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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Besseren?
    Es war der Klang des Gebetsrufs. Der Klang der Heimat, irgendwo ganz in der Nähe. Sie hob den Kopf, wollte sehen, wo sie war.
    Tarik lag auf der Metallpritsche gegenüber und schlief. Über seinem Lager befand sich ein Eckregal voller Papiertücher und Toilettenpapier. Prosaischer ging es eigentlich nicht. Wo waren sie?
    Sie trug dieselben Kleider wie am Abend zuvor, allerdings waren sie an manchen Stellen etwas steif, überall dort, wo der Schweiß der letzten Nacht getrocknet war.
    Wie viele Kilometer waren sie gelaufen? Es war ihr vorgekommen, als ob die Nacht niemals enden wollte. Aber jetzt waren sie hier. In Sicherheit, zumindest für den Moment, in einem neuen Versteck.
    »Tarik?« Sie schwang die Beine aus dem Bett. Es war stickig, und der kühle Zementboden fühlte sich gut an. »Wach auf, Tarik. Tarik.«
    Mit flatternden Lidern schlug er die Augen auf, bevor er sich ruckartig aufsetzte. »Was ist denn los? Was ist passiert? Ist die Polizei da?«
    »Nein. Nichts dergleichen«, erwiderte sie. »Ich glaube jedenfalls nicht.«
    Eigentlich hätten sie von diesem Ort hier gar nichts wissen dürfen. Ein guter Freund aus dem Lager vor Najran hatte ihr den Namen der Moschee verraten. Nur für den Fall, hatte er gesagt. Und nehmt die Hintertür in der Seitengasse. Bis zum gestrigen Abend hatte Hala nicht einmal Tarik etwas davon erzählt.
    Bei ihrer Ankunft war es stockdunkel gewesen, und Licht zu machen war verboten. Jetzt schimmerte durch das eine Fenster immerhin so viel Dämmergrau herein, dass sie die eine oder andere Einzelheit erkennen konnte. Das hier war wohl so eine Art Lagerraum. Sie sah Kartons mit Papier und andere Büromaterialien. Konservendosen. Ein gewaltiges Rednerpult aus Holz, das ein wenig Schlagseite hatte, so wie ein alter Mensch, der am Stock gehen musste.
    Und was war das? Irgendjemand musste ihre Sachen aus dem Hotel abgeholt haben. Die beiden Koffer, Tariks Laptop und der schwarze Waffenkoffer, alles fein säuberlich neben der einzigen Tür aufgestapelt.
    »Was meinst du, ob wir uns ein bisschen umsehen können?«, wollte Tarik wissen.
    »Ich denke schon. Probieren wir’s aus.«
    Hala stand auf. Sie konnten sich zumindest etwas anderes anziehen. Als sie die Mitte des Raums erreicht hatte, wurde plötzlich von außen die Tür geöffnet. Waren sie womöglich die ganze Nacht über beobachtet worden?
    Eine stattliche Frau, irgendwo zwischen dem mittleren und dem reiferen Alter angesiedelt, kam auf sie zu.
    »Ihr seid wach«, sagte die Frau auf Arabisch. »Gut. Wir haben euer Gepäck hergebracht.«
    Sie hielt eine Schüssel mit dampfend heißem Wasser in den Händen. Über ihrer Schulter hingen zwei Handtücher und ein blauer Seiden-Hidschab für Hala. Heimatliche Kleidung.
    »Sobald ihr euch fertig gemacht habt, könnt ihr mit ihm frühstücken«, sagte sie. Sie stellte die Schüssel auf einen Stuhl und legte die Handtücher daneben, dann wandte sie sich zum Gehen. »Ich warte draußen.«
    »Verzeihung. Mit wem frühstücken wir?«, erkundigte sich Hala.
    Die Frau blieb stehen, aber nur, um sie von Kopf bis Fuß zu mustern, sie in gewisser Weise zu begutachten. »Lasst euch nicht allzu viel Zeit«, sagte sie. »Er wartet schon.«

   40
    Sie wurden durch den abgedunkelten hinteren Teil der Moschee geführt. Hala hörte das Fajr-Gebet durch die Wände dringen, während sie mit schnellen Schritten vorwärts eilten, die Schuhe in der Hand.
    Die Haushälterin oder was immer sie sein mochte blieb vor einer hohen, mit Schnitzereien verzierten Tür stehen und bat sie hinein, blieb selbst jedoch draußen. Der Frühstückstisch war bereits gedeckt.
    »Bruder, Schwester«, wurden sie von dem Mann am Tisch begrüßt. Er sprach ebenfalls Arabisch. »Kommt her und setzt euch zu mir. Der Kaffee wird kalt.«
    Er war sehr untersetzt, wie eine Kreuzung zwischen einem Mann und einer Kröte, aber mit einem offenen, freundlichen Gesicht. Sie traten näher, und er betrachtete sie mit einer Art amüsierter Neugier, einem Gesichtsausdruck, mit dem man normalerweise nur kleinen Kindern begegnete.
    Erst als sie näher traten, bemerkte Hala den Rollstuhl. Zuvor war er von dem schweren Tisch und seinem langen Hemd verdeckt worden.
    »Vielen Dank, Scheich, dass Sie uns aufgenommen haben«, sagte Tarik. »Es tut uns leid, dass wir Ihnen solche Unannehmlichkeiten bereiten. Wir möchten uns dafür entschuldigen.«
    Er winkte ab. »Es war richtig, dass ihr hergekommen seid. Und ich bin nicht der Imam dieser

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