Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens
als Erwachsene hatten wir dort nicht viel Zeit verbracht, unglücklicherweise, außer bei den Ermittlungen in spektakulären Mordfällen. Das Picknick der Waffenfabrik sollte um elf Uhr beginnen. Wir planten, so gegen eins aufzutauchen, wenn viele Leute da waren. Wir wussten vom gestrigen Abend, dass fast alle dort sein würden, die bei S & S arbeiteten, von der Poststelle und dem Lager bis zur Führungsetage. Alle wollten diesen großen Tag feiern.
Dazu gehörten auch Starkey, Harris, Griffin und ihre Familien.
Und natürlich auch Sampson und ich.
Es war Zeit, sich zu rächen.
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Es war ein heißer schwüler Tag. Die Köche beim Picknick sahen nur unregelmäßig nach dem Grill. Sie blieben lieber im Schatten und tranken kalte Limonade. Alle schienen es ruhig anzugehen und sich an diesem schönen Samstag gut zu amüsieren. Wieder beißt eine Katzenaugenmurmel in den Staub.
Ich saß mit Sampson unter einer uralten Eiche und lauschte der Symphonie der Vögel. Wir tranken Eistee aus Plastikbechern, die wie echtes Glas aussahen. Wir trugen S&S-T-Shirts und sahen aus, als gehörten wir schon seit eh und je dazu.
Der Duft der Rippchen schwängerte die Luft. Der Rauch von den Grills hielt wahrscheinlich die Mücken davon ab, zu einer Plage zu werden.
»Also, die verstehen es wirklich, diese Rippchen zuzubereiten«, meinte Sampson.
Das taten sie, ich aber auch. Um Rippchen richtig zu grillen, brauchte man indirekte Hitze. Die Feuer hatten sie mit zwei Haufen Grillkohle gemacht – einer vorn, einer hinten, keiner in der Mitte, wo die Rippchen aufgelegt wurden. Ich hatte alles über die Zubereitung von Rippchen und anderen köstlichen Speisen von Nana gelernt. Sie wollte, dass ich in der Küche ebenso gut war wie sie. Doch das würde noch lange nicht so sein, aber ich war nicht völlig untalentiert. Wenn nötig, konnte ich einspringen.
Ich wusste sogar, dass in der Grillwelt ein immer währender Streitpunkt war, ob man »trocken« oder »nass« würzen sollte.
Trocken bedeutete eine Mischung aus Salz, Pfeffer, Paprika und braunem Zucker, die angeblich sowohl die Schärfe als auch die Süße enthielt, um den wahren Geschmack des Fleisches herauszuholen. Die nasse Variante bestand aus Apfelcidre, Schalotten, Chilischoten, Ketchup, braunem Zucker und Tomatenmark. Ich mochte beide Arten gern – solange das Fleisch richtig durch war und fast vom Knochen fiel.
»Alle vergnügen sich wie richtig gute Amerikaner«, sagte Sampson, als wir dasaßen und zuschauten, wie um uns die Welt vorbeizog. »Erinnere mich daran, dass ich dir von Billie in Jersey erzähle.«
»Billie?«, fragte ich. »Wer ist Billie?«
»Sag ich dir später, Partner. Jetzt arbeiten wir. Wir verfolgen die Spur von drei eiskalten Killern.«
Ja, das taten wir. Wir beobachteten die Familien von Starkey, Harris und Griffin aus sicherer Entfernung. Mir fiel auf, dass Thomas Starkey ein- oder zweimal in unsere Richtung schaute.
Hatte er uns entdeckt? Wenn ja, schien er nicht übermäßig besorgt zu sein.
»Glaubst du, dass diese drei Colonel Handler umgebracht haben? Meinst du, die wissen, wer wir sind?«, fragte Sampson.
»Wenn nicht, werden sie es bald erfahren.«
Sampson schien das nichts auszumachen. »Ach, ist das dein Meisterplan? Dass wir hier in Rocky Mount umgebracht werden?«
»Die tun nichts, solange ihre Familien in der Nähe sind«, sagte ich.
»Bist du sicher?«
»Nein, bin ich nicht. Aber das sagt mir mein Bauch.«
»Das sind Killer, Alex.«
»Profikiller. Keine Bange, die suchen sich den richtigen Platz aus.«
»Ach, mir ist nicht bange«, sagte Sampson theatralisch. »Ich möchte diese Kerle nur gern bald in die Finger kriegen.«
Im Laufe des Nachmittags unterhielten wir uns mit anderen Leuten von S&S und deren Familien. Man kam mit den Leuten leicht ins Gespräch, und sie waren ausgesprochen freundlich.
Die meisten erklärten, ihre Arbeit sehr zu mögen. Sampson und ich gaben uns als Neue aus, und niemand stellte das in Frage.
Ja, tatsächlich waren alle fast ausnahmslos ungemein freundlich und aufgeschlossen. Es war schwierig, die Menschen in Rocky Mount nicht zu mögen – jedenfalls die meisten.
Nach dem Lunch folgten Sportwettbewerbe: Wettschwimmen, Volleyball, Fußball, Softball und organisierte Vergnügungen für die Kinder.
Starkey, Harris und Griffin marschierten zu einem angrenzenden Softballplatz.
Sampson und ich folgten in einigem Abstand.
Lasset die Spiele beginnen.
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»Ich brauche noch ‘n paar Männer für
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