Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
letzter Sekunde – während er bis zum Bauch im Schacht lag und seine Beine frei in den Raum unter ihm hingen – zog er das Gitter über die Öffnung. Nur wer sehr genau hinschaute, würde bemerken, dass die Befestigungen des Gitters beschädigt waren. Er ließ sich auf den Boden fallen, wobei er den Aufprall wie eine Katze weich abfederte. Hier war das pulsierende Pochen noch lauter als zuvor; es schien von draußen zu kommen. Es war so laut, dass es jedes Geräusch übertönte, das Alex machte. Vorsichtig trat er zu dem Metallbehälter, der ihm am nächsten stand, und untersuchte ihn. Dieses Mal ließ sich der Behälter ohne Weiteres öffnen, aber er war leer. Was immer man darin transportiert hatte, es wurde bereits benutzt.
Alex suchte aufmerksam nach Überwachungskameras, konnte aber keine entdecken. Er ging zur Tür; sie war nicht verschlossen. Langsam zog er sie auf, einen Zentimeter nach dem anderen, bis er hinausspähen konnte. Dahinter erstreckte sich ein breiter Korridor, an dessen beiden Endengroße automatische Schiebetüren waren. Ein chromglänzendes Geländer erstreckte sich über die gesamte Länge.
»19 Uhr. Rote Schicht zum Montageband. Blaue Schicht zur Dekontaminierung.«
Alex erschrak sich heftig: Die Stimme kam übermäßig laut aus dem Lautsprechersystem. Er hätte nicht sagen können, ob ein Mann oder eine Frau gesprochen hatte. Die Stimme hatte emotionslos, nicht menschlich geklungen. Schnell warf er einen Blick auf die Uhr. Es war tatsächlich bereits 19 Uhr – der Weg durch die Bergwerksschächte hatte ihn also viel mehr Zeit gekostet, als er angenommen hatte. Leise schlich er durch die Tür hinaus. Es war eigentlich kein Korridor, in dem er sich jetzt befand, sondern eher eine große Plattform. Er ging zu dem Geländer, hockte sich nieder – und blickte in ein tiefer gelegenes Stockwerk.
Alex hatte keine Vorstellung davon, was er dort unten entdecken würde. Doch was er sah, übertraf alles, was er sich jemals hätte vorstellen können. Eine riesige Halle. Die obere Hälfte bestand aus grob behauenem Felsgestein, während der untere Teil mit Edelstahl verkleidet war. An den Wänden entlang waren Computer, Messgeräte und viele andere Instrumente aufgebaut, die in allen möglichen Farben blinkten. Von der Decke hingen große Leuchtstofflampen. An den Eingängen waren bewaffnete Wächter positioniert, die mit ausdruckslosen Mienen dem Arbeitsbetrieb zusahen.
Offenbar wurden hier die Stormbreaker zusammengebaut. Auf einem Montageband rollte ein endloser Strom von Computern daher, vorbei an den verschiedenen Technikernund Wissenschaftlern. Seltsam war jedoch, dass die PCs bereits fertig zu sein schienen. Und natürlich mussten sie schon fertig sein, Mr Sayle hatte es Alex doch gesagt! Sie sollten doch schließlich am heutigen Abend verschickt werden.
Warum standen sie dann hier noch immer auf dem Band? Welche Änderungen wurden in letzter Minute vorgenommen, und warum geschah das in dieser geheimen Fabrik? Warum wurde überhaupt ein großer Teil des gesamten Produktionsprozesses geheim gehalten? Was Alex auf der Tour durch die Anlagen der Sayle Enterprises zu sehen bekommen hatte, war offenbar nur die Spitze eines Eisbergs gewesen. Der weitaus größere und wichtigere Teil fand hier statt, unter der Erde.
Alex schaute genauer hin. Er kannte den Computer ein wenig, schließlich hatte er ein paar Stunden lang mit dem Stormbreaker gearbeitet. Aber jetzt fiel ihm etwas auf, das er zuvor nicht bemerkt hatte: Bei allen Computern auf dem Montageband war oberhalb des Bildschirms ein schmaler, länglicher Plastikstreifen zurückgeklappt worden. Dahinter wurde ein zylindrisches, ungefähr fünf Zentimeter tiefes Fach sichtbar. Die Computer rollten auf dem Band einer bizarr wirkenden Maschine entgegen, die vor allem aus hydraulischen Greifarmen, Drähten und elektronischen Bauteilen zu bestehen schien. Neben der Maschine rückte eine lange Reihe silbermatt glänzender Patronen an das Förderband heran, als wollten sie die Computer begrüßen. Der Ablauf funktionierte mit unglaublicher Präzision: Wenn ein Computer unter der Maschine verschwand, hob derGreifarm eine der Patronen, schwang herum und schob sie in das offen stehende Fach über dem Bildschirm. Danach wurde der Computer mit beschleunigter Geschwindigkeit weitertransportiert. Eine zweite Maschine schloss und versiegelte das Fach. Wenn die Computer das Ende des Förderbandes erreichten, war das Fach nicht mehr zu erkennen. Dann wurden
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