Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens
fragte ich.
»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Ich hoffe, es geht nicht um etwas, was die Armee vertuschen will.«
»Aber du hältst das für möglich?«
»Wie ich sagte. Ich hoffe nicht. Ich mag die Armee, Süßer.
Hurra.«
Das Haus war erst wenige Jahre alt, und es war alles beeindruckend aufgeräumt und ordentlich. Zwei Kamine aus Feldsteinen im Erdgeschoss, Deckengewölbe, ein Spielzimmer mit Bar und Pooltisch. Meiner Schätzung nach hatte das Haus ungefähr zweihundertfünfzig Quadratmeter Wohnfläche und hatte wohl vierhunderttausend Dollar gekostet. Thomas Starkey lebte für einen Vertreter auf ziemlich großem Fuß. Ebenso Griffin und Harris, so wie deren Häuser aussahen.
Alles war ordentlich und sauber. Selbst das Spielzeug der Kinder war sorgfältig im Regal aufgestellt. Starkey und seine Frau führten augenscheinlich ein strenges Kommando.
Die Küche war Hightech mit einer riesigen Kühl-Gefrierschrankkombination, überall blitzende Edelstahltöpfe und Pfannen. Auf der hinteren rechten Herdplatte stand eine große Pfanne aus Gusseisen, offenbar der Stolz der Hausfrau.
Neben dem Elternschlafzimmer gab es einen kleinen Raum.
Starkeys Arbeitszimmer. Jede Menge Armeesouvenirs und Bilder. Ich betrachtete die Fotos an den Wänden. Auf etlichen waren auch Harris und Griffin. Aber keiner der Männer, denen sie die Morde angehängt hatten. Ich hatte zwar nicht erwartet, Ellis Cooper auf einem Foto an Thomas Starkeys Wand zu sehen, aber insgeheim hatte ich es gehofft.
Sampson öffnete Schubladen und untersuchte den Inhalt der Einbauschränke. Vor einem hing ein Vorhängeschloss. Er schaute mich an.
Ich zuckte mit den Schultern. »Nur zu. Deshalb sind wir schließlich gekommen.«
»Jetzt gibt’s kein Zurück mehr.«
Er nahm seine Glock und schlug mit dem Kolben auf das Schloss. Dieses hielt stand, aber Sampson hatte die Angel herausgerissen. Offenbar sollte das Schloss Starkeys Kinder und vielleicht seine Frau abschrecken.
»Schmuddelbilder«, sagte Sampson, als er herumwühlte.
»Pornohefte und scheußliche Masofotos. Auch mit ganz jungen Mädchen. Diese sind unten rum rasiert. Viele Asiatinnen. Möglich, dass sie die Fotos in New York aufgenommen haben.«
Sampson überprüfte den Schrank nach doppelten Wänden.
»Nichts, nur diese Scheißpornosammlung. Er ist nicht gerade der Ehemann und Daddy des Jahres, aber das haben wir schließlich schon gewusst.«
Ich suchte weiter, fand aber nichts Belastendes. »Er muss die heiße Ware irgendwoanders versteckt haben. Ich schätze, wir sollten gehen. Lassen wir alles, wie es ist. Ich will, dass Starkey weiß, dass wir hier waren.«
»Könnte Tom Ärger mit seiner Gattin einbringen«, meinte Sampson und zwinkerte mir zu.
»Super, soll er doch Ärger kriegen.«
Ich ging mit Sampson zurück durchs Haus zur Seitentür.
Draußen zwitscherten Vögel in den Bäumen. Welche Idylle.
Die Sonne stand wie eine strahlende weißgoldene Kugel am blauen Himmel. Rocky Mount war wirklich eine hübsche Stadt.
Vor dem Haus parkte ein blauer Suburban. Starkey, Harris und Griffin warteten auf uns.
Drei blinde Mäuse,
Also drei gegen zwei.
84
Kein Grund, verstecken zu spielen. Sampson und ich holten unsere Waffen heraus. Wir hielten sie mit dem Lauf nach unten, ohne auf jemanden zu zielen. Die drei schienen nicht bewaffnet zu sein. Nur ein Freundschaftsspiel, richtig?
»Hier spielt sich überhaupt nichts ab«, rief Starkey. »Hier leben meine Frau und meine Kinder. Es ist eine gute Nachbarschaft. Anständige Menschen in all den Häusern an der Straße.«
»Und hier bewahren Sie auch Ihre Pornosammlung auf«, sagte ich. »Sado-Maso. Erinnerungen an Ihre Bräute aus dem Krieg.«
Er lächelte verkniffen und nickte. »Das auch. Sie sind Detectives, richtig? Washington? Freunde von Sergeant Ellis Cooper. Sie sind aber ziemlich weit weg von zu Hause. Warum fahren Sie nicht zurück nach Washington. Dort ist es sicherer als in Rocky Mount. Glauben Sie mir.«
»Wir wissen, was Sie getan haben«, erklärte ich. »Jedenfalls das meiste. Aber wir wissen noch nicht, warum. Wir kommen der Sache jedoch näher. Das An-Lao-Tal in Vietnam? Was ist dort passiert, Colonel Starkey? Es war schlimm, richtig? Die Dinge gerieten außer Kontrolle. Warum sind die ›Drei blinden Mäuse‹ immer noch tätig?«
Starkey leugnete die Morde nicht, und auch nichts von dem, was ich angesprochen hatte. »Sie können uns nichts anhaben.
Wie ich schon sagte, ich glaube, Sie sollten jetzt
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