Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
kurz.
»Alex, warte vor dem Büro«, befahl Mr s Stellenbosch. »Jemand wird dich abholen.«
Alex stand von seinem Stuhl auf.
»Wir machen aus dir den Jungen, den sich deine Eltern wünschen«, sagte Dr . Grief.
»Vielleicht wollen sie mich überhaupt nicht mehr.«
»Auch das können wir regeln.«
Alex ging.
E in unangenehmer Jung e … ein paar Tag e … früher als üblic h … das Gemini-Projek t … abschließe n …«
Wäre die Tür nicht so schalldicht gewesen, hätte Alex noch mehr mitbekommen. Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, hatte er sein Ohr ans Schlüsselloch gepresst, in der Hoffnung, etwas aufzuschnappen, was für MI6 von Nutzen sein konnte. Dr . Grief und Mr s Stellenbosch unterhielten sich zwar angeregt, aber Alex hörte nur wenig und verstand noch weniger von dem, was sie sprachen.
Eine Hand legte sich schwer auf seine Schulter. Er wirbelte herum, wütend auf sich selbst. Ein sogenannter Spion, der dabei erwischt wurde, wie er am Schlüsselloch lauschte.
Aber es war keine der Wachen. Alex blickte in ein rundes, blasses Jungengesicht mit dunklen Augen. Etwas neidisch bemerkte er das lange, schwarze Haar. Der Junge trug ein sehr altes Star-Wars-T-Shirt, zerrissene Jeans und eine Basketballmütze. Er war offenbar vor Kurzem in eine Rauferei verwickelt gewesen und hatte dabei wohl das meiste abbekommen: unter anderem ein blaues Auge und eine aufgesprungene Lippe.
»Wenn sie dich erwischen, wie du an der Tür lauschst, killen sie dich«, sagte der Junge. Dabei warf er Alex einen feindseligen Blick zu. Alex vermutete, dass er nicht so schnell jemandem vertraute. »Ich bin James Sprintz«, sagte er. »Ich soll dich herumführen.«
»Alex Friend.«
»Was hast du angestellt, dass sie dich in diesen Sauladen verbannt haben?«, fragte James, als sie den Flur hinuntergingen.
»Ich wurde in Eton rausgeworfen.«
»Mich hat man aus einer Schule in Düsseldorf rausgeschmissen.« James seufzte. »Ich fand, das war das Beste, was mir passieren konnte. Doch dann schickte mich mein Dad hierher.«
»Was tut dein Dad?«, wollte Alex wissen.
»Er arbeitet an der Börse, liebt eigentlich nur Geld und hat auch jede Menge davon.« James’ Stimme klang flach und gleichgültig.
»Dieter Sprintz?« Alex erinnerte sich an den Namen. Vor ein paar Jahren hatte er in England Schlagzeilen gemacht. Er war der Hundert-Millionen-Dollar-Mann. So viel Geld hatte er nämlich in vierundzwanzig Stunden verdient. Gleichzeitig war das britische Pfund auf einen Tiefstand gefallen und die britische Regierung stand kurz vor dem Rücktritt.
»Ja. Verlang aber nicht, dass ich dir ein Foto zeige, denn ich hab keines. Hier lang.«
Sie waren jetzt in der Haupthalle mit dem Drachenkamin angelangt. Von hier aus führte James Alex weiter zum Speisesaal, einem langen Raum mit hoher Decke, sechs Tischen und einer Durchreiche zur Küche. Danach besichtigten sie zwei Wohnzimmer, ein Spielzimmer und eine Bibliothek. Die Akademie erinnerte Alex an ein teures Hotel in einem Wintersportort – und das nicht nur wegen ihrer Lage. Über der Schule lastete eine unheimliche Stimmung, ein Gefühl der völligen Abgeschiedenheit von der übrigen Welt. Die Luft war warm und schien in den Räumen zu stehen, in denen Alex, trotz ihrer Größe, Platzangst verspürte. Wäre die Schule tatsächlich ein Hotel gewesen, hätte es bestimmt kaum Gäste gehabt. Grief hatte gesagt, es seien nur sechs Jungen hier. Das Gebäude hätte sechzig aufnehmen können. Überall nur gähnende Leere.
Niemand befand sich in den Wohnzimmern, die mit ein paar Sesseln, Schreibtischen und Tischen möbliert waren. Aber in der Bibliothek waren ein paar Jungen. Es war ein langer, schmaler Raum mit dunklen, altmodischen Regalen aus Eichenholz, auf denen Bücher in allen möglichen Sprachen standen. In einer Nische am Ende der Bibliothek stand eine Ritterrüstung.
»Das ist Tom und das hier Hugo«, stellte ihm James die Jungen vor. »Sie müssen vermutlich extra Matheaufgaben machen, wir sollten sie besser nicht stören.«
Die beiden Jungen blickten auf und nickten kurz. Der eine von ihnen war in ein Lehrbuch vertieft, der andere mit Schreiben beschäftigt. Beide waren viel ordentlicher gekleidet als James und blickten nicht gerade freundlich drein.
»Fiese Kriecher«, bemerkte James, als sie die Tür der Bibliothek hinter sich geschlossen hatten.
»Wieso?«
»Als man mir von dieser Schule erzählte, hieß es, alle Kids hier hätten Probleme. Ich stellte mir vor, dass es
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