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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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den Ohren, aber ich hielt ihn für engagiert und einigermaßen intelligent. Seine Augenringe und die rotblonden Bartstoppeln waren ein Beweis dafür, wie hart er arbeitete.
    »Was gibt’s, Denny?«
    »Na ja, vielleicht ist es ja gar nichts, aber das hier habe ich gerade eben entdeckt.« Er legte die Kopie eines Totenscheins auf meinen Schreibtisch.
    Das Original war beim Standesamt in Dauphin County, Pennsylvania, hinterlegt und auf den 10. November 2006 datiert. Der Name des Toten lautete Zachary Levi Johnson-Glass.
    »Glass?«, sagte ich. »Wie der...«
    »Ich glaube, ja«, bestätigte Porter. »Ich habe zwar keine Todesanzeige gefunden, aber dafür die Geburtsurkunde. Die Eltern heißen Rodney Glass und Molly Johnson, wohnhaft in Harrisburg, Pennsylvania. Der arme Junge ist mit acht Jahren gestorben.
    Und dann habe ich noch einen Mietvertrag für eine Wohnung in Harrisburg gefunden, mit der gleichen Sozialversicherungsnummer wie in Glass’ Personalakte. Wie gesagt, vielleicht ist es gar nichts, aber ich dachte, das könnte Sie interessieren.«
    Glass, der Krankenpfleger der Schule, war auch unter den siebzehn Namen auf meiner Liste. Ich war bereits dabei, seine Akte aus dem Chaos auf meinem Schreibtisch ganz nach oben zu holen.
    »Ich will, dass ihr alles über diesen Kerl ausgrabt, was es gibt«, sagte ich. »Durchstöbert sämtliche Datenbanken. Fragt noch einmal beim National Crime Information Center an, und bei Interpol gleich mit. Ich will wissen, wo er gewohnt, wo er gearbeitet, wann er falsch geparkt und wie oft er sich jemals in der Nase gepopelt hat. Holt euch so viel Verstärkung, wie ihr braucht, ich zeichne alles ab. Wenn irgendjemand querschießt, einfach ignorieren. Das hier hat absolute Priorität.«
    Porter wirkte trotzdem noch ein bisschen zögerlich. »Steht das denn nicht sowieso schon alles in Ihren Akten, Sir?«
    Ich nahm den Totenschein und wedelte ihm damit vor der Nase herum. »Das sollte man meinen, nicht wahr?«
    Er lächelte kurz, dann fiel ihm ein, wie ernst das Ganze war. »Ich kümmere mich sofort darum«, sagte er und trottete davon.
    Ich wollte nicht in allzu große Aufregung verfallen... noch nicht. Es kommt immer wieder vor, dass man sich durch Indizien blenden lässt. Aber das konnte mich nicht daran hindern, Rodney Glass in einem ganz neuen Licht zu betrachten.
    Über eines war ich im Lauf der Ermittlungen immer wieder gestolpert, und das war die Tatsache, wie persönlich diese Kindesentführung sich anfühlte. Es gab keinerlei Hinweis darauf, dass Ethan und Zoe je zu ihren Eltern zurückkehren könnten. So, wie auch Rodney Glass sein Kind für alle Zeiten verloren hatte? Etwas Persönlicheres als das war ja eigentlich gar nicht vorstellbar, oder?
    Ich musste auch an das letzte Gespräch mit Glass denken. »Ethan? Na klar, der hat mich gelegentlich besucht. Dann haben wir zusammen Mittag gegessen«, hatte er mir erzählt. Dabei hatte es mit Sicherheit viele Gelegenheiten gegeben, um Ethans Vertrauen zu gewinnen. Vielleicht sogar, um von Zoes geheimem Handy zu erfahren.
    Ganz zu schweigen davon, dass irgendjemand Ray Pinkney am Morgen der Entführung in den siebten Drogenhimmel geschossen hatte. Und Ethan und Zoe waren mit großer Wahrscheinlichkeit betäubt worden, bevor man sie vom Schulgelände geschafft hatte. Am schnellsten geht das mit einer Spritze. Man muss vielleicht nicht unbedingt Krankenpfleger sein, um sich damit auszukennen, aber es schadet auch nichts.
    Nachdem ich all das in Gedanken durchgespielt hatte, wusste ich, was ich zu tun hatte.

   85
    Da es mir nicht gelungen war, einen direkten Angehörigen von Rodney Glass ausfindig zu machen, setzte ich mich mit Molly Johnson in Verbindung. Sie hatte damals bei der Heirat ihren Namen behalten und sich vor über vier Jahren wieder scheiden lassen, ungefähr sechs Monate nach dem Tod ihres Sohnes. Sie war bereit, sich mit mir zu treffen, am besten am Ende ihrer Mittagsschicht im Fire House Restaurant in Harrisburg, wo sie als Kellnerin arbeitete. Ich fuhr sofort los und wartete schon auf dem Parkplatz vor dem Restaurant, als sie nach draußen kam. Wir setzten uns in mein Auto.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen helfen kann«, sagte sie. »Ich habe ja nicht einmal gewusst, dass Rod wieder in den Staaten ist. Eine Freundin hat mir erzählt, dass er in die Entwicklungshilfe gegangen ist.«
    »Er lebt jetzt schon seit drei Jahren in Washington«, erwiderte ich.
    »Mein Gott, tatsächlich? Wie die Zeit vergeht.«
    Sie

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