Alex Cross - Cold
war zusammen mit Mahoney, einem Kriminalpsychologen der CIA, einem hochrangigen Beamten des Heimatschutzes sowie einem Abteilungsleiter aus dem FBI-Regionalbüro unterwegs. Er hieß Corey Sneed und übernahm die Führung unseres Teams. Ich hatte damit keine Probleme. Ich konzentrierte mich auf meinen eigentlichen Schwerpunkt die Coyle-Kinder.
Wir gingen davon aus, dass diese Leute saudi-arabische Staatsbürger waren. Allerdings hatten sie keinerlei Ausweispapiere bei sich und redeten auch nicht mit uns. Kein Wort. Nicht einmal, um einen Rechtsanwalt zu verlangen, obwohl wir den Verdacht hatten, dass sie alle Englisch sprachen.
Angesichts des bisherigen Vorgehens von Al Ayla hegten wir den dringenden Verdacht, dass die achtköpfige Gruppe aus vier Ehepaaren bestanden hatte. Wenn diese Annahme stimmte, dann hatte eine dieser Frauen gerade ihren Mann verloren. Vielleicht ließ sich damit ja etwas anfangen.
Nachdem wir zwei Stunden lang alles Mögliche versucht und nichts erreicht hatten, bat ich darum, mit der Frau, die den nervösesten Eindruck hinterlassen hatte, alleine sprechen zu dürfen.
»Dann zeigen Sie mal, was Sie können«, sagte Speed. Es klang fast wie eine Herausforderung.
Bei den Getränkeautomaten blieb ich kurz stehen und ließ mir eine Flasche Wasser heraus. Es war nicht viel, aber ich wollte ihr nicht nur mit Akten und Fragen gegenübertreten.
Als ich die Tür des Verhörzimmers aufmachte, riss die Frau den Kopf hoch, fast so, als hätte ich sie bei etwas ertappt. Ihr dunkles Haar war zu einem Zopf geflochten. Ihre magentafarbene Seidenbluse und der graue Nadelstreifenrock wirkten irgendwie unpassend an ihr, sahen ein bisschen zu sehr nach Klischee aus.
Ich schloss die Handschelle auf, mit der sie an eine Öse des Metalltischs gefesselt war.
Sie rieb sich das stark gerötete Handgelenk, schenkte der Wasserflasche jedoch keine Beachtung. Ich setzte mich.
»Ich möchte Ihnen gerne etwas zeigen«, sagte ich. »Sehen Sie es sich bitte wenigstens an. Nur ansehen.«
Ich klappte eine meiner Akten auf und holte ein Standbild des Überwachungsvideos aus dem Parkhaus hervor. Das Foto war ziemlich grobkörnig, aber die acht Personen, die dicht zusammengedrängt neben ein paar Geländewagen standen, waren dennoch leicht zu erkennen.
Als ich ihr das Bild zuschob, legte ich den Finger auf die Frau in der Mitte der Gruppe.
»Das ist die Frau, die Ihren Mann erschossen hat«, sagte ich und beobachtete sie dabei genau.
Ich war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht hundertprozentig sicher, ob es wirklich ihr Mann gewesen war. Doch dann zuckte ihr Auge, und sie presste die Lippen zusammen, als wollte sie einen Schrei oder vielleicht auch einen Fluch unterdrücken.
»Möchten Sie mir vielleicht verraten, wer das ist?«, sagte ich.
Zu meiner Verwunderung gab die Frau mir tatsächlich eine Antwort.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie mit einem starken arabischen Akzent. »Aber wenn ich könnte, ich würde Ihnen helfen, Sie zu finden. Bösartige Hexe. Herrschsüchtig. Hart.«
»Leitet sie die Aktionen der Zelle in Washington?«, hakte ich nach, aber sie hatte sich bereits wieder in die Schweigsamkeit zurückgezogen. »Ich möchte Sie noch etwas anderes fragen«, sagte ich schließlich. »Es geht um die Entführung der Kinder des Präsidenten. Wissen Sie, ob Al Ayla dafür verantwortlich ist?«
Doch ich bekam nichts anderes als bisher zu hören. Schweigen. Und sie würdigte mich keines Blickes.
»Sie sollten vielleicht wissen, dass wir immer noch einen gewissen Verhandlungsspielraum haben«, sagte ich. Diese Worte brachten mir ihre Aufmerksamkeit und einen winzigen Blickkontakt. »Wer von Ihnen als Erstes bereit ist auszupacken, den setzen wir am Schluss, wenn alles gesagt und getan ist, in ein Flugzeug nach Riad. Alle anderen müssen für lange, lange Zeit hierbleiben.«
»Ein Deal?«, erwiderte sie. »Halten Sie mich eigentlich für völlig dämlich?«
Die Frage sprach für sich. Wenn sie kein Interesse gehabt hätte, dann hätte sie gar nichts gesagt.
Ich zuckte mit den Schultern. »Glauben Sie, was Sie wollen. Das Angebot gilt nur so lange, wie niemand anders den Mund aufmacht. Sobald es an diese Tür da klopft...«, ich zeigte mit dem Daumen über die Schulter nach hinten, »... sind wir beide hier drin fertig.«
Ich wollte ihr nicht zu viel Zeit zum Nachdenken lassen, beugte mich nach vorn und sprach weiter, ein bisschen schneller als zuvor, was mir gerade in den Sinn kam.
»Wenn Ihr Mann als
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