Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
Wald kaum erwähnt. Als Alex zum Haus zurückgehinkt kam, durchnässt und fröstelnd, hatte ihm Fiona sogar ein Handtuch geholt und ihm eine Tasse Tee angeboten.
»Ihr habt versucht, mich abzuknallen«, sagte Alex.
»Red keinen Quatsch!« Fionas Blick verriet zu Alex’ Überraschung so etwas wie Mitleid. »Das würden wir nie tun. Rufus ist ein sehr netter Kerl.«
»Wa s …«
»Es war nur ein Spiel, ein bisschen Spaß.«
Und damit war das Thema abgehakt. Fiona hatte gelächelt, als ob damit alles geklärt worden sei. Dann war sie schwimmen gegangen. Alex hatte sich den restlichen Abend mit den Akten beschäftigt. Er versuchte, sich seine falsche Geschichte, die sich über vierzehn Jahre erstreckte, einzuprägen. Es gab Onkel und Tanten, Freunde in Eton, eine ganze Menge Leute, die ihm vertraut sein mussten, ohne dass er sie je kennengelernt hatte. Und er musste versuchen, sich an seinen luxuriösen Lebensstil zu gewöhnen. Deswegen war er hier, ritt mit Fiona aus – sie kerzengerade in ihrer Reituniform und er holperig hinterher.
Nachdem sie ungefähr eine Stunde geritten waren, kamen sie zu dem Tunnel. Fiona hatte versucht, Alex etwas Reittechnik beizubringen – zum Beispiel den Unterschied zwischen Schritt, Trab und Galopp. Eines stand für ihn jedenfalls schon fest: Reiten ödete ihn an. Er spürte sämtliche Knochen und sein Hintern war inzwischen so wund, dass er glaubte, nie mehr sitzen zu können. Fiona genoss seine Qualen. Wahrscheinlich hatte sie sogar einen besonders holprigen Weg ausgesucht, damit er besonders kräftig durchgeschüttelt wurde. Oder vielleicht war es einfach ein besonders nervöses Pferd.
Vor ihnen lag jetzt eine eingleisige Eisenbahnstrecke mit einem automatisch betriebenen beschrankten Bahnübergang mit Glocke und einer Ampel, die die Autofahrer vor näher kommenden Zügen warnten. Fiona lenkte ihr Pferd – einen kleineren Grauen – darauf zu. Alex’ Pferd folgte automatisch. Er vermutete, dass sie den Bahnübergang überqueren würden, aber als sie vor der Schranke angelangt waren, brachte Fiona ihr Pferd zum Stehen.
»Es gibt eine Abkürzung, die wir nehmen können, wenn du nach Hause willst«, bot sie an.
»Das wäre prima«, erwiderte Alex.
»Sie führt hier lang.« Fiona deutete die Bahnlinie entlang zum Tunnel, ein klaffendes, schwarzes, in den Berg eingelassenes Loch, eingefasst von dunkelrotem Ziegelstein.
Alex warf ihr einen Blick zu, um zu prüfen, ob sie es ernst meinte. Das Mädchen schien fest entschlossen zu sein. Sein Blick kehrte zu dem Tunnel zurück. Er wirkte wie ein Gewehrlauf, der auf ihn gerichtet war und ihn warnte wegzubleiben. Er konnte sich fast den Riesenfinger am Abzug vorstellen, irgendwo hinter dem Hügel. Wie lang er wohl war? Als Alex näher hinblickte, entdeckte er am anderen Ende einen Lichtpunkt – ungefähr einen Kilometer entfernt.
»Das kann doch nicht dein Ernst sein«, sagte er.
»Ehrlich, Alex, ich scherze nie! Wenn ich etwas sage, meine ich es auch. Da bin ich genau wie mein Vater.«
»Dein Vater hat aber alle Tassen im Schrank«, murmelte Alex.
Fiona tat so, als höre sie ihn nicht. »Der Tunnel ist genau einen Kilometer lang«, erklärte sie. »Auf der anderen Seite gibt es eine Brücke, und dann wieder einen Bahnübergang. Wenn wir da entlangreiten, können wir in dreißig Minuten zu Hause sein. Wenn wir den gleichen Weg zurück nehmen, brauchen wir eine Stunde.«
»Dann reiten wir auf dem gleichen Weg zurück.«
»Oh Alex, du bist ein richtiger Angsthase!«, zischte Fiona ihm zu. »Auf dieser Linie fährt stündlich nur ein Zug und der nächste kommt i n …« – sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr – »zwanzig Minuten. Ich bin schon hundertmal durch den Tunnel geritten, man braucht nur fünf Minuten. Wenn du im Galopp reitest noch weniger.«
»Aber es ist trotzdem Wahnsinn, auf den Schienen zu reiten.«
»Nun, wenn du umkehrst, musst du allein heimreiten.« Sie gab ihrem Pferd die Sporen. Es preschte vor, überquerte den Bahnübergang und ritt auf dem Gleis weiter. »Bis später.«
Aber Alex ritt hinter ihr her. Alleine hätte er nie zum Haus zurückgefunden. Er kannte den Weg nicht und konnte das Pferd kaum im Zaum halten. Sogar jetzt folgte es Fiona, ohne dass er es gelenkt hätte. Würden die beiden Pferde wirklich durch den dunklen Tunnel reiten? Es schien unglaublich, aber das Pferd tauchte auch tatsächlich, ohne zu zögern, in das dunkle Loch ein.
Alex wurde ziemlich unheimlich zumute, als es
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