Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
geworden ist?«
»Sie werden es mir wahrscheinlich sowieso sagen, ob ich es wissen will oder nicht.«
»Stimmt, ich werde es dir sagen. Er wurde später – Premierminister!«
Sayle zog ein seidenes Taschentuch heraus und wischte sich über die Stirn. Sein kahler Schädel glänzte vor Schweiß. »Mein ganzes Leben lang bin ich so behandelt worden«, sagte er. »Egal wie erfolgreich ich war oder wie viel Geld ich machte oder wie viele Leute ich beschäftigte.Ich bin und bleibe eine Witzfigur. Ich bin immer noch Herodes der Stinkende, der Gossenjunge aus dem Libanon. Aber vierzig Jahre lang habe ich meine Rache geplant. Und jetzt endlich ist die Zeit gekommen.« Er wandte sich um. »Mr Grin!«
Grin ging zur Wand und drückte auf einen Schalter. Alex erwartete irgendwie, dass der Billardtisch aus der Tiefe auftauchen würde, aber stattdessen glitt an jeder Wand ein Teil zur Seite und riesige, vom Boden bis zur Decke reichende Bildschirme kamen zum Vorschein. Auf einem Bildschirm erkannte Alex das unterirdische Labor, auf dem zweiten war das Montageband zu sehen, und der dritte zeigte das Flugfeld, auf dem gerade die letzten beladenen Lastwagen fuhren. Überall waren Überwachungskameras installiert; Sayle konnte in jede Ecke seines Königreichs blicken, ohne auch nur den Hintern vom Sofa zu heben. Unter diesen Umständen grenzte es an ein Wunder, dass sich Alex so lange ungehindert durch das Gelände hatte bewegen können.
»Die Stormbreaker wurden scharf gemacht und stehen bereit. Du hast Recht, Alex: Jeder PC enthält sozusagen buchstäblich ein Computervirus. Wenn du so willst, kannst du das Virus als Aprilscherz ansehen – Sayles Aprilscherz. Denn das Virus verursacht eine Art Windpocken. Natürlich, Alex, haben wir das Virus genetisch ein wenig verändert, wir haben es schneller und stärker gemacht – und tödlicher. Schon ein Löffel voll davon reicht, um eine ganze Stadt umzubringen. Und meine Stormbreaker enthalten viel, viel mehr davon.«
Alex senkte den Kopf. Niemand würde diese Geschichte glauben. Aber er, Alex, glaubte jedes Wort, denn er hatte selbst gesehen, welchen Aufwand Sayle betrieben hatte. Seine Angst wuchs. Und seine Verzweiflung. Die Minuten jagten dahin, und er war gefesselt. Und er konnte nichts tun.
»Im Moment ist das Virus sicher eingeschweißt. Aber heute Nachmittag steigt im Science Museum eine Party. Jede Schule in Großbritannien wird sich beteiligen, wenn die Kinder sich um ihre hübschen, glänzenden neuen Computer versammeln. Und Schlag zwölf Uhr wird mein alter Freund, der Premierminister, eine seiner schleimigen, egozentrischen Reden schwingen und dann feierlich auf einen roten Knopf drücken. Er wird glauben, dass er die Computer eingeschaltet und miteinander vernetzt hat, und genau das wird er damit auch getan haben. Denn wenn er auf den Knopf drückt, wird er im ganzen Land das Virus freisetzen. Spätestens um Mitternacht wird es keine Schulkinder in diesem Land mehr geben, und der Premierminister wird den Tag verfluchen, an dem er anfing, Herod Sayle zu schikanieren! «
»Sie sind verrückt!«, entfuhr es Alex. »Absolut verrückt! Um Mitternacht werden Sie im Gefängnis sitzen!«
Sayle wischte den Einwurf mit einer lässigen Handbewegung beiseite. »Das glaube ich nicht, mein Freund. Bis alle merken, was wirklich geschehen ist, bin ich verschwunden. Diese Sache mache ich ja nicht alleine, Alex. Ich habe mächtige Freunde, die mich unterstützen ...«
»Yassen Gregorovich?«
»Du hast wirklich gut gearbeitet, Alex!« Sayle schien überrascht, dass Alex diesen Namen kannte. »Yassen arbeitet für die Leute, die mir helfen. Wer das ist und in welchem Land sie leben, braucht uns jetzt nicht zu interessieren.« Er klatschte in die Hände und ging zu seinem Schreibtisch zurück. »Jetzt kennst du die ganze Wahrheit, Alex. Ich bin wirklich froh, dass ich dir das erzählen durfte. Denn du hast ja keine Vorstellung, wie sehr ich dich verachte. Sogar bei diesem blödsinnigen Billardspiel habe ich ständig überlegt, welchen Spaß es mir bereiten würde, dich zu töten. Du bist genau wie die Jungen, mit denen ich zur Schule ging. Da hat sich nichts geändert.«
»Sie haben sich nicht verändert«, sagte Alex. Seine Wange brannte, wo ihn Sayles Handrücken getroffen hatte. Er hatte genug erfahren. »Tut mir leid, dass Sie in der Schule schikaniert wurden«, fuhr er fort. »Aber das passiert vielen Kindern und trotzdem schnappen sie nicht über. Sie sind ein echt trauriger
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