Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
und nach der Karte musste er sein Ziel fast erreicht haben. Er fluchtelaut und lauschte dem Hall. Das hier war kein Spaß. Er verfluchte den Tag, an dem sich Blunt, Sayle Enterprises und die ganze Geschichte um den Stormbreaker in sein Leben eingemischt hatten. Aber konnte er jetzt einfach umdrehen? Wenn sein Onkel hier durchgekommen war, dann musste er es auch schaffen.
Alex biss die Zähne zusammen und stieg langsam in den Tauchanzug. Er fühlte sich kalt, klamm und unangenehm an. Er zog den Reißverschluss hoch. Seine Kleidung hatte er einfach anbehalten; vielleicht half das ein wenig gegen die Kälte.
Alex bewegte sich jetzt sehr schnell – jedes Zögern würde seine eigenen Zweifel wieder aufflammen lassen. Er trat an den Rand des Wassers, griff nach dem Seilende und stieg langsam hinunter. Er würde zwar weitaus schneller vorankommen, wenn er mit beiden Händen schwimmen könnte, aber er wagte es nicht, das Seil loszulassen. Sich dort unten zu verirren, war genauso schlimm, wie keine Luft mehr in den Lungen zu haben. Als ihm das Wasser bis zum Hals stand, holte er ein paarmal tief Atem, sodass sein Blut genügend mit Sauerstoff versorgt wurde – von seinen Tauchgängen mit Jan Rider wusste Alex, dass er dadurch wertvolle Sekunden gewinnen konnte. Dann tauchte er unter.
Die Kälte war brutal, besonders im ungeschützten Gesicht – wie ein Hammerschlag, der ihm fast die Luft nahm. Sie pochte gegen den Kopf, drängte sich in Nase und Augen. Seine Hände wurden schon nach wenigen Sekunden gefühllos. Sein ganzer Körper stand unter einem Schock,aber der Tauchanzug hielt tatsächlich das Schlimmste von ihm fern. Ein Rest von Wärme blieb, der es ihm ermöglichte, sich am Seil vorwärtszuhangeln, während seine Beine Schwimmbewegungen vollführten. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Ziehen, stoßen; ziehen, stoßen. Gleichmäßig arbeitete er sich voran. Er war noch keine Minute unter Wasser, aber seine Lungen begannen bereits zu schmerzen. Sein Rücken scharrte an der Tunneldecke entlang; ein Riss im Anzug würde einen zusätzlichen Kälteschock bedeuten. Dennoch verlangsamte er die Geschwindigkeit nicht. Die Kälte setzte ihm zu, kostete mehr Kraft, als er erwartet hatte.
Ziehen, stoßen, ziehen, stoßen. Wie lange war er jetzt unter Wasser? Neunzig Sekunden? Hundert? Wie lange würde er es noch aushalten können? Seine Augen waren gegen die Kälte geschlossen, aber das machte keinen Unterschied – auch mit geöffneten Augen hätte er nichts gesehen. Er spürte, dass ihm nur noch wenige Sekunden blieben. Aber er kehrte nicht um. Er konnte gar nicht mehr umkehren. Immer hektischer riss er am Seil und kämpfte die aufsteigende Panik nieder. Er war jetzt zwei Minuten unter Wasser, aber es kam ihm wie zwei Stunden vor. Er musste den Mund öffnen, einatmen, selbst wenn das Wasser in seine Kehle und Lungen stürzte. Ein Schrei explodierte in ihm. Ziehen, stoßen. Nur noch einmal ... noch einmal ... Du schaffst es ...
Nein. Es ist zu Ende.
Seine Kraft reichte gerade noch für zwei oder drei Züge am Seil. Es war aus.
Da, urplötzlich führte das Seil nach oben. Er hätte beinahe laut aufgeschrien. Sein Kopf stieß durch die Wasserfläche, dann seine Schultern – sein Mund wurde wie von einer unbändigen Kraft weit geöffnet und riss die Luft tief in die ausgepumpten Lungen.
Er hatte es geschafft – in allerletzter Sekunde.
Alex stieg aus dem Wasser und stand gebückt, die Hände auf die Knie gestützt, wie ein Langstreckenläufer nach dem Lauf. Er atmete heftig. Nach einer Weile richtete er sich auf.
Er konnte nichts sehen. Entsetzt erkannte er seinen Fehler: Er hatte die Taschenlampe beim Einstieg in das Wasser liegen gelassen. Erschöpft ließ er sich zu Boden fallen. Keine Frage: Er konnte nicht zurück. Er würde weiterhin dem Weg folgen, den sein Onkel vor ihm gegangen war. Nur eben ohne Lampe. Die Spur des Toten , dachte er bitter. Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, dass diese Spur zu seinem eigenen Ende führen konnte.
Hinter der Metalltür
W ieder senkte sich der Boden unter ihm. Doch diesmal nicht so steil wie zuvor. Wieder tauchten seine Füße in eisiges Wasser, bald reichte es ihm bis zur Brust. Alex stieß sich vorsichtig vom Boden ab und schwamm weiter. Es war absolut dunkel und er hatte ständig Angst, sich den Kopf an einem herunterhängenden Felsen einzuschlagen. Der Stollen schien kein Ende zu nehmen und Alex spürte, dass die Kälte ihn allmählich lahmlegte. Seine Hand stieß gegen
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