Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
nicht einmal seiner Frau, seine geheimsten Gedanken mitgeteilt. Er war der perfekte Staatsdiener. Einer der mächtigsten Männer im Land, und doch kannte n – zu seiner Freud e – nur die wenigsten im Land seinen Namen.
Der Regierungssprecher war noch nicht einmal geboren, als Sir Graham Adair in die Downing Street gekommen war. Mark Kellner war einer der vielen »Sonderberater«, mit denen der Premierminister sich zu umgeben beliebt e – und er war zweifellos der einflussreichste von ihnen. Er hatte zusammen mit der Frau des Premierministers die Universität besucht. Seine Studienfächer: Politik und Wirtschaftswissenschaften. Eine Zeit lang hatte er als Journalist beim Fernsehen gearbeitet, und schließlich hatte man ihn eingeladen, sein Glück in den Korridoren der Macht zu versuchen. Er war ein kleiner dünner Mann mit Brille und stark gewelltem Haar, aus dem ständig Schuppen auf die Schultern seines Anzugs rieselten.
Kellner brach das Schweigen mit einem kräftigen Fluch. Sir Graham sah ihn an. Ihm selbst kamen solche Ausdrücke nie über die Lippen.
»Sie glauben doch nicht ein Wort von diesem Quatsch?«, fragte Kellner.
»Dieser Brief kommt von Scorpia«, erwiderte Sir Graham. »Ich hatte in der Vergangenheit direkt mit diesen Leuten zu tun, und ich kann Ihnen nur sagen, dass sie nicht zu denen gehören, die leere Drohungen aussprechen.«
»Sie glauben also, dass die tatsächlich eine Art Geheimwaffe entwickelt haben? Ein unsichtbares Schwert?« Mark Kellner konnte die Verachtung in seiner Stimme nicht verbergen. »Also, was wird passieren? Die schwenken einen Zauberstab und alles fällt tot um?«
»Wie ich bereits sagte, M r Kellner, nach meiner Einschätzung würde Scorpia uns einen solchen Brief nicht schicken, wenn sie nicht über die Mittel verfügten, ihre Behauptungen zu beweisen. Scorpia ist sehr wahrscheinlich die gefährlichste kriminelle Organisation der Welt. Größer als die Mafia, skrupelloser als die Triaden.«
»Aber erklären Sie mir das: Was soll das für eine Waffe sein, die sich ausschließlich gegen Kinder richtet? Tausende von Schulkindern, so steht es in dem Brief. Wie wollen sie das anstellen? Auf irgendeinem Spielplatz eine schmutzige Bombe zünden? Oder mit Handgranaten irgendwelche Schulen überfallen?«
»Hier steht, dass die Waffe voll einsatzfähig ist.«
»Die Waffe existiert nicht!« Kellner schlug mit der Hand auf seine Kopie des Briefs. »Und selbst wenn, sind diese Forderungen lächerlich. Der amerikanische Präsident tritt niemals zurück. Seine Umfragewerte sind so gut wie noch nie. Und was das Ansinnen betrifft, dass die Amerikaner ihre Waffensysteme vernichten solle n – glaubt Scorpia wirklich auch nur eine Minute daran, dass die das auch nur in Erwägung ziehen könnten? Die Amerikaner lieben ihre Waffen! Sie haben mehr Waffen als jedes andere Land auf der Welt. Wenn wir dem Präsidenten diesen Brief zeigen, lacht er uns aus.«
»Der MI6 kann nicht ausschließen, dass diese Waffe wirklich existiert.«
»Sie haben mit denen gesprochen?«
»Ich habe vorhin mit Alan Blunt telefoniert. Auch ihm liegt eine Kopie dieses Briefs vor. Er meint ebenso wie ich, dass wir diese Angelegenheit mit äußerstem Ernst behandeln sollten.«
»Der Premierminister hat seinen Besuch in Mexiko abgebrochen«, murmelte Kellner. »Er befindet sich bereits auf dem Rückflug. Ist Ihnen das ernst genug?«
»Natürlich sind wir alle dankbar, dass der Premierminister die Konferenz verlassen hat«, gab Sir Graham trocken zurück. »Aber wenn Sie mich fragen, sollten wir uns vordringlich um das Flugzeug mit diesen Fußballspielern kümmern. Ich habe mit British Airways telefoniert. Der Flu g 0074 ist heute mit recht großer Verspätung in Lagos gestartet, die neu berechnete Ankunftszeit in Heathrow ist fünf nach sieben, genau wie es in dem Brief steht. Und die englische Ersatzmannschaft ist tatsächlich an Bord.«
»Und was sollen wir Ihrer Meinung nach tun?«, fragte Kellner.
»Ganz einfach. Gefahr für das Flugzeug besteht erst nach der Landung in Heathrow. Scorpia war immerhin so hilfreich, uns Zeit und Ort des Angriffs mitzuteilen. Wir müssen das Flugzeug daher unverzüglich umleiten. Es kann in Birmingham oder Manchester landen. Wir müssen als Erstes für die Sicherheit der Spieler sorgen.«
»Da kann ich Ihnen leider nicht zustimmen.«
Sir Graham Adair sah den Regierungssprecher an, und in seinem Blick lag eisige Verachtung. Er hatte ausführlich mit Alan Blunt
Weitere Kostenlose Bücher