Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
nehmen.«
»Es gibt keinen Weg in die Stadt.« Dr . Grief hob die Hand, damit Alex ihn nicht unterbrach. Alex betrachtete seine langen, skelettartigen Finger und seine glühenden Augen hinter der Brille. Der Mann bewegte sich, als ob jeder seiner Knochen einmal gebrochen gewesen und dann wieder zusammengesetzt worden wäre. Er schien gleichzeitig alt und jung zu sein und irgendwie nicht ganz menschlich. »Die Skisaison ist vorübe r … es ist jetzt zu gefährlich. Es gibt nur den Hubschrauber und er führt dich nur dann von hier weg, wenn ich es zulasse.« Er ließ die Hand wieder sinken. »Du bist hier, weil du deine Eltern enttäuscht hast. Du bist von der Schule geflogen. Hattest Schwierigkeiten mit der Polize i …«
»Das war nicht meine Schuld!«, protestierte Alex.
»Unterbrich den Doktor nicht«, wies Mr s Stellenbosch ihn zurecht.
Alex warf ihr einen bösen Blick zu.
»Dein Aussehen ist abstoßend«, fuhr Dr . Grief fort. »Deine Sprache ebenfalls. Es ist unsere Aufgabe, dich in einen Jungen umzuformen, auf den seine Eltern stolz sein können.«
»Ich bin glücklich so wie ich bin«, erwiderte Alex.
»Das interessiert hier niemanden.« Dr . Grief schwieg.
Alex war nicht ganz wohl zumute. Irgendetwas an diesem Raum, der so groß, so leer und so formlos war, wirkte bedrückend. »Was wollen Sie also mit mir anstellen?«, fragte Alex.
»Nun, zunächst einmal hast du keinen Unterricht«, sagte Mr s Stellenbosch. »In den ersten Wochen wollen wir, dass du dich assimilierst.«
»Was bedeutet das?«
»Assimilieren, anpasse n … so werden wie die anderen.« Es hörte sich an, als zitiere sie aus einem Lexikon. »Im Augenblick sind sechs Jungen hier. Du wirst sie kennenlernen und die Zeit mit ihnen verbringen. Es gibt Möglichkeiten, Sport zu treiben und sich sozial zu betätigen. Es gibt eine gute Bibliothek hier und du wirst viel lesen. Bald wirst du unsere Methoden kennenlernen.«
»Ich will meine Mum und meinen Dad anrufen«, sagte Alex.
»Es ist verboten zu telefonieren«, erklärte Mr s Stellenbosch. Sie versuchte, mitfühlend zu lächeln, was ihr aber misslang. »Wir finden, unsere Schüler bekommen dadurch nur Heimweh«, fuhr sie fort. »Natürlich kannst du Briefe schreiben, wenn du willst.«
»Lieber E-Mails«, erwiderte Alex.
»Aus den gleichen Gründen sind PCs nicht zugelassen.«
Alex zuckte mit den Achseln und fluchte leise.
Dr . Grief hatte es dennoch gehört. »Du wirst höflich zu unserer Vizedirektorin sein«, herrschte er ihn an. Obwohl er die Stimme nicht erhoben hatte, kamen seine Worte messerscharf. »Weißt du, Alex, Mr s Stellenbosch arbeitet jetzt seit sechsundzwanzig Jahren mit mir. Als ich sie kennenlernte, war sie fünf Jahre hintereinander zur Miss Südafrika gewählt worden.«
Alex betrachtete das affenähnliche Gesicht. »Bei einem Schönheitswettbewerb?«, fragte er.
»Nein, beim Gewichtheben.« Dr . Grief starrte in den Kamin. »Zeigen Sie es ihm«, forderte er Mr s Stellenbosch auf.
Diese erhob sich sogleich und ging zum Kamin. Auf dem Feuerrost lag ein Schürhaken, den sie fest mit beiden Händen an den Enden packte. Einen Augenblick lang schien sie sich zu konzentrieren. Alex atmete tief ein. Der massive Metallschürhaken, der mindestens zwei Zentimeter dick war, bog sich langsam, bis er aussah wie ein U. Mr s Stellenbosch vergoss keine einzige Schweißperle. Sie bog die beiden Enden ganz zusammen und warf den Schürhaken klirrend auf den Rost zurück.
»Hier in der Akademie achten wir auf strenge Disziplin«, erklärte Dr . Grief. »Schlafenszeit ist um zehn Uhr – keine Minute später. Wir dulden keine Schimpfwörter. Ohne unsere Zustimmung darfst du keine Verbindung mit der Außenwelt aufnehmen. Du wirst auch nicht versuchen, hier wegzugehen. Und du befolgst unsere Anweisungen aufs Wort, ohne zu zögern. Und schließlich« – er sah Alex eindringlich an – »darfst du dich nur in bestimmten Teilen dieses Gebäudes aufhalten.« Er machte eine Geste mit der Hand und erst jetzt entdeckte Alex eine zweite Tür am anderen Ende des Raums. »Meine Privaträume liegen dort. Du darfst dich nur im Erdgeschoss und im ersten Stock aufhalten, wo sich die Schlafsäle und Klassenzimmer befinden. Der zweite und der dritte Stock sind tabu, genauso das Untergeschoss. Auch das nur aus Gründen der Sicherheit.«
»Sie befürchten wohl, dass ich auf der Treppe ausrutsche, was?«, fragte Alex.
Dr . Grief überhörte seine Bemerkung. »Du kannst jetzt gehen«, sagte er
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