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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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ich es.
    Zitternd stand ich mit dem Hörer in der Hand da und wartete auf den Anruf. Ich konnte nicht mehr atmen und war schweißgebadet.
    Ich starrte die Vierte Straße hinauf und hinunter.
    Nichts Auffälliges, nichts Verdächtiges. Ich sah nirgends ein lilablaues Taxi parken. Niemand beobachtete mich. Jemand wusste aber eindeutig, wer ich war. Er hatte mich im Belmont Hotel angerufen. Und er hatte mich zu Hause angerufen.
    Immer noch hörte ich die Stimme des Anrufers in meinem Kopf dröhnen. Diese tiefe, verfluchte Stimme hörte ich schon seit Wochen.
    Im Augenblick ist sie in Sicherheit.
    Wir haben sie.
    Diese Worte hatte man mir vor sechs Wochen auf Bermuda übermittelt. Bis heute hatte ich kein weiteres Wort vom Anrufer gehört.
    Mein Herz hämmerte. Ich hatte das Gefühl, das Pochen würde in meinen Ohren verstärkt. Adrenalin schoss wie ein reißender Strom durch meinen Körper. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Der Anrufer hatte erklärt, ich solle mich beeilen .
    Ein junger Mann kam zum Telefon. Er starrte auf meine Hand am Hörer. »Mach hin, Mann. Ich muss telefonieren. Hörste?«
    »Das ist eine Polizeiangelegenheit.« Ich musterte ihn scharf.
    »Machen Sie einen Spaziergang. Los !«
    »Sieht mir nicht wie ‘ne Polizeiangelegenheit aus«, murmelte er.
    Der Mann ging weiter und warf mir über die Schulter einen finsteren Blick zu, kam aber nicht zurück, um mit mir zu streiten.
    Der Mistkerl genießt es, die völlige Kontrolle zu haben, überlegte ich, als ich hilflos vor dem belebten Drugstore stand.
    Vielleicht hatte er mich seit Bermuda so lange warten lassen, um seine Macht zu demonstrieren. Und jetzt tat er es wieder.
    Aber was wollte er? Warum hatte er Christine in seine Gewalt gebracht? Wir haben sie, hatte er geschrieben und die gleichen Worte benutzt, als er mich zu Hause anrief. War er tatsächlich ein wir ? Welche Gruppe repräsentierte er? Was wollten sie von mir?
    Ich stand zehn Minuten vor dem öffentlichen Telefon, fünfzehn Minuten, zwanzig. Ich hatte das Gefühl, den Verstand zu verlieren, aber ich würde die ganze Nacht hier stehen bleiben, falls nötig. Ich fragte mich, ob es das richtige Telefon war, wusste zugleich aber, es war das Richtige. Der Anrufer war kristallklar in seinen Äußerungen gewesen, ruhig, beherrscht.
    Zum ersten Mal seit Wochen erlaubte ich mir, aufrichtig zu hoffen, dass Christine noch am Leben sei. Ich stellte mir ihr Gesicht vor, ihre dunkelbraunen Augen, die so viel Liebe und Wärme zeigten. Vielleicht, nur vielleicht, würde man mir gestatten, mit ihr zu sprechen.
    Ich ließ es zu, dass sich Wut auf den unbekannten Anrufer in mir aufstaute. Dann aber unterdrückte ich sie wieder und wartete weiter mit kühlem Kopf.
    Leute gingen in den Drugstore hinein oder kamen heraus. Etliche wollten das Telefon benutzen. Sie warfen einen Blick auf mich und suchten sich einen anderen Apparat.
    Um fünf vor neun Uhr klingelte es. Blitzschnell hob ich den Hörer ab.
    »Alex Cross«, sagte ich.
    »Ich weiß, wer Sie sind. Hören Sie jetzt gut zu: Ziehen Sie sich zurück. Lassen Sie die Hände davon, ehe Sie alles verlieren, was Ihnen lieb ist. Das kann ganz leicht passieren. Mit einem Fingerschnipsen. Sie sind doch klug genug, das zu verstehen, nicht wahr?«
    Dann legte der Anrufer auf. Die Leitung war tot.
    Ich knallte den Hörer gegen das Blechgehäuse und fluchte laut. Der Geschäftsführer des Drugstore kam heraus und musterte mich misstrauisch.
    »Ich rufe die Polizei«, sagte er. »Das ist ein öffentliches Telefon.« Ich machte mir nicht die Mühe, ihm zu erklären, dass ich die Polizei war.
    H atte das Wiesel mich angerufen? Hatte ich es mit einem Mörder zu tun oder mit mehreren?
    Wenn ich doch nur eine Ahnung hätte, wer der Anrufer war und wen er mit wir meinte. Seine heutige Botschaft hatte mir ebenso große Angst eingejagt wie die erste, vielleicht sogar mehr, aber sie gab mir auch Hoffnung, dass Christine noch lebte.
    Mit der Hoffnung kam ein schmerzhafter Stich. Wenn sie doch nur Christine ans Telefon gelassen hätten. Ich musste unbedingt ihre Stimme hören.
    Was wollten sie von mir? Ziehen Sie sich zurück. Wovon sollte ich mich zurückziehen?
    Vom Mordfall Odenkirk? Von den Jane Namenlos? Vielleicht sogar von Christines Verschwinden? Waren Interpol oder das FBI jemandem so dicht auf den Fersen, dass er – oder diejenigen – Angst bekommen hatte? Für uns von der Washingtoner Polizei galt das jedenfalls nicht.
    Am frühen Mittwochmorgen fuhren Sampson und

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