Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
liegen würde. Endlich glitten die Türen wieder auf. Alex schaute in einen gewölbten Gang mit gefliesten Wänden, die ihn ein wenig an die Londoner U-Bahn erinnerten. Es war kühl hier unten. Der Durchgang wurde von nackten Glühbirnen, die an die Decke geschraubt waren, beleuchtet.
Er beugte sich aus dem Aufzug heraus und zuckte sofort wieder zurück. Am Ende des Gangs saß eine Wache an einem Tisch und las Zeitung. Hatte der Mann gehört, wie sich die Aufzugstüren geöffnet hatten? Alex beugte sich erneut vor. Der Mann war in die Sportseite vertieft und hatte sich nicht gerührt. Alex trat aus dem Lift und ging auf Zehenspitzen den Gang hinunter, aus dem Blickfeld der Wache. Er bog um eine Ecke in einen zweiten Gang, in dem es verschiedene Stahltüren gab. Weit und breit war niemand in Sicht.
Wo befand er sich? Offenbar gab es hier unten etwas, was bewacht werden musste. Alex steuerte die nächste Tür an. Er blickte durch das Guckloch in eine kahle, weiße Zelle mit zwei Pritschen, einer Toilette und einem Waschbecken. In der Zelle hielten sich zwei Jungen auf. Den einen hatte er noch nie zuvor gesehen, aber den anderen kannte er. Es war der rothaarige Junge namens Tom McMorin. Aber den hatte er doch erst vor ein paar Minuten im Lateinunterricht gesehen! Was um Himmels willen tat er jetzt hier?
Alex ging weiter zur nächsten Zelle. Auch hier befanden sich zwei Jungen. Der eine war ein blonder, sportlich aussehender Junge mit blauen Augen und Sommersprossen. Den anderen kannte er. Es war James Sprintz. Alex untersuchte die Tür. Es gab zwei Bolzen, aber soweit er erkennen konnte, keinen Schlüssel. Er schob die Bolzen zurück und drückte die Klinke hinunter. Die Tür öffnete sich und er ging hinein.
James erhob sich, erstaunt, ihn zu sehen. »Alex, was tust du denn hier?«
Alex schloss die Tür hinter sich. »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte er. Er senkte die Stimme zu einem Flüstern, obwohl kaum Gefahr bestand, belauscht zu werden. »Was ist mit dir passiert?«
»Vorgestern Nacht zerrten sie mich aus dem Bett«, sagte er, »und schleppten mich in die Bibliothek. Es gab da eine Art Aufzu g …«
»Hinter der Rüstung.«
»Genau. Ich wusste nicht, was sie vorhatten, dachte, sie wollten mich töten. Aber dann schlossen sie mich hier ein.«
»Du bist schon seit zwei Tagen hier?«
»Ja.«
Alex schüttelte den Kopf. »Vor fünfzehn Minuten habe ich dich noch oben beim Frühstück gesehen.«
»Sie haben Doppelgänger von uns gemacht.« Der andere Junge im Raum hatte zum ersten Mal das Wort ergriffen. Er sprach mit einem amerikanischen Akzent. »Von uns allen. Ich weiß nicht, wie oder warum sie es gemacht haben. Doch fest steht, dass sie es getan haben.« Er warf einen wütenden Blick zur Tür. »Ich bin schon seit Monaten hier. Mein Name ist Paul Roscoe.«
»Roscoe? Dein Dad is t …«
»Michael Roscoe.«
Alex schwieg. Er brachte es nicht fertig, dem Jungen zu berichten, was seinem Vater zugestoßen war, und blickte betreten auf seine Fußspitzen, weil er Angst hatte, Paul könnte die Wahrheit in seinen Augen erkennen.
»Wie bist du hierhergekommen?«, erkundigte sich James.
»Hör zu«, sagte Alex. Er sprach jetzt sehr schnell. »Ich wurde von MI6 hierhergeschickt. Ich heiße nicht Alex Friend, sondern Alex Rider. MI6 hat alles im Griff. Sie werden schon bald Leute hierherschicken und euch dann alle befreien.«
»Du bis t … ein Spion ?« James war völlig verblüfft.
Alex nickte. »Ja, so könnte man es wohl nennen«, erwiderte er.
»Du hast ja die Tür geöffnet, also können wir rausgehen!« Paul Roscoe erhob sich, bereit, das Zimmer zu verlassen.
»Nein!« Alex machte eine abwehrende Geste. »Ihr müsst warten. Es gibt keinen Weg den Berg hinunter. Wartet ab, ich komme zurück und bringe Hilfe. Versprochen! Das ist unsere einzige Chance.«
»Ich kann nich t …«
»Aber du musst. Vertrau mir, Paul. Ich muss euch wieder einschließen, damit niemand weiß, dass ich hier gewesen bin. Aber es wird nicht lange dauern. Ich komme zurück.«
Alex durfte sich nicht länger auf Diskussionen einlassen. Also machte er kehrt und öffnete die Tür.
Vor ihm stand Mr s Stellenbosch.
Er hatte kaum Zeit zu registrieren, wie sehr er durch ihren Anblick schockiert war. Er versuchte, sich mit einer Hand zu schützen und seinen Körper in Stellung zu bringen, um ihr einen Karatetritt zu versetzen. Aber es war bereits zu spät. Sie ließ ihren Arm wie ein Geschoss vorschnellen und versetzte ihm einen
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