Alex Cross - Cold
zeigte.
»Waffen«, sagte die junge Frau scheu, nervös.
»Ja, richtig, Waffen. Wir führen Krieg gegen Amerika. Oh, war dir das bisher entgangen?«
Umhüllt von Schaumstoff lagen in dem Koffer ein Bowiemesser mit Lederscheide, eine straff gewickelte Garotte mit kleinen, hölzernen Handgriffen, ein Starkstromschocker und eine SIG-Sauer-Pistole, dazu sechs fünfzehnschüssige Magazine und ein Schalldämpfer.
Hala nahm die SIG in die Hand, ohne den Blick zu senken, ganz, wie sie es gelernt hatte. Ihre Hand fand eines der Magazine, schob es in den Schacht und schraubte den Schalldämpfer auf die Mündung.
Tarik fing einen Blick von ihr auf und lächelte. Er mochte es, wenn sie eine Waffe in der Hand hatte. Die entspannte Gelassenheit, mit der sie sie streichelte. Sie war die Soldatin, nicht er. Sie war auch die ausgebildete Attentäterin.
»Das wird reichen«, sagte Hala und legte die SIG wieder zurück.
»Hier.« Tarik reichte den beiden Frauen je ein Paar Latexhandschuhe und eine blaue Atemschutzmaske. »Wir sollten jetzt mit unserer Aufgabe fortfahren.«
»Passt gut auf. Passt sehr gut auf«, warnte Hala das andere Paar. »Fasst euch auf keinen Fall an die Haut oder in die Augen, sobald wir angefangen haben. Ich meine es ernst.«
Im Verlauf der folgenden Stunden passten sie alle außerordentlich gut auf. Die beiden Frauen schnitten Dutzende quadratischer Stücke von einer Rolle mit engmaschigem Stoff und legten sie in Reihen auf dem Bett aus. Tarik instruierte den Mann, während sie zu zweit peinlich genau bemessene Mengen eines weißen, kristallinen Pulvers aus großen Plastikkanistern in die Mitte jedes Stoffquadrates schütteten. Der Stoff wurde dann an den Ecken zu festen Bündeln verschnürt und an einer von mehreren durchsichtigen Nylonschnüren festgebunden.
Jede Schnur wurde mit zehn Bündeln bestückt und anschließend in eine eigene Plastiktüte geschoben.
Die Tüten wanderten in die Segeltuchtaschen.
Kurz nach Mitternacht waren sie fertig. Tarik machte das Fenster auf und nahm seine Maske ab. Das war das Zeichen für die anderen, dass nichts mehr passieren konnte.
Ihr Gastgeber lüftete seinen Atemschutz, grinste und versetzte Tarik einen kräftigen Klaps auf die Schulter.
»Bruder, ich weiß ja, dass ich nicht fragen darf, wohin ihr die Sachen bringt, aber ich halte es fast nicht mehr aus. Wir sind wirklich sehr, sehr gespannt.«
Tarik starrte lediglich die Hand des Mannes an, so lange, bis er sie wieder wegnahm.
Hala übernahm es zu antworten. Sie nahm die geladene SIG von der Kommode und richtete sie auf ihre Gastgeber.
»Setzt euch hin, alle beide«, sagte sie. »Wir sind noch nicht ganz fertig. Hinsetzen, habe ich gesagt.«
23
»Ich habe gesagt, hinsetzen.«
»Was soll das denn werden?«, fragte der dicke Mann, während er sich gehorsam auf das Bett setzte.
Hala zielte genau zwischen seine Augen, mit denen er sie schon den ganzen Abend über ausgezogen hatte. »Letzte Woche haben wir zwei der unseren am Flughafen sterben sehen«, sagte sie. »Da habe ich noch gedacht, sie hätten irgendeine Dummheit begangen und seien deshalb aus der Schlange geholt worden. Aber anscheinend war es anders. Irgendjemand hat uns an die Amerikaner verraten. Irgendwo ist ein Leck. Da ist sich die FAMILIE sicher.«
»Und Sie glauben, dass wir das sind?« Die Stimme des Mannes klang ungläubig. »Das ist unmöglich. Absolut lächerlich.«
»Ich habe alles schwarz auf weiß gesehen«, sagte Hala und meinte damit die CD, die sie bekommen hatten. »Nicht nur unsere Instruktionen, sondern alles andere, was ihr beiden seit eurer Ankunft hier getan habt.«
»Schwester, ich schwöre... wir sind auf eurer Seite!«, platzte die Frau heraus. »Wir sind doch auch Teil der FAMILIE !«
»Nein«, sagte Hala und richtete die Pistole auf die lächerlich aufgepumpten Brüste der Frau. »Ihr seid Huren für die amerikanische Sache. Verräter.«.
»Das ist nicht wahr«, beharrte der Mann. »Nein... nein.«
Die beiden waren so sehr mit ihren Verleugnungen beschäftigt, dass sie nicht einmal zu bemerken schienen, was sonst noch im Zimmer geschah.
Tarik hatte einen Plastikkanister zur Spüle getragen und
mischte jetzt ein bisschen weißes Pulver in zwei Wassergläser. Anschließend nahm er eine pinkfarbene Zahnbürste und rührte um, bis eine trübe Mischung entstand.
Er brachte die Gläser zu den beiden auf dem Bett.
»Ziert euch nicht so«, sagte er. »Trinkt einfach aus. Zeigt wenigstens ein bisschen
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