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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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und wickelte sie wieder ab. Wickelte sie wieder auf.
    Schließlich sagte er: »Glauben Sie, dass sie tot sind?«
    »Ryan!« Seine Mutter sah aus, als hätte sie der Schlag getroffen. »Das ist ja grässlich. So etwas sagt man nicht.«
    Ich glaube, im Grunde genommen wollte er einfach nur das Thema wechseln, aber ich gab ihm trotzdem eine Antwort. »Ich hoffe nicht.« Dann riss ich ein Blatt Papier aus meinem Notizbuch und schob es ihm über den Tisch hinweg zu. »Wie wär’s, wenn du aufschreibst, was in dieser SMS gestanden hat. Und danach machen wir Feierabend.«
    Ryan wand sich hin und her und schaute erneut seinen Vater an. Der Kongressabgeordnete nickte, und ich gab ihm meinen Stift. Er hielt die eine Hand schützend vor den Zettel, während er etwas darauf schrieb, dann drehte er ihn um und schob ihn unter eine altertümliche Schneekugel auf dem Couchtisch. Einige Sekunden lang schwebten glitzernde Schneeflocken um das winzige viktorianische Haus in der Kugel.
    »Kann ich jetzt gehen?«, wollte er wissen.
    »Du kannst gehen. Danke, Ryan. Du warst mir eine große Hilfe.«
    Ich wartete ab, bis er das Zimmer verlassen hatte. Dann drehte ich das Blatt Papier um, sodass seine Eltern und ich es lesen konnten. In krakeliger Kinderschrift stand da: »Zoe C, ich will auf deine Titten spritzen.«
    »O mein Gott.« Mrs. Townsend wandte sich ab. »Das ist ja ekelhaft.«
    Der Kongressabgeordnete nahm den Zettel an sich und steckte ihn ein, noch bevor ich fragen konnte, ob ich ihn behalten durfte. »Wir werden mit Direktor Skillings darüber sprechen ungeachtet aller anderen Dinge«, sagte er.
    Ich konnte ihre Verlegenheit nachvollziehen, aber der ordinäre Ton war aus meiner Sicht nichts weiter als typisch großmäuliges Teenager-Gehabe. Traurig, aber wahr. Gut vorstellbar, dass irgendein Junge versucht hatte, damit seinen Mitschülern zu imponieren, kurz nachdem die Hormonproduktion eingesetzt hatte, aber noch bevor er wirklich begreifen konnte, was das zu bedeuten hatte. Jedenfalls bedankte ich mich bei den Townsends dafür, dass sie mir ihre Zeit geopfert hatten, und verließ still und leise das Haus.
    Als ich wieder in meinem Wagen saß, machte ich mir eine Notiz, als Erinnerung, für später.
    »Wo ist Zoes Handy?«

   65
    Den größten Teil des Tages verbrachte ich damit, kreuz und quer durch die Stadt zu fahren und mit anderen Branaff-Schülern zu sprechen, die Zoe oder Ethan näher gekannt und regelmäßig in Kontakt mit ihnen gestanden hatten. Am späten Nachmittag dann machte ich mich auf den Weg nach Riverdale, Maryland, zu meinem letzten Gespräch. Ich hatte mich nicht angemeldet.
    George O’Shea wohnte auf einem Eckgrundstück in einem rasterförmig angelegten Mittelschicht-Viertel unweit des East-West-Highway.
    Ich parkte in seiner frisch asphaltierten Einfahrt unter einem Basketballring und klingelte.
    Mit einer Zigarre im Mundwinkel machte er die Haustür auf. An der Schule war seine Hausmeisteruniform immer sauber und frisch gebügelt, aber jetzt trug er ein altes Flanellhemd, das nur zur Hälfte zugeknöpft war. Irgendwo hinter ihm hörte ich einen Fernseher, auf dem gerade irgendein Spiel übertragen wurde.
    »Detective Cross, richtig?«, sagte er und blickte mit zusammengekniffenen Augen durch die insektenbesetzte Fliegengittertür.
    »Tut mir leid, dass ich Sie samstagnachmittags noch belästigen muss«, sagte ich. »Aber wir sind wirklich rund um die Uhr beschäftigt. Ich würde Ihnen gerne noch ein paar ergänzende Fragen stellen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Einen Sekundenbruchteil lang hatte ich den Eindruck, als hätte er wirklich etwas dagegen, als hätte er das Gefühl, dass ich ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Womit er durchaus richtig lag.
    Seit meiner ersten Begegnung mit O’Shea ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Es gab gar keinen konkreten Anlass, nur eine unbestimmte Ahnung, dass sich hinter seinem Lächeln und seinem Interesse für die Arbeit der Polizei etwas verbarg, was er lieber für sich behalten wollte. Im Moment war es nicht mehr als ein nebulöses Gefühl, aber ich bin gelegentlich schon bei geringeren Anlässen aktiv geworden.
    »Wie läuft’s denn so?«, erkundigte er sich. »Schon eine heiße Spur oder wie das bei Ihnen heißt?«
    »Dazu kann ich eigentlich nichts sagen«, entgegnete ich.
    Er nickte und wippte auf den Fersen ein Stück nach hinten. »Na klar. Verstehe. Aber trotzdem... muss eine interessante Arbeit sein, hmm?«
    Ich beobachtete ihn durch

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