das Wiesel ?
    Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss und zu schlafen versuchte, sah ich Christines Gesicht, sah, wie sie mir zum Abschied auf der Middle Road zuwinkte, sah, wie sie mit Blumen im Haar durch den Hotelgarten ging.
    Die ganze Nacht hindurch hörte ich Christines Stimme – und dann brach der neue Morgen an. Und meine Schuldgefühle hatten sich verdoppelt, verdreifacht.
    Sampson und ich klapperten weiter die Middle Road, die Harbour Road, die South Road ab. Jede Person, mit der wir auf den Straßen, auf dem Polizeirevier und der Militärbasis sprachen, erklärte uns, dass Christine nicht einfach von der Insel verschwunden sein konnte. Sampson

Weitere Kostenlose Bücher