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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Verkehr ziehen?«
    Es passte Lindley ganz und gar nicht, dass seine Autorität infrage gestellt wurde. Das sah ich an seinem Blick und daran, wie er das Kinn nach vom schob.
    »Was würden Sie denn vorschlagen, Cross? Dass wir gar nichts unternehmen? Dass wir einfach abwarten?«
    »Ich schlage vor, dass wir alle Optionen sorgfältig gegeneinander abwägen, solange wir noch die Möglichkeit dazu haben.« Ich stand auf und fing an, auf und ab zu gehen, versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Nachdem wir wochenlang im Nebel gestochert hatten, ging es mir jetzt auf einmal viel zu schnell. »Wir könnten versuchen, ihn hereinzulegen. Wir sagen einfach, dass wir seine Fingerabdrücke auf dem USB-Stick gefunden haben. Wir denken uns irgendetwas aus, damit er glaubt, dass er in der Falle sitzt.«
    Aber Lindley hörte mir nicht mehr zu. Sein Handy hatte gepiepst. Er sah nach, wie die Nachricht lautete, die er bekommen hatte.
    »Zu spät«, sagte er. »Glass ist schon da.«

   93
    Rodney Glass war ein verdammt guter Schauspieler. Er schien aufrichtig verblüfft darüber, dass wir ihn zu einem weiteren Verhör abgeholt hatten. Aber ich ließ mich nicht täuschen, keine einzige Sekunde. Er hatte Medizin studiert. Natürlich war er nicht dumm.
    »Wie oft muss ich das denn noch sagen?«, meinte er, als das Verhör noch keine Minute alt war. »Kurz nachdem Ethan und Zoe vermisst wurden, habe ich Ryan Townsends blutende Nase versorgt. Ich habe Ryan und mindestens einen Secret-Service-Agenten als Zeugen. Könnte mir also vielleicht irgendjemand erklären, was ich hier eigentlich soll?«
    Er wirkte irgendwie frech, fast ein bisschen pubertär, und zwar bis hinunter zu seinen Basketball-Latschen. Gehörte das vielleicht auch zu seiner Show? Um das Vertrauen der Schüler in Branaff zu gewinnen? Ich hatte außerdem das Gefühl, dass Glass etwas genommen hatte, vielleicht nur ein bisschen Clonazepam, um schön locker zu bleiben, solange er hier war. Mit Pharmazeutika kannte er sich jedenfalls aus.
    »Und kurz bevor Ethan und Zoe verschwunden sind?«, wollte ich wissen. »Wo waren Sie da?«
    »Steht das nicht schon längst in Ihren Akten oder so?«, erwiderte er.
    »Tun Sie uns doch einfach den Gefallen«, bat Lindley. Nach unserer anfänglichen Meinungsverschiedenheit hatten Peter und ich uns zumindest auf eines geeinigt: Jetzt, wo Glass hier war, mussten wir ihn mit allem bombardieren, was wir hatten. Vielleicht sogar mit manchem, was wir nicht hatten.
    »Ich war auf dem Klo für Lehrer, okay? Und da hab ich gekackt, falls Sie es genau wissen wollen.«
    Lindley kritzelte etwas in seine Akte.
    »Wie lange dauert es von der Lehrer-Toilette zurück zur Krankenstation?«, wollte ich wissen.
    Glass runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Anderthalb Minuten? Sagen Sie’s mir.«
    »Ziemlich genau anderthalb Minuten«, entgegnete ich. »Aber Sie waren gar nicht auf der Toilette, hab ich recht?«
    »Und das ist gar keine ernst gemeinte Frage, hab ich recht?«
    »Von dem Tunnel unter der Schule braucht man nämlich auch ungefähr anderthalb Minuten, wenn man sich beeilt«, fuhr ich fort. »Ich habe die Zeit gestoppt.«
    »Aha, wie schön für Sie.«
    Ich hasste diesen Typen. Ich hasste ihn aus tiefstem Herzen. Mittlerweile stand wirklich alles auf dem Spiel, und ich wurde von Sekunde zu Sekunde gereizter. Es war mir vollkommen egal, dass er selbst ein Kind verloren hatte. Das war keine Entschuldigung für das, was er jetzt anrichtete.
    »Davor haben Sie das Handy aus Emma Allisons Schrank genommen und Zoe Coyle eine SMS geschickt. Eine, mit der sie sie todsicher nach der ersten Stunde in den Tunnel locken konnten. Die einzige offene Frage ist eigentlich, ob Sie von Anfang an auch mit Ethan gerechnet haben, oder ob Sie gezwungen waren zu improvisieren.«
    Glass fing tatsächlich an zu grinsen und blickte alle, die sich mit im Raum befanden, nacheinander an. Wir waren zu fünft, darunter zwei von Lindleys Agenten, die das Verhör mit Kamera und Laptop aufzeichneten.
    »Wieso habe ich bloß das Gefühl, dass ich hier irgendwie reingelegt werden soll?«, sagte er direkt in die Kamera.
    Lindley legte seinen Stift beiseite und klappte die Akte, die er vor sich liegen hatte, zu, als würden wir gerade erst anfangen.
    »Mr. Glass, können Sie sich vielleicht an einen Zwischenfall mit Ihrer Exfrau aus dem März 2007 erinnern?«, wandte er sich an Glass.
    Dieser tat übertrieben entsetzt und blickte abwechselnd von Lindley zu

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