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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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fing Molly Johnson an. »Zwischen mir und Rodney lief es überhaupt nicht gut. Aber dann, eines Abends, wie aus heiterem Himmel, ist er nach Hause gekommen und hat gesagt, er würde gerne mit mir eine Spazierfahrt unternehmen.«
    Sie starrte immer noch irgendwo in die Feme, wirkte nicht so, als würde ihr etwas Bestimmtes durch den Kopf gehen... außer vielleicht die Erinnerungen an jene Nacht. Wir hatten ganz offensichtlich eine Art Büchse der Pandora geöffnet. Ich hielt also zunächst einmal den Mund und hörte einfach nur zu.
    »Ganz ehrlich, das Letzte, was ich damals wollte, war, mit ihm irgendwohin zu fahren, aber wir hatten uns so viel gestritten, dass ich den einfacheren Weg gewählt und Ja gesagt habe. Ich bin eingestiegen, und Rod ist losgefahren.
    Nach einer Weile hat er seine Thermoskanne rausgeholt, die er immer zur Arbeit mitgenommen hat. Er hat mir erzählt, er hätte auf dem Nachhauseweg bei einem bestimmten Café angehalten, wo mir der Kakao immer besonders gut geschmeckt hat. Ich hatte das Gefühl, dass er sich ehrlich bemüht hat, nett zu mir zu sein, also habe ich ein paar Schlucke davon getrunken. Er selber hat den Kakao nicht angerührt, aber das ist mir damals überhaupt nicht aufgefallen, erst später.«
    Jetzt war mir ziemlich klar, worauf ihre Geschichte hinauslaufen würde. Ich spürte, wie die Angst mir die Kehle zuschnürte und war mit meinen Gedanken bei ihr, aber auch bei Ethan und Zoe.
    »Dann bin ich ziemlich schnell müde geworden«, fuhr sie fort. »Aber irgendwie komisch müde. So schnell, dass ich nicht mal mehr Zeit gehabt habe, mich darüber zu wundern.
    Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich aufgewacht bin... in einem Keller oder so. Ich weiß nicht einmal genau, was das war. Ich weiß noch, dass es irgendwie nach Erde gerochen hat, falls Sie damit etwas anfangen können.«
    »Molly, haben Sie vielleicht eine Ahnung, wo das gewesen sein könnte?«, unterbrach ich sie. Ich konnte mich nicht länger beherrschen. »Wissen Sie noch, wo er Sie hingebracht hat? Irgendwelche Einzelheiten in Bezug auf die Fahrt? Die Strecke?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Frage habe ich mir schon oft gestellt, glauben Sie mir, aber das Ganze kommt mir vor wie ein benebelter Traum. Er hat mir eine Kühltasche mit Sandwiches und Wasser dagelassen, aber in dem Essen und im Wasser war bestimmt noch mehr von dem Zeug, das er auch in den Kakao getan hatte. Und trotzdem war es mir irgendwie egal. Ich kann mich so gut wie gar nicht daran erinnern. Manchmal frage ich mich sogar, ob es überhaupt passiert ist.«
    »Ich glaube, es ist sehr wohl passiert, Molly. Bitte, erzählen Sie weiter. Wie lange waren Sie dort?«, wollte ich wissen.
    »Drei Tage. Ich war zwischendurch immer wieder völlig weggetreten, dann wieder nicht. Irgendwann bin ich dann aufgewacht und war... wieder zu Hause. In meinem Bett. Ich fand einen Zettel von Rod, auf dem er sich entschuldigt hat, und alle seine Sachen waren verschwunden.«
    Sie holte einmal tief Luft und sah mich an, zum ersten Mal, seit sie mit ihrer Erzählung begonnen hatte. Sie zitterte immer noch, aber nicht so sehr wie zuvor.
    »Das war alles. Eine Woche später habe ich einen Rechtsanwalt angerufen und die Scheidung eingereicht. Rod hat nicht widersprochen.«
    »Und Sie haben ihn nie deswegen angezeigt?«, wollte ich wissen.
    »Ich habe es niemandem erzählt«, erwiderte sie. »Keiner Menschenseele. Ich weiß, wie sich das anhören muss, aber... ich weiß auch nicht. Nach dem Verlust von Zach und all dem, was sonst noch passiert war, da konnte ich es einfach nicht ertragen, immer nur zurückzuschauen. Ich hatte Angst, ich würde verrückt werden, wenn ich mich zu viel mit der Vergangenheit beschäftige. Ich wollte nur noch nach vorn schauen, alles andere hinter mir lassen.« Sie lächelte erneut ein trauriges Lächeln, den Blick auf ihren Schoß gerichtet. »Sie müssen mich für ein ziemlich bedauernswertes Geschöpf halten.«
    »Nein«, erwiderte ich. Ich nahm ihre Hand und hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. »Genau das Gegenteil. Ich halte Sie für eine sehr tapfere Frau.«

   87
    Auf der Rückfahrt nach D. C. telefonierte ich mit Bob Shaw, dem Captain der Mordkommission im Metropolitan Police Department, und veranlasste, dass Rodney Glass ab sofort rund um die Uhr überwacht wurde. So unauffällig wie nur möglich. Das bedeutete beispielsweise, dass wir keine Crown Victorias oder Impalas einsetzen durften beides Automodelle, die

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