Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
worden. Es war ein weißer, rechteckiger Klotz, die Fenster waren aus dunkel getöntem Glas, das den Blick ins Innere verwehrte. Das Hotel war vier Stockwerke hoch, mit einem Flachdach. Über dem Haupteingang stand in Goldbuchstaben Hôtel du Monde . Wenn ein Ufo auf dem Platz gelandet wäre und dabei einige Gebäude zerquetscht hätte, um Platz zu haben, hätte es nicht weniger gestört.
»Hier werden wir wohnen«, erklärte Mr s Stellenbosch. »Das Hotel gehört der Akademie.«
Der Fahrer hatte ihr Gepäck aus dem Kofferraum geholt. Alex folgte der Vizedirektorin zur Eingangstür, die sich sogleich automatisch öffnete. Die Halle war kühl und nichtssagend, überall nur weißer Marmor und Spiegel. In einer Ecke verkümmerte eine Topfpflanze. Hinter dem Empfangstresen stand ein Mann in dunklem Anzug und Brille. Er verzog keine Miene. Es gab einen Computer und eine Reihe von Fächern. Alex zählte fünfzehn. Vermutlich besaß das Hotel fünfzehn Zimmer.
»Bonsoir, Madame Stellenbosch.« Der Empfangschef nickte höflich. Alex würdigte er keines Blickes. »Ich hoffe, Sie hatten einen guten Flug«, fuhr er fort, immer noch auf Französisch.
Alex tat so, als habe er kein Wort verstanden. Alex Friend beherrschte kein Französisch, hatte sich nicht die Mühe gemacht, es zu lernen. Aber Ian Rider hatte dafür gesorgt, dass sein Neffe fließend Französisch, Deutsch und Spanisch sprach.
Der Mann am Empfang griff nach zwei Schlüsseln. Er wollte weder, dass sie sich anmeldeten, noch fragte er nach einer Kreditkarte. Das Hotel gehörte der Schule, also mussten sie sicher nichts zahlen. Er reichte Alex einen der Schlüssel.
»Ich hoffe, du bist nicht abergläubisch«, scherzte er jetzt auf Englisch.
»Nein«, antwortete Alex knapp.
»Es ist Zimmer dreizehn. Im ersten Stock. Es wird dir bestimmt gefallen.« Der Mann lächelte.
Mr s Stellenbosch griff nach ihrem Schlüssel. »Das Hotel hat ein Restaurant«, sagte sie. »Wir können heute Abend hier essen, dann müssen wir nicht in den Regen hinausgehen. Außerdem kochen die hier ganz ausgezeichnet. Magst du die französische Küche, Alex?«
»Nicht sehr.«
»Nun, ich denke, wir finden schon etwas, was dir schmeckt. Willst du dich nicht ein bisschen frisch machen?« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Wir essen um sieben. Also in anderthalb Stunden. Dann haben wir auch Gelegenheit, miteinander zu plaudern. Darf ich dich nur bitten, dich zum Dinner etwas eleganter zu kleiden? Die Franzosen sind ja recht lässig, aber – wenn du mir meine offenen Worte erlaubst, mein Lieber – du treibst es mit der Lässigkeit etwas zu weit. Ich rufe dich um fünf vor sieben an. Ich hoffe, das Zimmer gefällt dir.«
Zimmer Nr.13 lag am Ende eines langen, schmalen Gangs. Es war ein erstaunlich geräumiges Zimmer mit Blick auf den Platz. Es gab ein Doppelbett mit schwarzweißer Überdecke, einen Fernseher, eine Minibar, einen Schreibtisch und ein paar gerahmte Bilder von Paris. Ein Boy hatte Alex’ Koffer hochgetragen. Als er sich zurückgezogen hatte, schlüpfte Alex aus den Schuhen und setzte sich aufs Bett. Er fragte sich, weshalb sie hier abgestiegen waren. Er wusste, dass der Hubschrauber aufgetankt werden musste, aber dafür hätten sie nicht übernachten müssen. Warum waren sie nicht direkt zur Schule weitergeflogen?
Er musste über eine Stunde totschlagen. Zuerst ging er ins Bad – wieder nur weißer Marmor und Spiegel – und stellte sich unter die Dusche. Dann wickelte er sich in ein Badetuch, ging ins Zimmer zurück und schaltete den Fernseher an. Alex Friend hing sicher ständig vor der Glotze. Es gab etwa dreißig Programme. Alex stellte MTV ein. Er überlegte, ob er wohl überwacht wurde. Neben dem Schreibtisch befand sich ein großer Spiegel und es war nicht schwer, eine Kamera dahinter zu verstecken. Nun, warum eigentlich sollte er ihnen nicht etwas zum Nachdenken geben?
Er öffnete die Minibar und goss sich ein Glas Gin ein. Dann ging er ins Bad, füllte die Flasche mit Wasser und stellte sie in die Minibar zurück. Er trank Alkohol und erwies sich als Dieb. Wenn Mr s Stellenbosch ihn beobachtete, wusste sie jetzt, dass sie mit ihm alle Hände voll zu tun haben würde.
In der nächsten halben Stunde starrte er in den Fernseher und tat so, als trinke er den Gin. Dann ging er mit dem Glas ins Bad und kippte es wie aus Versehen um. Der Gin lief ins Waschbecken. Es wurde jetzt Zeit, sich anzuziehen. Sollte er sich an die Anweisungen halten? Schließlich fand
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