Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
etwas, aber sie war bereits so gefühllos, dass er nicht ertasten konnte, was es war. Er zog sich daran weiter, und plötzlich berührten seine Füße wieder festen Boden. Erleichtert seufzte er auf. Fast gleichzeitig bemerkte er noch etwas anderes: Er konnte sehen. Irgendwie und von irgendwoher drang Licht in den gefluteten Tunnel.
Er hob die Hand vor die Augen und konnte undeutlich die Umrisse seiner Finger sehen. Offenbar hatte er sich an einen Holzbalken geklammert, der aus dem Wasser ragte, vermutlich eine zusammengebrochene Stütze. Erschöpft schloss er die Augen. Müdigkeit übermannte ihn – eine gefährliche Müdigkeit, er wusste es und zwang sich, die Augen wieder zu öffnen. Die Dunkelheit war nicht mehr undurchdringlich; er konnte sogar erkennen, dass er sichan einer Stollenkreuzung befand. Drei Tunnel führten in verschiedene Richtungen; im vierten befand er sich. Seine Hoffnung stieg ein wenig. Er zog sich an dem Holzbalken hoch, kletterte auf einen der Felsen und blieb erschöpft liegen, die Beine noch immer im Wasser. Doch er durfte sich nicht ausruhen, sondern musste sich bewegen, um seine Körperfunktionen wieder in Gang zu bringen. Allmählich wurde ihm bewusst, dass er ein ständiges, pochendes Geräusch hörte – ob es aus der Ferne kam oder aus der Nähe, konnte er nicht ausmachen, aber er erinnerte sich, dass er im Untergeschoss von Block D ein ähnliches Geräusch gehört hatte, das aus den Räumen hinter der Metalltür gedrungen war. Jetzt wusste er, dass er seinem Ziel sehr nahe war.
Der Gedanke belebte ihn. Alex zerrte den Tauchanzug vom Körper. Er hatte gute Dienste geleistet; lediglich an den Beinabschlüssen und am Hals war etwas Wasser eingedrungen, denn der Anzug war für einen größeren Mann bestimmt gewesen. Sein Körper war zwar halb unterkühlt, aber trocken geblieben. Eiskaltes Wasser tropfte aus seinem Haar und rann ihm über den Nacken, und die Trainers und Socken waren platschnass. Als er sich weiterbewegte, quietschten seine Schuhe. Er zog sie aus, wrang die Socken und presste die Schuhe zusammen, so fest er nur konnte. Danach ging es ihm etwas besser. Ian Riders Zeichnung befand sich noch in seiner Tasche, aber er brauchte sie nicht mehr.
Er ging geradeaus, gelangte zu einer weiteren Gabelung und wandte sich nach rechts. Jetzt war das Licht bereits sohell, dass er die Farbe der Felsen erkennen konnte – dunkelbraun, durchzogen von hellgrauen Streifen. Auch das pulsierende Geräusch war lauter geworden, und bald spürte er einen Luftstrom, der immer wärmer wurde. Er bewegte sich jetzt sehr vorsichtig, da er keine Ahnung hatte, was ihm bevorstand. Der Tunnel machte eine Biegung, und plötzlich wurde er breiter und an den Wänden entlang befanden sich in regelmäßigen Abständen Metallgitter, direkt über dem Boden. Der alte Bergwerkstollen war offenbar in einen Entlüftungsschacht verwandelt worden, vielleicht für die Klimaanlage des Gebäudes über ihm. Das Licht, das Alex hierhergeführt hatte, fiel durch diese Gitter.
Er kniete neben dem ersten Gitter nieder und blickte in einen großen, weiß gefliesten Raum, offenbar ein Labor. Auf den Arbeitstischen standen glitzernde Laborgeräte aus Glas und Stahl. Kein Mensch war zu sehen. Vorsichtig zog Alex an dem Gitter, aber es war fest im Felsen verankert. Auch das nächste Gitter führte in denselben Raum und ließ sich nicht bewegen. Durch das dritte Gitter blickte er in eine Art Lagerraum – und Alex entdeckte die silbrigen Metallbehälter, die in der vergangenen Nacht aus dem U-Boot entladen worden waren.
Er packte das Gitter mit beiden Händen und zog daran. Zu seiner großen Überraschung ließ es sich leicht lösen, und als er genauer hinsah, begriff er auch warum. Wieder einmal war ihm Jan Rider voraus gewesen. Er hatte die Schrauben durchgesägt, mit denen das Gitter im Felsen verankert gewesen war. Alex schwang das Gitter vorsichtigzur Seite. Es war ein bewegender Moment: Jan Rider hatte den Weg durch das Bergwerk gefunden, die Wegzeichnung angelegt, war durch den gefluteten Tunnel geschwommen und hatte dieses Gitter geöffnet. Alex wäre ohne seine Hilfe niemals bis hierhergelangt. Er bedauerte, dass er seinem Onkel nicht mehr Aufmerksamkeit gewidmet und versucht hatte, mehr über ihn zu erfahren. Er hätte ihn sicherlich noch mehr bewundert.
Vorsichtig, die Beine voran, zwängte er sich durch die rechteckige Öffnung und ließ sich in den schräg verlaufenden Luftschacht hinab in den Raum. Erst in
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