Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
Lippen und selbst seine Zunge war grau. Dazu trug er eine runde Drahtbrille mit dunkelroten Gläsern. Die Wirkung war verblüffend. Die ganze Welt schien für ihn in Blut getaucht zu sein.
Er hatte lange, schmale Finger mit sorgfältig gefeilten Nägeln und trug einen dunklen Anzug, der bis zum Hals zugeknöpft war. Wenn es tatsächlich Vampire gab, dann sahen sie sicher so aus wie Dr . Hugo Grief.
»Ich habe beschlossen, die letzte Phase des Gemini-Projekts einzuleiten«, sagte er. Er sprach mit einem südafrikanischen Akzent, wobei er erst jedes Wort kaute, bevor er es aussprach. »Es darf keine weitere Verzögerung mehr geben.«
»Ich verstehe, Dr . Grief.«
Dem Doktor gegenüber saß eine Frau in einem eng sitzenden Lycra-Anzug mit einem Schweißband um die Stirn. Das war Eva Stellenbosch. Sie hatte gerade ihr morgendliches Work-out beendet – zwei Stunden Gewichtheben und Aerobicübungen – und war noch immer ganz außer Atem. Dabei ließ sie ihre beachtlichen Muskeln spielen. Mr s Stellenboschs Gesicht war ungewöhnlich. Sie hatte extrem aufgeworfene Lippen und kupferrote Haarbüschel hingen ihr in die hohe Stirn. Sie hielt ein Glas in der Hand, das eine milchig grüne Flüssigkeit enthielt. Ihre Stummelfinger hatten Mühe, es zu halten.
Sie nippte an dem Glas und runzelte die Stirn. »Sind Sie sicher, dass wir schon so weit sind?«, fragte sie.
»Wir haben keine Wahl. In den letzten beiden Monaten mussten wir zwei unbefriedigende Ergebnisse hinnehmen. Erst Iwanow, dann Roscoe in New York. Ganz abgesehen von den Kosten für die Liquidierungen ist es möglich, dass jemand die beiden Todesfälle miteinander in Zusammenhang gebracht hat.«
»Möglich, aber unwahrscheinlich«, erwiderte Mr s Stellenbosch.
»Die Geheimdienste sind träge und ineffizient, das stimmt. Die CIA in Amerika, der MI6 in England, sogar der KGB! Mit denen ist doch nichts mehr los. Aber trotzdem besteht die Möglichkeit, dass einer von ihnen zufällig auf etwas gestoßen ist. Je schneller wir diese Phase der Operation beenden, desto größere Chancen haben wi r … unentdeckt zu bleiben.« Dr . Grief legte die Fingerspitzen zusammen und stützte das Kinn darauf. »Wann trifft der letzte Junge ein?«
»Alex?« Mr s Stellenbosch leerte ihr Glas und stellte es auf den Tisch. Dann öffnete sie ihre Handtasche, holte ein Taschentuch heraus und betupfte damit ihre Lippen. »Morgen reise ich nach England«, sagte sie.
»Ausgezeichnet. Und auf dem Weg hierher nehmen Sie den Jungen mit nach Paris?«
»Natürlich, Doktor. Wenn Sie es wollen.«
»Das will ich sogar sehr, Mr s Stellenbosch. Wir können dort die ganzen Vorarbeiten erledigen. Das spart Zeit. Und was ist mit dem Sprintz-Jungen?«
»Ich fürchte, wir brauchen noch ein paar Tage.«
»Das bedeutet, dass er und Alex zur gleichen Zeit hier sein werden.«
»Genau.«
Dr . Grief überlegte. Er musste das Risiko, dass die beiden Jungen aufeinandertrafen, gegen die Gefahr abwägen, zu schnell zu handeln. Zum Glück besaß er den Verstand eines Wissenschaftlers. Seine Rechnungen waren noch immer aufgegangen. »Sehr gut«, sagte er. »Der Sprintz-Junge kann noch ein paar Tage bei uns bleiben.«
Mr s Stellenbosch nickte.
»Alex Friend ist ein guter Fang«, bemerkte Dr . Grief.
»Supermärkte?« Die Frau klang nicht sehr überzeugt.
»Sein Vater steht in enger Verbindung zum Premierminister. Er ist ein beeindruckender Mann. Ich bin davon überzeugt, dass sein Sohn all unsere Erwartungen erfüllen wird.« Dr . Grief lächelte. Dabei glühten seine Augen wie Kohlen. »Sehr bald schon werden wir Alex hier an unserer Schule haben. Und dann endlich ist das Gemini-Projekt abgeschlossen.«
D u sitzt nicht richtig«, nörgelte Fiona. »Dein Rücken ist nicht gerade. Deine Hände sollten weiter unten sein und deine Füße zeigen in die falsche Richtung.«
»Was spielt das für eine Rolle, Hauptsache, du hast deinen Spaß«, bemerkte Alex mit zusammengebissenen Zähnen.
Es war jetzt sein vierter Tag in Haverstock Hall und Fiona hatte ihn zu einem Ausritt mitgenommen. Alex fand’s grässlich. Vor dem Ausritt hatte er Fionas unvermeidliche Belehrungen über sich ergehen lassen müssen – allerdings hatte er kaum zugehört. Die Pferde stammten aus Spanien oder Ungarn und hatten jede Menge Goldmedaillen gewonnen. Alex war das egal. Er wusste nur, dass sein Pferd groß und schwarz war und von Fliegen umschwirrt wurde. Und dass er wie ein Sack Kartoffeln daraufsaß. Sie hatten den Vorfall im
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