Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
verzierte Kristallleuchter und an den Wänden Ölporträts alter, bärtiger Männer in Samtwams und Halskrausen.
Die Treppe führte hinunter in einen riesigen Raum mit einer breiten umlaufenden Galerie. Der Boden war mit alten Steinplatten gepflastert, auf denen ein großer Teppich lag. An einer Wand befand sich ein offener Kamin, der groß genug war, um ein Auto darin zu parken. In der Nähe des Kamins stand ein langer, polierter Holztisch, der für drei Personen gedeckt war. Alan Blunt und eine dunkelhaarige, ziemlich männlich wirkende Frau, die gerade ein Bonbon aus dem Papier wickelte, saßen bereits am Tisch. Mrs Blunt? Alex hätte dem Mann doch etwas mehr Geschmack zugetraut.
»Alex.« Mr Blunt lächelte knapp, als sei schon ein kurzes Lächeln zu viel für ihn. »Schön, dass du uns Gesellschaft leistest.«
Alex setzte sich. »Hab ich denn eine andere Wahl?«
»Hm, nun ja. Ich weiß nicht, was sich Crawley dabei gedacht hat, dass er dich einfach betäuben ließ, aber vermutlichwar es der einfachste Weg. Darf ich dir meine Kollegin, Mrs Jones, vorstellen?«
Die Frau nickte Alex ernst zu. Ihre Augen musterten ihn durchdringend, aber sie sagte nichts.
»Wo bin ich hier? Und wer sind Sie?«, wollte Alex aufgebracht wissen. »Was haben Sie mit mir vor?«
»Ich bin sicher, dass du uns viele Fragen stellen möchtest, Alex. Aber zuerst wollen wir essen.« Blunt musste irgendwo einen verborgenen Knopf gedrückt haben, oder vielleicht lauschte jemand vor der Tür, jedenfalls ging im selben Augenblick die Tür auf und ein Kellner in weißem Jackett und schwarzen Hosen erschien. Er trug drei Teller. »Ich hoffe, dass du Fleisch magst«, fuhr Blunt fort. »Heute gibt es carré d’agneau .«
»Damit meinen Sie wohl Lammbraten.« Alex war gut in Französisch, aber trotzdem fand er das ziemlich affektiert.
Blunt lächelte entschuldigend. »Der Koch ist eben Franzose.«
Alex wartete, bis das Essen aufgetragen war. Blunt und Mrs Jones tranken Rotwein, Alex entschied sich für Wasser. Dann kam Blunt endlich zur Sache.
»Du hast sicherlich schon bemerkt«, sagte er, »dass Royal & General keine Bank ist. Eigentlich gibt es keine solche Firma. Der Name ist nur Tarnung. Und daraus folgt natürlich, dass dein Onkel auch nichts mit Bankgeschäften zu tun hatte. Er arbeitete für mich. Meinen Namen habe ich dir ja schon bei der Beerdigung genannt – ich heiße Blunt und bin Direktor der Abteilung für Spezialoperationen beim britischen Geheimdienst, MI6. Und dein Onkelwar ... nun, ein besseres Wort gibt es eben nicht: Er war ein Spion.«
Alex riss die Augen auf, doch dann musste er unwillkürlich lachen. »Sie meinen, wie James Bond?«, fragte er ungläubig.
»So ähnlich, obwohl wir auf Nummern keinen Wert legen, null-null-sieben und so. Dein Onkel war im Außendienst tätig, ein hervorragend qualifizierter und sehr mutiger Mann. Er hat zahlreiche Operationen im Ausland durchgeführt, im Iran, in Washington und Kairo, um nur ein paar Orte zu nennen.« Er warf Alex einen kühlen Blick zu. »Ich nehme an, dass das für dich ein Schock ist.«
Alex lehnte sich zurück und dachte an den Mann, der sein Onkel gewesen war, mit dem er so viele Jahre unter einem Dach gelebt und den er doch nicht gekannt hatte. Wie verschlossen er gewesen war. Wie oft er ins Ausland gereist war. Und ein paarmal war er mit Verletzungen nach Hause gekommen. Ein verbundener Arm. Dann Prellungen im Gesicht. Kleine Unfälle, hatte er Alex erzählt. Erst jetzt ergab sich aus all diesen Erinnerungen ein Sinn. Dennoch war er überrascht. Doch das gab er nicht zu. »Nein«, sagte er also, »ich bin nicht geschockt.«
Blunt schnitt sich ein ordentliches Stück Fleisch ab. »Ian Rider hatte immer unerhört viel Glück«, fuhr er fort, »bis zu seiner letzten Mission. Er hat hier in England verdeckte Ermittlungen durchgeführt, in Cornwall, um genau zu sein. Er befand sich auf dem Rückweg nach London, um Bericht zu erstatten, als er ermordet wurde. Du hast ja sein Auto auf dem Schrottplatz gesehen.«
»Stryker & Son«, nickte Alex. »Was sind das für Leute?«
»Das ist nur eine der Firmen, die gelegentlich für uns arbeiten«, antwortete Blunt. »Unsere Finanzmittel wurden gekürzt, deshalb müssen wir bestimmte Dinge bei solchen Firmen in Auftrag geben. Mrs Jones ist übrigens Leiterin der Spezialoperationen. Sie hat deinem Onkel den Auftrag für diesen letzten Einsatz erteilt.«
»Es tut uns sehr leid, dass wir ihn verloren haben, Alex.« Die Frau
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