Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
Körper hing irgendwie schief, als würden die verschiedenen Teile nicht richtig vom Gehirn gesteuert. Keine Bewegung wirkte natürlich. Alex musste daran denken, dass Gunter in Afghanistan mehrfach verwundet worden war. War er tatsächlich sein Gegner? Er war ein hochdekorierter Soldat und recht freundlich gewesen. Alex hatte schon jetzt ein schlechtes Gewissen, weil er ihm nachspionieren sollte.
Was ihn selbst betraf, war sein erster Tag am College damit beendet. Er freute sich darauf, in die Wohnung zurückzukehren und Jack von seinen Erlebnissen zu berichten. Doch ihm stand noch eine letzte Begegnung bevor, eine höchst seltsame.
Die anderen Schüler waren bereits draußen und er ging praktisch allein zum Ausgang. Dort überprüften die Wachen die Ausweise und der letzte Bus fuhr gerade ab. Die Sonne stand noch hoch am Himmel, aber es hatte sich bereits ein rosafarbener Ton in das Blau gemischt.
Alex zog seinen Ausweis heraus, um ihn scannen zu lassen. Im selben Augenblick überkam ihn plötzlich das Gefühl, dass er beobachtet wurde. Eigentlich handelte es sich um mehr als nur ein Gefühl. Er war sich ganz sicher. Alex zuckte zusammen wie unter einem Stromschlag und ein Schauer überlief ihn. Jemand fixierte ihn mit seinem Blick.
Er drehte ganz langsam den Kopf und sah eine Gestalt am Fenster im Erdgeschoss stehen, die ihn durch die Scheibe anstarrte. Das Fenster gehörte zu Gunters Büro, wie Alex wusste. Doch die Gestalt konnte nicht Gunter sein, der war ja schon gegangen. Außerdem wirkte sie mehr wie ein Junge. Alex erkannte, dass er eine Schuluniform trug und blonde Haare hatte. Sein Gesicht war nur undeutlich zu sehen. Alex kniff die Augen zusammen und sofort bewegte sich der Junge. Im nächsten Moment war er verschwunden wie eine Fata Morgana in der Wüste. Vielleicht hatte er nie dort gestanden.
Trotz der nachmittäglichen Hitze durchlief Alex ein Frösteln, ohne dass er genau hätte sagen können warum. Ihm war, als wäre etwas Bedrohliches aus der Vergangenheit aufgetaucht. Er blieb stehen, holte tief Luft und verdrängte seine Angst. Er durfte sich nicht verrückt machen lassen, sondern musste sich auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren.
Das Fenster war leer.
Alex eilte durch den Ausgang, ohne sich noch einmal umzusehen.
J ack wartete auf ihn, als er nach Hause kam. Sie hatte den Vormittag im berühmten Ägyptischen Museum verbracht und die Schätze des Kindkönigs Tutanchamun besichtigt. Am Nachmittag war sie einkaufen gewesen und hatte einige der Eltern kennengelernt, die in Golden Palm Heights wohnten. Die Eltern hatten sie mit offenen Armen willkommen geheißen. Sie lebten wie ihre Kinder auch in der Fremde, deshalb waren ihnen solche Kontakte besonders wichtig.
Alex berichtete von seinem ersten Tag an der Schule. »Eigentlich gefällt es mir ganz gut. Alle sind wirklich nett. Die Schule ist okay und wenigstens regnet es nicht.«
»Das freut mich, Alex. Vielleicht war es ja doch die richtige Entscheidung.«
Doch davon war Alex später am Abend, nachdem er gegessen, erste Hausaufgaben gemacht und im Satellitenfernsehen einen schlechten Film zur Hälfte gesehen hatte, nicht mehr so recht überzeugt. Er hatte das kleinere der beiden Schlafzimmer genommen und saß an einem Schreibtisch mit Blick auf die Rückseite der Wohnanlage. Das Fenster hatte keine Vorhänge und der Himmel war schwarz und mit Sternen gesprenkelt. Die Klimaanlage arbeitete auf Hochtouren, ein kalter Luftzug strich ihm über die Schultern. Er hatte seinen Laptop geöffnet und sich bei Facebook eingeloggt. Das Foto seines Profils stammte von einem Wanderurlaub mit seinem Onkel Ian Rider. Sie saßen nebeneinander auf einem Bergkamm, beide mit aufgerollten Seilen über der Schulter. Alex wusste nicht mehr, warum er ausgerechnet dieses Bild gewählt hatte.
Er hatte elf Nachrichten, fast alle von seinen Freunden in Brookland. Die erste kam von Tom Harris:
Hallo, Alex, wo bist du denn? Ich bin aus dem KRankenhaus raus und weiß jetzt, wie es ist, angeschoswsen zu weden. Tut höllisch weh. DANKE dafür, dass du mich runtergeozgen hast. Wäre einfach weiter stehen geblieben und hätte mich von diesem Wahnsinnigen abknallen lassen. Vermutlich wollte er dich treffen, richtig? Hoffentlich heißt das nicht, dass du wieder in sChwierigkeiten steckts. Gib mir Bescheid, wenn du kannst. Wir sind hier Tagesgesproäch. Kommen in den Nachrichten, der Daily Mail, der Sun usw. Dürfen mit niemandem sprechen. Tippe das einhändig. Zwei Wochen
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