Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
müssen.
Und das heißt, dass Sie, Mr Sayle, gar nicht der große Wohltäter sind, für den alle Sie halten. Sie sind ein Massenmörder. Ein Psychokiller, ein verdammter, wie Sie immer sagen.«
Alex hatte sich in Wut geredet. Jetzt sank er wieder inden Stuhl zurück. Kein Zweifel, dass er eben sein eigenes Todesurteil verkündet hatte. Seine Knie zitterten.
Sayle klatschte dreimal langsam in die Hände. Er grinste spöttisch. »Bravo, Alex! Bra-vo! Ich gratuliere! Du hast prima gearbeitet. Ich denke, du verdienst eine Belohnung. Deshalb erzähle ich dir alles. Irgendwie finde ich es sogar verdammt passend, dass mir MI6 einen echten britischen Schuljungen geschickt hat. Denn es gibt nichts auf der Welt, was ich mehr hasse als britische Schuljungen. Oh nein ...« Sayles Gesicht wurde von plötzlicher Wut verzerrt und Alex sah seinen Blick – der Blick eines Verrückten. »Ihr verdammten Snobs mit euren Edelinternaten! Euren idiotischen Schuluniformen! Eurer lächerlichen britischen Arroganz! Euch werde ich es zeigen! Ich werde es euch allen zeigen!«
Sayle stand auf und spazierte um Alex’ Stuhl herum, während er weiterredete und in der Luft herumfuchtelte. »Vor vierzig Jahren kam ich in dieses Land«, fuhr er fort. »Ich hatte kein Geld. Meine Familie war bitterarm. Wenn nicht dieser lächerliche Zufall gewesen wäre, würde ich noch jetzt in Beirut leben und dort auch sterben. Für euch alle wäre das viel besser gewesen! So viel besser!« Er fuchtelte aufgeregt in der Luft herum. »Eine amerikanische Familie schickte mich hierher, damit ich eine gute Ausbildung bekomme. Sie hatten Freunde in London, bei denen ich wohnen durfte, während ich in die Schule ging. Du kannst dir sicherlich nicht vorstellen, wie ich mich damals fühlte. In London zu leben, das ich immer für den Nabel der Zivilisation gehalten hatte! All den Reichtum zu sehen,zu wissen, dass mir eines Tages ein Teil davon gehören würde. Mir! Ich würde Engländer werden! Für jemand wie mich, aus dem Armenviertel von Beirut, war das ein großer Traum.«
Sayle beugte sich über Alex und riss mit einer plötzlichen Bewegung das Messer aus der Stuhllehne, sodass Alex heftig zusammenzuckte. »Aber bald erfuhr ich die ganze Wahrheit!«, fauchte er Alex mit einem Speichelregen direkt ins Gesicht. Er richtete sich auf und warf Grin das Messer zu, der es geschickt auffing und um seinen Finger wirbeln ließ.
»Von dem Augenblick an, als ich in die Schule kam, wurde ich lächerlich gemacht und schikaniert. Weil ich so klein war. Weil meine Haut so dunkel war. Weil ich nicht richtig Englisch sprach. Weil ich nicht zu ihnen gehörte. Sie gaben mir alle möglichen Schimpfnamen. Herodes der Schreckliche. Herodes der Stinkende. Herodes Winzig. Ziegenhirt. Sie spielten die üblichen Tricks mit mir. Legten Reißzwecken auf meinen Stuhl. Klauten meine Bücher und zerrissen sie. Legten eine tote Maus in meine Schultasche. Rissen mir die Hose runter und hängten sie an den Fahnenmast, direkt unter der britischen Flagge.« Sayle schüttelte den Kopf. »Ich verehrte die Fahne, als ich hierherkam«, sagte er. »Aber nach wenigen Wochen hasste ich sie.«
»Viele Schüler werden schikaniert«, warf Alex ein, »aber sie ...« Sayle wirbelte herum und gab ihm mit dem Handrücken eine harte Ohrfeige.
»Ich bin noch nicht fertig!«, bellte er. Sein Atem ging schwer, auf der Unterlippe hing Speichel. Alex sah, dass erseine ganze Vergangenheit noch einmal durchlebte. Und dass er dabei war, sich von seiner Vergangenheit das Leben zerstören zu lassen.
»In meiner Schule gab es viele Tyrannen«, fuhr Sayle fort, »aber einer war der Schlimmste von allen. Ein kleiner, schleimiger Typ, seine Eltern waren stinkreich und der Junge wusste, wie er sich vor den anderen Kindern aufspielen konnte ... Schon damals ein richtiger Politiker. Solange die Lehrer in der Nähe waren, spielte er den reizenden Jungen. Aber sobald sie sich umdrehten, stürzte er sich auf mich. Er organisierte die anderen. Kommt, wir nehmen uns den Ziegenhirten mal vor. Wir tauchen seinen Kopf ins Klo. Aber erst pissen wir alle rein. Er hatte tausend Einfälle, wie er mir das Leben zur Hölle machen konnte. Nie hörte er auf, sich neue Quälereien zu überlegen. Und die ganze Zeit schikanierte er mich und machte mich lächerlich und ich konnte nichts dagegen tun, weil er beliebt war und ich ein Ausländer.« Sayle wandte sich plötzlich zu Alex um und schrie: »Und willst du wissen, was später aus dem Jungen
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