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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Märtyrer gestorben wäre, dann könnte ich Ihr Schweigen ja sogar nachvollziehen. Oder wenn er sich selbst das Leben genommen hätte. Aber so war es nicht, oder? Er wurde von einer der Ihren ermordet. Von Al Ayla. Von der FAMILIE. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das von vornherein so vorgesehen war«, sagte ich. »Was schulden Sie denen also noch? Was schulden Sie den Mördern Ihres Mannes?«
    Sie kochte vor Wut, sah mich aber nach wie vor an. Ich wertete das als Bestätigung.
    Und dann, ganz langsam, ohne ihre Miene zu verziehen, sagte sie: »Ich habe Gerüchte gehört.«
    »Was für Gerüchte«, sagte ich.
    »Einfach nur Gerede, zwischen den anderen. Sie haben gesagt, dass Al Ayla die Kinder entführt hat. Dass der Präsident bekommen hat, was er verdient hat.«
    »Wissen Sie, ob die Kinder noch am Leben sind?«, bohrte ich weiter. »Bitte, nur noch diese Antwort.«
    »Ich weiß es nicht.« Sie ließ sich kraftlos gegen die Stuhllehne sinken. Vielleicht verachtete sie sich für das, was sie gerade tat, dafür, dass sie mit mir redete. Es widersprach schließlich allem, woran sie glaubte.
    »Wissen Sie, wo man sie hingebracht hat?«, drängte ich weiter.
    Dieses Mal schüttelte sie nur den Kopf. So langsam fragte ich mich, wo das Ganze hinführen sollte. Wusste sie vielleicht doch mehr, als sie mir sagte? Wahrscheinlich.
    »Wie wäre es damit?«, machte ich weiter. »Glauben Sie diesen Gerüchten? Glauben Sie, dass Al Ayla die Kinder entführt hat?«
    Ihre Miene wurde weicher. Es kam mir vor, als könnte ich buchstäblich sehen, wie die Zahnrädchen in ihrem Kopf arbeiteten. Ihre Schutzschilde waren mittlerweile deutlich geschwächt, und sie war leichter zu durchschauen.
    »Selbstverständlich glaube ich das«, sagte sie... ungefähr zwei Sekunden zu spät.
    Jetzt hatte sie sich in eine Ecke manövriert, und das war uns beiden klar. Sie wollte diesen Gerüchten glauben, ja, sie musste ihnen glauben. Aber sie tat es nicht. Und jetzt hatte sie nichts mehr, was sie mir anbieten konnte. Nichts, womit sie ihre Freiheit erkaufen konnte.
    »Ich schätze, dann sind wir hier fertig«, meinte ich. Ich zählte innerlich bis zehn. Als sie bis dahin immer noch nichts gesagt hatte, stand ich auf und wandte mich zum Gehen.
    »Und, nur damit Sie Bescheid wissen«, sagte ich zum Abschluss. »Der Innenminister wäre heute Abend nicht einmal in die Nähe dieser Veranstaltung gekommen. Ihre Mission war schon gescheitert, bevor sie begonnen hatte. Der Plan war schlecht. Ihr Mann ist umsonst gestorben.«
    Ich verließ den Raum ohne jedes schlechte Gewissen. Wir hatten schließlich beide gelogen. Es gab keinen Deal. Hatte es nie gegeben, würde es niemals geben. Ich hatte ja nicht einmal mit meinem Team darüber gesprochen.
    Aber so ist es eben an manchen Tagen. Man tut, was man tun muss, um das zu erledigen, was erledigt werden muss. Um überhaupt etwas zu erledigen. Morgen war mein Gewissen möglicherweise nicht mehr ganz so rein.

   84
    Das Büro des Dezernats für Gewaltverbrechen war an diesem Morgen ein Zirkus in zwölf Büroabteilen. Mitarbeiter kamen und gingen, Telefone klingelten ununterbrochen, Detectives riefen sich quer durch den Raum Informationen zu alles wie immer, ein niemals endendes Chaos. Tausend verschiedene Hinweise und Gerüchte wurden verfolgt. Und mindestens so viele Informationslecks. Viel zu viele.
    Ich bekam von alledem kaum etwas mit. Ich saß an meinem Schreibtisch und brütete über einem Berg Personalakten aus der Branaff School, die ausgebreitet vor mir lagen.
    Was immer wir in der vergangenen Nacht erreicht oder auch nicht erreicht haben mochten, es blieb eine Tatsache, dass wir von siebzehn Lehrkräften und anderen Mitarbeitern der Branaff School nicht genau wussten, wo sie im Verlauf jener ersten Schulstunde gewesen waren, als irgendjemand Emma Allisons Handy benutzt hatte, um Zoe Coyle eine Falle zu stellen.
    Mittlerweile fragte ich mich auch, ob Ethan unabsichtlich zum zweiten Opfer dieser Entführung geworden war. Hatte Zoes Auseinandersetzung mit Ryan Townsend den ursprünglichen Plan durcheinandergebracht? War sie zunächst das einzige Ziel des Entführers gewesen?
    Ich steckte bis zum Haaransatz in diesen Überlegungen, als jemand an die Wand meines Büroabteils klopfte.
    »Ähm, Detective?«
    Es war Dennis Porter, einer der Mitarbeiter, die den Auftrag bekommen hatten, alle möglichen Hinweise zu verfolgen. Porter war frisch von der Ausbildung zu uns gekommen und immer noch feucht hinter

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