Alex Rider 6: Ark Angel
hatte. Zwei Ordner sahen in seine Richtung, machten aber keinerlei Anstalten, ihn aufzuhalten. Anscheinend hatte Silberzahn auch so einen Ausweis. Woher er den wohl hatte? Oder war es bloß eine Fälschung?
Die blauen Sitze links und rechts neben dem Tunneleingang waren alle leer, ebenso die Pressetribüne darüber. Neun Stufen führten zu einem altmodischen Gittertor hinunter. Unter normalen Umständen hätte Alex alles dafür gegeben, hier zu sein. Unzählige Male hatte er erlebt, wie seine Mannschaft genau an der Stelle, wo er jetzt stand, aufs Spielfeld hinausgelaufen war und wie die Sprechchöre der Zuschauer beim Auftritt der Spieler zu einem ohrenbetäubenden Jubel angeschwollen waren. Aber im Augenblick konnte er keine Begeisterung empfinden. Alle seine Vorsätze halfen nichts – er ahnte, dass es wieder einmal brenzlig werden würde.
Die Räumlichkeiten innen wirkten sehr modern, die Deckewar allerdings erdrückend niedrig. Von Silberzahn war nichts zu sehen. Die Luft war kalt und steril, endlos umgewälzt von einer kräftigen Klimaanlage. Er stieß eine Tür auf. Dahinter war der Presseraum, ein Rechteck mit einem schmalen Podium an einer Seite, vor dem etwa zwanzig Stühle standen. Die Journalisten waren längst gegangen. In einem Nebenzimmer waren zwei Wände mit Werbebannern bedeckt: Hier hatte Adam Wright vor wenigen Minuten sein Interview ge geben.
Alex probierte die nächste Tür. Als er die Klinke drückte, hörte er Stimmen auf der anderen Seite. Eine klang nur zu vertraut. Alex hielt die Tür einen Spaltbreit offen und spähte hindurch. Richtig. Das war Boxer. Als er dem Mann das letzte Mal begegnet war, hatte er mit einer FP9-Pistole auf ihn geschossen und ihn in ein brennendes Hochhaus zurückgetrieben. Nun stand der Anführer des Killerkommandos mit dem Rücken zur Tür, die Hände in die Seiten gestemmt. Silberzahn und Brille waren auch da. Sie hatten einen vierten Mann umzingelt, der mit einem Handtuch um die Hüften auf einer Bank saß.
Adam Wright. Das hier war die Umkleidekabine für die Gastmannschaften. Alex wagte nicht, die Tür weiter zu öffnen – aber er konnte die blau gepolsterten Bänke, die Spinde, den Getränkeautomaten und den Durchgang zu den Duschen und Toiletten auf der anderen Seite gut erkennen. Auch hier war die Decke sehr niedrig. Alex glaubte das Gewicht der Tribüne über sich geradezu körperlich zu spüren.
Der Kapitän von Stratford East war der einzige Spieler in dem Raum. Die anderen mussten schon gegangen sein; nach der Niederlage hatten sie wahrscheinlich alle so schnell wie möglich das Weite gesucht.
Adam Wright blickte zu den drei Männern auf, die sich vor ihm aufgebaut hatten. Er war eindeutig überrascht, sie hier zu sehen.
»Falls es Ihnen nichts ausmacht«, sagte er, »würde ich jetzt gern duschen. Wir lassen normalerweise keine Besucher in die Umkleidekabinen.«
»Wir kommen vom Stratford-East-Fanclub«, sagte Boxer. »Und wir haben etwas für Sie.«
»Ein kleines Geschenk«, fügte Brille hinzu.
»Genau. Um Ihnen für alles zu danken, was Sie für die Mannschaft getan haben.« Boxer zog eine verschlossene Plastikschachtel aus seiner Tasche und hielt sie ihm hin.
Adam Wright nahm das Präsent entgegen. »Ich weiß Ihre Freundlichkeit zu schätzen. Aber wenn Sie nichts dagegen haben, mache ich das erst später auf.«
»Wir möchten aber, dass Sie es jetzt aufmachen.«
Adam Wright saß nur wenige Meter von Alex entfernt. Alex konnte genau sehen, wie der Spieler die Schachtel öffnete und eine goldene Medaille an einer Kette herausnahm. Ein gutes Geschenk. Adam Wright trug mehr Schmuck als manche Frau: Ohrringe, Armbänder und jeden Tag der Woche ein anderes Halskettchen.
Aber das alles ergab doch keinen Sinn. Diese drei Männer in der Umkleidekabine waren Killer. Wieso sollten sie einem Fußballer, der gerade den entscheidenden Elfer versiebt hatte, Geschenke bringen?
»Das ist wirklich sehr nett von Ihnen«, sagte der Kapitän von Stratford East und sah sich die Medaille genauer an. Sie war rund und ziemlich klotzig, ungefähr so groß wie eine Minidisc. Auf der Vorderseite war ein Fußballer eingeprägt,der gerade ein Tor schoss. »Großartig!«, rief er. »Bitte richten Sie meinen Fans aus, dass ich das sehr zu schätzen weiß!«
»Möchten Sie sie nicht umhängen?«, fragte Boxer.
»Aber klar!« Wright streifte sich die Kette über den Kopf. Die Medaille lag auf seiner breiten Brust. »Die ist ziemlich leicht. Woraus ist die
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