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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Parkplätze.
    Nebenstraßen.
    Dann, kurz nach sieben Uhr, entdeckte ich Glass.
    Er kam um die Hausecke des Einkaufszentrums herum quer über den Parkplatz geschlendert. Dieses miese Stück Dreck!
    »Ich hab ihn!«, gab ich durch. »Er geht zu seinem Wagen. Kommt raus und nehmt die Verfolgung wieder auf.«
    Es war mittlerweile dunkel geworden, aber der Parkplatz war gut beleuchtet. Ich nahm mein kleines Fernglas und versuchte zu sehen, was Glass in der Hand hielt. Beim Betreten des Einkaufszentrums hatte er nichts dabeigehabt.
    In der einen Hand trug er eine Einkaufstüte von Anthropologie. Eine Ladenkette, bei der meine Kinder vielleicht einkaufen würden. Oder die Kinder des Präsidenten... Aber für jemanden wie ihn gab es dort absolut nichts von Interesse. Er war groß und kräftig und vor allem war er ein Erwachsener. Er kaufte am liebsten bei L. L. Bean und Carhartt ein, soweit ich das beurteilen konnte. Praktische Outdoor-Klamotten, keine Trend-Mode. Was hatte das zu bedeuten?
    In der anderen Hand hielt er einen großen Pappbecher mit Strohhalm. Darauf war ein AMC-Logo aufgedruckt. Das Kino.
    Mein Gott. Hatte ich mir wirklich zwei Stunden lang die Nägel abgekaut, während Rodney Glass sich einen Kinofilm angeschaut hatte?
    Oder wollte er nur, dass wir das dachten? War das alles nur Theater? Wo sonst könnte er die ganze Zeit über gewesen sein?
    Während ich beobachtete, wie er die Tasche auf die Rückbank des Wagens warf, beiläufig, fast zu beiläufig vielleicht -, beschlich mich ein fürchterliches Gefühl der Ohnmacht. Ich hatte keine Beweise in der Hand, weder in die eine noch in die andere Richtung, aber mein Bauch sagte mir, was mein Kopf nicht wahrhaben wollte.
    Er wusste, dass er beschattet wurde ...Er wusste es.

Fünftes Buch
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    ZIELSPURT

   89
    Mit gesenktem Kopf, sodass man ihr Gesicht nicht sehen konnte, ging Hala die First Street entlang.
    Sie überquerte die K-Street und bog nach links in eine schmale Gasse unweit des Busbahnhofs ab.
    Mehrere große graue Müllcontainer am Eingang der Gasse blockierten den Blick in den hinteren Teil, wo sich Holzpaletten, Sperrmüllmöbel und alte Müllsäcke türmten. Dort wartete Tarik auf sie.
    Er war noch blasser als bei ihrem weggehen. Offensichtlich hatte er ziemlich viel Blut verloren. Tarik wurde langsam zur Belastung.
    »Hast du was bekommen?«, fragte er sie.
    »Ein bisschen was«, erwiderte Hala und kniete sich neben ihn. Er saß mit dem Rücken an die Backsteinwand gelehnt und atmete flach. Sie holte eine kleine Flasche Tylenol, ein Päckchen Verbandsmull und eine elastische Binde aus ihrer Bluse. Mehr hatte sie in der Drogerie nicht unbemerkt einstecken können.
    »Zeig mir deine Hand«, sagte sie. »Bitte. Zeig her.«
    Sie wickelte den Stoffstreifen ab, mit dem sie Tariks Wunde in der Nacht zuvor noch verbunden hatte. Es sah grässlich aus. Die Kugel hatte die Hand durchschlagen und dabei wahrscheinlich den Mittelhandknochen des rechten Daumens zerschmettert. Er ließ sich nicht bewegen. Wenn er nicht bald vernünftig behandelt wurde, dann würde sie das absterbende Fleisch abtrennen müssen.
    Das behielt sie aber lieber für sich.
    Er stöhnte, als sie den neuen Verband anlegte, erst die Mullbinde, dann die elastische Binde. Im Augenblick gab es kein anderes Mittel als einen Druckverband, aber sie sah, welche Schmerzen sie ihm damit bereitete.
    Sie wollte ihm ein paar Tylenol geben, doch er schüttelte den Kopf.
    »Hala, bitte, das ist zu wenig«, sagte er. »Du weißt, was ich will.«
    Natürlich wusste sie es. Genau darum hatte sie ihm die Zyanidkapsel abgenommen. Beide Kapseln lagen jetzt in ihrer Tasche, und wenn es nach ihr ging, würden sie auch da bleiben.
    Das Einzige, was ihnen sonst noch geblieben war, war Halas SIG Sauer. Alles andere, die Pässe, das Geld, der Laptop, wirklich alles befand sich noch im Four Seasons. Sie hätten genauso gut in einem tiefen, verriegelten Verlies liegen können. Selbst auf dem kurzen Weg zur Drogerie und wieder zurück hatte Hala ihr eigenes, grobkörniges Konterfei auf den Titelseiten mehrerer Zeitungen entdeckt.
    So war es ihnen nicht einmal möglich, aus Washington zu verschwinden. Diese gottverlassene Stadt war zu ihrem Gefängnis geworden und Tarik wusste es. Sein leerer Blick sagte ihr alles, was sie wissen musste.
    »Bitte, Hala«, versuchte er es noch einmal. »Daran ist nichts Unehrenhaftes. Wir haben getan, was wir konnten.«
    Sie drückte ihm das Tylenol in die Hand. »Nimm die«, sagte

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