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Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Titel: Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Agoura gelegenen Anwesen des Polizeichefs befanden sich Gestüte, unerschlossenes Weideland und die dunkle Masse der Santa Monica Mountains.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis wir vom Freeway aus auch nur in die Nähe kamen, in eine Gegend, in der es keine Straßenschilder mehr gab. Anfangs waren wir an unglaublich hübschen Einkaufszeilen, einem Porschehändler und einer Tankstelle vorbeigerast, an der das Benzin zehn Prozent teurer war als in der Stadt. Jetzt schossen wir durch eine dunkle, undefinierbare Landschaft.
    Milo konnte sich in dem immer vertrackteren Labyrinth aus Fahrwegen, die kaum breit genug für ein Auto waren, nur mühsam orientieren. Nachdem er mehrmals falsch abgebogen war, schaltete er wütend die Innenbeleuchtung ein und las seine von Hand mitgekritzelte Wegbeschreibung, während er weiterfuhr. Als wir zu einem kleinen Holzschild kamen, schwitzte und fluchte er. In die rohen Bretter waren Lettern eingebrannt:
    SERENITY RANCH
    »Eine ziemlich weite Anfahrt zur Windsor«, sagte ich. »Geht doch nichts über engagierte Eltern.«
    »Besser gesagt, eine engagierte Mama.«
    Wir passierten ein offenes Schwingtor  – nur ein Stahlrahmen und ein schräger Querbalken  –, dann kämpfte sich der Crown Vic einen Asphaltstreifen hinauf, der stellenweise bis auf die blanke Erde abgefahren und unangenehm hubbelig war. Die überforderte Federung ächzte bei jeder Erschütterung.
    Das Tor war kein großes Hindernis. »Ein unbedeutenderer Mann könnte sich Gedanken wegen möglicher Eindringlinge machen«, sagte ich.
    »Ein echtes Alphamännchen lässt sich doch von so was nicht beunruhigen.«
    Ein gut einen halben Morgen großer Autostellplatz erstreckte sich vor einem breiten Flachbau. Parkplätze für Unmengen von Autos, aber nicht ein einziges Fahrzeug war in Sicht. Vielleicht waren die familieneigenen Karren in der Vierfachgarage untergestellt.
    Der Platz bestand aus schmucklosem Beton. Bis auf zwei riesige, gefährlich schiefe Eichen war rund um das Haus kein weiteres Grün zu sehen. Dahinter erstreckte sich offenes, flaches Gelände. Die Bäume waren vermutlich die Überbleibsel eines alten Waldes, der für den Schlupfwinkel des obersten Polizisten gerodet worden war. Ein paar feuchte Jahre zu viel, und sie könnten aus Rache umstürzen.
    Der Chef erwartete uns am vorderen Rand des Stellplatzes, wo er auf einem Schaukelstuhl im anheimelnden Lichtkegel einer Niedrigwattlampe saß, die einer Gaslaterne ähnelte. Die Glut seiner Zigarre zeichnete dünne orange Schnörkel in die Luft. Die Rauchschwaden wurden von der Dunkelheit verschluckt.
    Milo hielt an und öffnete sein Fenster. »Sir.«
    »Da drüben.« Der Chef deutete mit dem Daumen nach links. Asche fiel auf den Beton, versprühte Funken und erlosch.
    Wir parkten und stiegen aus. Da es keine weiteren Sitzgelegenheiten gab, mussten wir wie Bittsteller stehen bleiben. Die weißen Haare des Polizeichefs schimmerten metallisch, wenn der Lichtschein der Zigarrenglut darauf fiel. Ansonsten wirkte er wie eine Kohlezeichnung.
    »Zwei Morde, Dr. Delaware«, sagte er leise. »Meine Diagnose lautet: ›Ein große, verfluchte Sauerei‹. Wie lautet Ihre?«
    »Ich schließe mich dem an.«
    »Ein rücksichtsloser Mistkerl, dieser Italiener. Als Täter hat er mir besser gefallen.« Er schnalzte mit der Zunge. »Jetzt nehmen wir uns also statt des Italieners den mexikanischen Jungen vor.«
    Das klang wie eine internationale Verschwörung. Und das Tatwerkzeug war ein amerikanisches Poolqueue , hätte ich am liebsten hinzugefügt, verkniff es mir aber.
    Milo sagte: »Wie ich schon sagte, wurde ein junger Mann gesehen, der …«
    »Genau, das haben Sie bereits gesagt. Also weiter im Text. Was die Freeman angeht, haben wir diese Lehrer als Täter weitgehend ausgeschlossen?«
    Milo sagte: »Es gibt keine Beweise gegen sie, aber …«
    »Also weiter im Text.«
    Langes Schweigen, dann ein langsames, saugendes Einatmen. Die Zigarrenglut leuchtete auf und wurde zu einem Miniplaneten. Rauchringe stiegen auf wie kleine Ufos. »Nicht dass Sie irgendwie vorankommen würden, Sturgis.«
    »Man kann auch schlecht vorankommen, wenn einem die Hände gebunden sind«, sagte ich.
    Die orange Spitze hüpfte. »Was soll das heißen, Doktor?«
    »Das heißt, dass es bisher keine Ermittlung im üblichen Sinn gewesen ist.«
    Er räusperte sich. »Sind Sie jetzt unter die Gesellschaftskritiker gegangen, Doktor?«
    »Ich bin nur ein beiläufiger Beobachter. Mehr ist dafür nicht

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