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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Polizistin?
    »Tut mir leid«, erwiderte sie. »Das weiß ich nicht. Ich bin nicht von hier.«
    »Dürfte ich vielleicht einen Blick auf Ihren Lageplan werfen?«
    Als die junge Frau auf die Broschüre zeigte, die Hala im Hotel gefunden hatte, verflüchtigten sich alle Zweifel. »Selbstverständlich«, sagte sie und reichte sie ihr.
    Die junge Frau legte den Plan auf ihre Tasche, faltete ihn auseinander und betrachtete ihn etliche Sekunden lang, während eine Horde Kinder in Schuluniform an ihnen vorbeirannte und in kreischendes Gelächter ausbrach, das irgendetwas mit den Stoßzähnen des Elefanten zu tun hatte.
    »Ach, da ist es ja«, sagte sie schließlich. »Reptilien. Das möchte ich mir anschauen.«
    Sie klappte die Broschüre zusammen und gab sie Hala zurück. Etwas Flaches, Hartes lag darin. Hala senkte den Blick und sah den silbernen Rand einer CD zwischen den laminierten Seiten hervorblitzen. Eine Gänsehaut lief ihr den Rücken hinunter.
    »Ich danke Ihnen«, sagte die junge Frau in typisch amerikanischem Singsang. Sie lächelte ein wenig geistesabwesend, drehte sich um und ging davon, ohne sich noch einmal umzuschauen.
    »Nein«, sagte Hala so leise, dass nur sie selbst es hören konnte. »Ich danke Ihnen. Und Allah.«

   19
    Überraschungen erlebt man bei der Polizeiarbeit normalerweise eher selten. Da geht es mehr um Routine, um einstudierte Abläufe. Doch in diesem Fall war alles anders. Hier ging etwas sehr Seltsames vor sich, was nicht unbedingt nur negativ war, aber eigenartig. Es war jedenfalls ein Fall, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte.
    Am Montagmorgen rief mich einer der Special Agents aus Ned Mahoneys Einheit an. Er wollte mir ein paar Akten zuschicken.
    »Akten?«, fragte ich zurück. »Einfach irgendwelche Akten?«
    »Es handelt sich um ein paar Zweitvernehmungen im Zusammenhang mit der Coyle-Entführung. Wir hätten gerne Ihre Meinung dazu.«
    Tagelang hatten sie mich komplett ausgeschlossen, und jetzt, wie aus dem Nichts, diese Anfrage? Da stimmte doch etwas nicht.
    Ich versuchte noch etliche Male, Ned Mahoney zu erreichen, hatte aber immer nur seine Mailbox am Apparat. Das ergab doch keinen Sinn. Warum holte er mich einerseits mit ins Boot und ging mir gleichzeitig aus dem Weg? Oder litt ich jetzt unter Verfolgungswahn?
    Der Kurier lieferte seine Fracht bei mir ab, und ich rechnete fest damit, dass sich zumindest eine der Akten mit Ray Pinkney befasste, dem Fahrer des Lieferwagens, mit dem ich bereits gesprochen hatte. Doch stattdessen bekam ich nur einen dicken Stapel zweit- und drittklassiger Aussagen vorgesetzt. Das FBI hatte mich also zum Aktenknecht für zweit- und drittklassige Hinweise befördert. Was zum Teufel hatte das nun wieder zu bedeuten?
    »Die wollen dich einfach im Auge behalten, Süßer«, sagte Sampson, als wir auf dem Weg zu unserem ersten Verhör im Auto saßen. »Du hängst jetzt offiziell an der kurzen Leine. Und ich auch, schätze ich.«
    Wahrscheinlich hatte er recht. John hat immer einen etwas anderen Blick auf die Dinge und bringt dazu noch eine Portion gesunden Menschenverstand mit. Genau darum wollte ich ihn ja dabeihaben. Ich hatte niemanden um Erlaubnis gebeten, aber, wie wir in diesem Geschäft zu sagen pflegen: Scheiß drauf!
    »Die Frau da habe ich schon mal im Fernsehen gesehen«, sagte Sampson. Er sah sich die Akten durch, während ich den Wagen fuhr. »Aber nicht bei Black Entertainment Television.«
    »Vermutlich nicht«, meinte ich. »Eher MSNBC oder in einer Politsendung.«
    Isabelle Morris war am Morgen der Entführung an der Branaff School gewesen, um dort einen Vortrag zu halten. Sie war Expertin für die Nahostpolitik der USA und ein regelmäßiger Gast in den diversen Sonntagmorgen-Talkshows. Das war wohl auch der Grund dafür, dass sie auf den Radarschirm des FBI geraten war. Und jetzt eben auf meinen.
    Als wir vor ihrem roten Backsteinhaus in der Calvert Street anlangten, sahen wir davor einen Mercury Grand Marquis stehen. Auf dem Fahrersitz saß ein Kerl im Anzug, und auf dem Armaturenbrett stand ein großer Starbucks-Becher.
    Ich kannte den Agenten nicht, aber als wir die Eingangstreppe hinaufgingen, nickte er uns zu. »Viel Glück«, rief er uns nach.
    »Wieso? Haben wir’s nötig?«, entgegnete ich. Er schüttelte nur den Kopf, grinste und widmete sich wieder seinem Kaffee.

   20
    »Ist denn das zu glauben? Hockt dieser Kerl da unten und schlürft einen Café Latte nach dem anderen. Ich meine, vierundzwanzig Stunden am Tag

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