Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
sprach zum ersten Mal. Es klang nicht so, als könnte ihr irgendetwas leidtun.
»Wissen Sie denn, wer ihn ermordet hat – oder wer ihn ermorden ließ?«
»Ja.«
»Sagen Sie mir den Namen?« Alex beugte sich jetzt vor. »Nein. Noch nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil es nicht nötig ist, dass du ihn kennst. Jedenfalls jetzt noch nicht.«
»Okay.« Alex holte tief Luft. Er legte Messer und Gabel auf den Tisch. »Mein Onkel war ein Spion. Ihnen hab ich es zu verdanken, dass er tot ist. Und ich habe schon zu viel darüber herausgefunden, also haben Sie mich ausgeschaltet und mich hierhergebracht. Sagen Sie mir jetzt endlich, wo ich hier bin?«
»Wir sind in einem unserer Trainingszentren«, sagte Mrs Jones.
»Sie haben mich also hierherbringen lassen, weil Sie nicht wollen, dass ich weitererzähle, was ich weiß. Geht es Ihnen nur darum? Dann unterschreibe ich eine Erklärung,dass ich alles geheim halte, wenn Sie wollen. Und sobald ich das gemacht habe, möchte ich wieder nach Hause. Ich habe nämlich genug von dieser ganzen Sache. Ich will hier raus.«
Blunt hustete leise. »Ganz so einfach wird das aber nicht gehen«, sagte er.
»Warum nicht?«
»Es stimmt natürlich, dass du auf dem Schrottplatz und auch in unseren Büroräumen in der Liverpool Street ziemlich viel, hm, Aufsehen erregt hast. Und richtig ist auch, dass du nicht weitererzählen darfst, was du weißt und was ich dir jetzt gleich erzählen werde. Aber eigentlich geht es um etwas ganz anderes, Alex.« Er hüstelte verlegen. Mit einem Blick auf Mrs Jones sagte er: »Wir brauchen deine Hilfe.«
»Meine Hilfe?« Alex glaubte sich verhört zu haben. »Ja«, sagte Blunt und zögerte. »Hast du jemals von einem Mann namens Herod Sayle gehört?«
Alex dachte einen Moment lang nach. Irgendeine Schlagzeile fiel ihm ein. »Ich glaube, ich hab den Namen schon mal in der Zeitung gesehen. Er hat etwas mit Computern zu tun. Und er besitzt Rennpferde. Kommt er nicht aus Saudi Arabien oder Ägypten?«
»Nein, aus dem Libanon, aber alles andere ist richtig.« Blunt trank einen Schluck Wein. »Ich will dir seine Geschichte erzählen, Alex. Ich bin sicher, dass sie dich interessieren wird.« Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und faltete die Hände über dem Teller, als wolle er beten. »Herod Sayle wurde in extremster Armut geboren,irgendwo in einem vergessenen Viertel von Beirut. Sein Vater war Frisör, seine Mutter wusch anderen Leuten die Wäsche. Herod hatte neun Brüder und vier Schwestern, und alle hausten in drei kleinen Zimmern mit der Familienziege.« Blunt zog ein angewidertes Gesicht. Er fuhr fort: »Der junge Herod ging nicht zur Schule, konnte nicht lesen oder schreiben und wäre wahrscheinlich einer der unzähligen Arbeitslosen geworden, wie fast alle in seinem Viertel. Aber als er sieben Jahre alt war, geschah etwas, was sein Leben völlig veränderte. An irgendeinem Tag spazierte er die Olivenstraße entlang, die mitten in Beirut liegt, als er zufällig sah, wie ein Klavier aus dem 14. Stock eines Hauses herunterfiel ...«
Alex schüttelte ungläubig den Kopf. »Klar. Passiert doch jeden Tag...« Mrs Jones erlaubte sich ein trockenes Lachen, bei dem sich ihre Mundwinkel jedoch keinen Millimeter verzogen.
»Jemand zog um und das Klavier passte nicht durch das Treppenhaus«, fuhr Blunt ungerührt fort. »Das Klavier kippte aus der Halterung des Krans. Und genau in diesem Augenblick gingen zwei amerikanische Touristen unten auf dem Gehweg vorbei. Beide wären ohne jeden Zweifel von dem herabstürzenden Instrument zerschmettert worden – wenn sich nicht der junge Herod gegen sie geworfen und sie weggestoßen hätte. Das Piano verfehlte sie um wenige Zentimeter.«
»Die Geschichte wird immer unglaublicher«, murrte Alex, obwohl er gespannt zugehört hatte.
»Natürlich waren die Amerikaner dem mutigen kleinenBurschen zutiefst dankbar, und sie waren auch sehr, sehr reich. Und aus lauter Dankbarkeit adoptierten sie den Jungen, ließen ihn nach England fliegen und steckten ihn hier in eine unserer Spitzenschulen. Herod lernte schnell. Ein Superschüler. Seine Leistung bei der Abschlussprüfung war eine der besten, die jemals erreicht wurden.«
»Klingt wie ein Märchen!«, warf Alex ein.
»Das Unglaublichste kommt noch: Während seiner gesamten Schulzeit saß Herod nämlich direkt neben einem Jungen, der später Premierminister unseres Landes wurde. Der heutige Premierminister, um genau zu sein.«
»Sind die beiden noch immer
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