Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Zunge, Leute. Ich wollte sagen, Elise konnte schweigen wie ein Grab.«
Wir gingen nicht darauf ein.
Fidella nahm sein Glas und trank es aus. »Seid ihr sicher, dass ihr nichts wollt?«
»Alles bestens.«
»Bei mir mit Sicherheit nicht.« Er stand auf und goss sich einen weiteren Patrón ein. »Ich glaube, ich will’s immer noch nicht wahrhaben. Wie damals, als meine Mutter gestorben ist. Ich habe ständig damit gerechnet, ihre Stimme zu hören, wochenlang ging das so. Letzte Nacht hab ich von Elise geträumt, habe sie durch die Tür kommen sehen, als wäre die ganze Eissache bloß ein dummer Witz. Was sollte das? Das mit dem Eis?«
»Das versuchen wir rauszufinden, Sal.«
»Na ja, ist schon merkwürdig. Elise mochte nicht mal Eis in ihrem Wodka. Ich will nicht, dass jemand denkt, sie wäre ’ne Säuferin gewesen. Es kam oft vor, zum Beispiel, wenn wir essen gegangen sind, dass sie einen Cocktail getrunken hat – einen Stinger, einen Manhattan, wie alle anderen. Sie hatte das im Griff, wisst ihr?«
»Sie hat sich die richtige Zeit und den richtigen Ort ausgesucht, um eine Flasche zu leeren.«
»Immer bei ihr zu Hause.«
»Was ist mit dem Zeitpunkt?«
»Wenn sie gearbeitet hat, musste sie fit sein. Wer stellt eine Lehrerin ein, die sturzbesoffen reingetorkelt kommt?«
»Welche Fächer hat sie unterrichtet?«
»Englisch. Sie ist dort immer eingesprungen, wenn einer der festen Lehrer ausgefallen ist. Bereitschaftsdienst. Wie ein Arzt.«
»Hat sie noch irgendwo anders als an der Windsor unterrichtet?«
»Nicht, seit ich sie kennengelernt habe. Sie hat gesagt, die haben ihr ein Angebot gemacht, das sie nicht ablehnen konnte.«
»Kennen Sie die Details?«
»Irgendwas um die dreißigtausend, bloß damit sie auf Abruf bereitsteht, dann dreißig Mäuse für jede weitere Stunde mehr als die zehn, die sie tatsächlich gearbeitet hat. Sie hat ordentlich Knete zurückgelegt. Außerdem hat sie abends Nachhilfe gegeben, dafür hat sie achtzig oder neunzig die Stunde bekommen, und noch mehr, wenn sie rausgekriegt hat, dass die Familie stinkreich ist.«
»Wie viel Nachhilfe hat sie gegeben?«
»Um ehrlich zu sein, das weiß ich nicht. Aber sie war schwer beschäftigt. Oft hab ich angerufen und wollte mit ihr ausgehen, hab aber bloß den Anrufbeantworter erwischt. Sie profitierte von dem Druck.«
»Welchem Druck?«
»Dem, der auf die Kids ausgeübt wurde. Sie hat nicht bloß dummen Kids Nachhilfe gegeben, sie hatte auch kluge dabei, denen die Eltern Druck gemacht haben. Sie hat mir erzählt, dass manchmal ein Kind mit ’ner Eins minus zu ihr gekommen ist, dessen Eltern nicht nachgeben wollten, bis das Minus weg war.«
»Wir reden über Schüler von der Windsor?«
»Klar«, sagte Fidella. »Sie hat Nachhilfeunterricht für die Reifeprüfung gegeben. Und diese andere Prüfung, von der ich den Namen vergessen habe.«
»Die Collegeaufnahmeprüfung«, sagte ich.
»Genau die. Sie hat gesagt, all diese Prüfungen wären dumm und sinnlos, aber Gott segne denjenigen, der sie erfunden hat, weil die reichen Leute so unsicher wären, dass ihre Kinder perfekt sein müssten, und sie bei ihnen dicke Kohle für etwas verlangen kann, das sie selber machen könnten.«
»Was für eine Ausbildung hatte sie?«
»Wofür?«
»Damit sie Nachhilfeunterricht für die Reifeprüfung geben konnte.«
»Sie war auf dem College.«
»Wo?«
»Irgendwo im Osten, mehr weiß ich nicht. Die Sache mit Elise ist, dass sie nicht gern über sich geredet hat.« Er breitete die Arme aus. »Ich bin ein Typ, bei dem man nur fragen muss, wenn man was wissen will. Elise war das glatte Gegenteil. ›Damit befassen wir uns nicht, Sal‹. Das hat sie oft gesagt. ›Damit befassen wir uns nicht‹. Ich bin trotzdem bei ihr geblieben, sie sah gut aus und war ganz sicher keine Spaßbremse.«
»Wurde es jemals unangenehm, wenn sie launisch war und an der Flasche hing?«, fragte Milo.
»Was genau soll das heißen?«
»Wurde sie jemals aggressiv?«
»Elise? Soll das ein Witz sein? Sie war zahm wie ein Lamm. Wie schon gesagt, sie hat sich einfach in ihr Zimmer verzogen.«
»Und Sie sind gegangen.«
»Hatte ja keinen Sinn zu bleiben.«
»Kam es jemals zu Streit?«
»Wie soll man mit jemand streiten, der nicht reden will?«
»Das muss ziemlich frustrierend gewesen sein, Sal.«
»Ich hab’s früh genug begriffen.«
»Haben Sie irgendeine Ahnung, was aus Elises Computer geworden ist?«
»Hä?«
»Ihr Computer ist weg.«
»Wirklich?«
»Ist
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