Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
irgendetwas gemeinsam haben. Warum muss ich so tun, als sei er mein Bruder? Das Ganze ist völli g …«
»Fiona«, mahnte Sir David leise.
»Also, ich habe nichts dagegen, dass er hier ist, Daddy, aber es sind nun mal meine Osterferien.« Fiona, dachte sich Alex, besuchte offenbar eine Privatschule und ihr Semester war daher früher zu Ende als seines. »Ich finde das einfach nicht fair.«
»Alex ist wegen meiner Arbeit hier«, fuhr Sir David fort. Schon seltsam, dachte Alex, wie sie über mich reden, als wäre ich Luft. »Ich weiß, dass du viele Fragen hast, Fiona, aber du wirst einfach tun müssen, was ich dir sage. Alex ist nur bis Ende der Woche hier. Ich möchte, dass du dich um ihn kümmerst.«
»Hat es etwas mit den Supermärkten zu tun?«, fragte Fiona.
»Fiona!« Sir David wollte keine weitere Diskussion. »Es ist so, wie ich dir gesagt habe. Ein Experiment. Und du wirst dafür sorgen, dass er sich hier zu Hause fühlt!«
Fiona griff lässig nach ihrem Glas und schaute Alex das erste Mal, seit er den Raum betreten hatte, direkt an. »Mal sehen«, sagte sie.
D ie Woche schien kein Ende nehmen zu wollen. Schon nach zwei Tagen war Alex klar, dass er als Sohn dieser wichtigtuerischen Familie mit Sicherheit irgendwann tatsächlich zum Rebell geworden wäre. Sir David war am ersten Morgen um sechs Uhr abgereist und noch immer in London, von wo aus er E-Mails an seine Frau und seine Tochter schickte. Lady Caroline ging Alex aus dem Weg. Ein- oder zweimal fuhr sie in die nahe gelegene Stadt, sonst war sie anscheinend die meiste Zeit im Bett. Und Fion a …
Wenn sie nicht irgendwelche Opern zitierte, prahlte sie mit ihrem Lebensstil, ihrem Reichtum und ihren Weltreisen. Gleichzeitig gab sie deutlich zu verstehen, dass sie Alex nicht mochte. Mehrere Male hatte sie ihn gefragt, was er wirklich auf Haverstock Hall tue. Alex hatte die Schultern gezuckt und geschwiegen – weswegen sie ihn noch weniger mochte.
Am dritten Tag stellte sie ihn einigen ihrer Freunde vor.
»Ich gehe jagen«, sagte sie. »Ich nehme nicht an, dass du mitkommen willst.«
Alex zuckte die Schultern. Er hatte sich die meisten Einzelheiten aus den Akten eingeprägt und glaubte, mühelos als Mitglied der Familie durchgehen zu können. Nun zählte er die Stunden, bis die Frau von der Akademie ihn abholen würde.
»Warst du schon mal auf der Jagd?«, fragte Fiona.
»Nein«, erwiderte Alex.
»Ich schieße Vögel und Wild«, erklärte Fiona. »Aber natürlich bist du ein Stadtjunge. Davon verstehst du nichts.«
»Was ist so toll daran, Tiere zu töten?«, fragte Alex.
»Es ist Teil des Landlebens, eine Tradition.« Fiona sah ihn an, als sei er der letzte Idiot. »Jedenfalls genießen die Tiere es.«
Wie sich herausstellte, waren die Teilnehmer der Jagdgesellschaft jung und – abgesehen von Fiona – ausschließlich männlich. Es waren fünf Jungen, die am Rande eines zum Haverstock-Anwesen gehörenden Waldes warteten. Rufus, der Anführer, war sechzehn, hatte eine durchtrainierte Figur und dunkles welliges Haar. Er schien Fionas offizieller Freund zu sein. Die anderen – Henry, Max, Bartholomew und Fred – waren etwa im gleichen Alter. Alex schaute sie verlegen an. Sie trugen alle die gleichen Barbour-Jacken, Tweedhosen, Schirmmützen und Huntsman-Lederstiefel. Und sie sprachen alle mit dem gleichen an Public Schools üblichen Akzent. Jeder von ihnen hatte eine Schrotflinte, und sie hatten den Lauf über den Arm geknickt. Verächtlich musterten sie Alex von Kopf bis Fuß. Fiona musste ihnen bereits von ihm, dem Jungen aus London, berichtet haben.
Schnell stellte sie ihn den anderen vor. Rufus trat einen Schritt auf ihn zu.
»Schön, dass du mitkommst«, sagte er gedehnt. »Bist wohl hier, um ein bisschen zu schießen, was?«
»Ich habe kein Gewehr«, sagte Alex.
»Nun, meins werde ich dir wohl kaum leihen.« Rufus ließ den Lauf einschnappen und hielt ihn hoch, damit Alex ihn sehen konnte. Es waren achtzig Zentimeter glänzenden Stahls, die aus einem dunklen Walnussschaft mit reich verzierten Silberplatten herausragten. »Es ist eine doppelläufige Schrotflinte mit gesondertem Abzug, handgemacht von Abbiatico & Salvinelli«, erklärte er. »Hat mich dreißig Riesen gekostet – oder vielmehr meine Mutter. Es war ein Geburtstagsgeschenk.«
»War sicher nicht leicht, es einzupacken«, spöttelte Alex. »Wo war die Schleife dran?«
Rufus’ Lächeln erstarb. »Du hast keine Ahnung von Gewehren«, sagte er. Er nickte einem der
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