Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
sie vom Band gehoben und in die Transportkartons mit dem rot-weißen Firmenlogo von Sayle Enterprises verpackt.
Plötzlich wurde Alex’ Blick abgelenkt.
Der hintere Teil der Halle war durch eine große Glasscheibe abgetrennt. Zwei Männer waren in den dahinterliegenden Raum getreten. Sie gingen schwerfällig, wie in Zeitlupe, und blieben mitten im Raum stehen. Eine Alarmsirene war zu hören, und plötzlich verschwanden die Männer in einem dichten, weißen Nebel. Alex fiel ein, was die körperlose Stimme über den Lautsprecher gemeldet hatte. Wurden die beiden Männer dekontaminiert? Solche extremen Maßnahmen zur Sauberkeit waren doch gar nicht notwendig! Alex hatte noch nie etwas Derartiges gesehen. Und wenn diese Männer tatsächlich dekontaminiert wurden – wovon denn nur?
»Agent Gregorovich – bitte kommen Sie zum Biocontainment-Bereich. Agent Gregorovich, bitte.«
Ein sehniger blonder Mann, der ganz in Schwarz gekleidet war, trat aus einer Gruppe von Laborleuten heraus, die in der Nähe des Montagebandes gestanden hatte, und ging lässig auf eine Tür zu. Sie glitt automatisch zur Seite, als er sich näherte. Einen kurzen Augenblick lang hatte AlexGelegenheit, den Mann zu beobachten, der seinen Onkel ermordet hatte – den russischen Profikiller Yassen Gregorovich.
Alex starrte in einiger Verwirrung auf die Tür, nachdem sie sich wieder hinter dem Mann geschlossen hatte. Was ging hier vor? Das U-Boot und die vakuumversiegelten Kisten fielen ihm wieder ein. Das musste es sein! Yassen hatte die Kisten begleitet – in ihnen waren die Patronen transportiert worden, die jetzt den Computern eingepflanzt wurden. Die Patronen waren vielleicht so etwas wie eine Waffe, mit der sich die Computer sabotieren ließen. Aber das war doch nicht möglich! Oder doch? Die Bibliothekarin in Port West – hatte sie ihm nicht erzählt, Jan Rider habe nach Büchern über Viren gefragt? Computerviren?
Viren.
Dekontaminierung.
Der Biocontainment-Bereich.
Langsam begann er zu begreifen. Die Dinge hingen zusammen. Und was sich dann ergab, war so ungeheuerlich, dass er Mühe hatte, den Gedanken überhaupt zu denken. Sein Verstand weigerte sich einfach.
Allerdings – sein Verstand konnte sich nicht weigern, den kalten Stahl zur Kenntnis zu nehmen, der plötzlich in seinen Nacken gepresst wurde. Alex erstarrte. Er hatte nichts gehört – keine Tür, keine Schritte. Eine Stimme flüsterte direkt in sein Ohr.
»Steh ganz langsam auf. Die Arme presst du an den Körper. Wenn du dich unkontrolliert bewegst, jage ich dir eine Kugel in den Kopf.«
Alex blickte sich langsam um. Hinter ihm war einer der Uniformierten, die die Anlage bewachten. Er hatte sich zu ihm heruntergebeugt und hielt eine Pistole in der Hand. Alex hatte ähnliche Szenen tausendmal im Fernsehen und im Kino gesehen, aber das hier war echt, und der Schock raste in Wellen durch seinen Körper. Schon das geringste Zittern des Fingers am Abzug würde ihm eine Kugel ins Hirn jagen. Er war buchstäblich Millimeter vom Tod entfernt, und schon das Gefühl der kalten Stahlmündung in seinem Nacken drehte ihm den Magen um. Mühsam brachte er seine Angst unter Kontrolle.
Langsam stand er auf. Der Mann hinter ihm war Anfang zwanzig; sein Gesicht war blass und er schien äußerst verblüfft über Alex’ Anwesenheit. Alex hatte ihn nicht in der Umgebung Herod Sayles gesehen – aber was noch wichtiger war: Auch der Mann wusste nicht, wen er vor sich hatte. Jedenfalls erwartete er offenbar nicht, hier einen Jungen anzutreffen. Das konnte sich für Alex als Vorteil erweisen. Instinktiv wusste er, dass er völlig unschuldig wirken musste.
»Wer bist du?«, fragte der Mann. »Was hast du hier zu suchen?«
»Ich bin Gast von Mr Sayle«, sagte Alex und bemühte sich, seine Stimme verwundert klingen zu lassen. Es gelang ihm sogar, ein wenig weinerlich zu klingen.
Auf den Uniformierten machte das großen Eindruck. Ein armer kleiner Junge, der sich in diesem Gewirr von Gebäuden verlaufen hatte. Womöglich ein Verwandter des großen Bosses? Einen einfachen Wachmann konnte esgewaltig in Schwierigkeiten bringen, wenn er einem Gast des Chefs eine Kanone ins Genick hielt. Er zögerte, senkte schließlich die Waffe.
Alex schlug im selben Augenblick zu. Es war einer der klassischen Karateschläge. Er wirbelte den ganzen Körper herum und trieb dem Wachmann den Ellbogen gegen den Kopf, genau unterhalb des Ohres. Der Schlag betäubte ihn augenblicklich. Der Mann klappte zusammen, die
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