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Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

Titel: Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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auch dafür schämte. Er war nicht als Schüler hier, sondern als Spion. Das trennte ihn von den anderen. Er konnte es keinen Moment vergessen.
Das auf dem Boden seiner Wasserflasche versteckte Abhörgerät, das Smithers ihm gegeben hatte, funktionierte einwandfrei. Es verwandelte jedes Handy in eine Wanze, und wenn Alex die Sonnenbrille aufhatte, konnte er Gespräche mithören, die auf der anderen Seite des Schulhofs geführt wurden. Dadurch erfuhr er allerdings auch eine Menge Dinge, die er nicht wissen wollte. Miss Kennedy, die Chemie und Physik unterrichtete, hatte eine Affäre mit Mr Jackson, dem Sportlehrer. Miss Watson hatte eine Mutter, die in England im Krankenhaus lag und um die sie sich große Sorgen machte. Mr Jordan hatte sich um eine andere Stelle an einer Schule in Neuseeland beworben. Sie alle waren keine Verbrecher oder Terroristen und Alex kam sich schäbig vor, weil er ihnen nachspionierte.
Außerdem verstand er nicht alles, was er hörte. Die Wachen sprachen arabisch, es war also zwecklos, sie zu belauschen. Und der Sicherheitschef Erik Gunter schien ganz bewusst mit niemandem zu reden. Alex hatte den falschen Lichtschalter im Gang vor Gunters Büro installiert, um zu belauschen, was darin vor sich ging. Natürlich konnte er nicht zu lange dort herumstehen, weil es sonst aufgefallen wäre. Gunter hatte zweimal telefoniert – einmal mit der Firma, die das Alarmsystem der Schule wartete, das andere Mal mit einem Arzt, bei dem er Schmerztabletten bestellte. Entweder er war sehr vorsichtig oder er war unschuldig, Alex wusste es nicht.
Zugleich versuchte er einzuschätzen, wie es um die Sicherheit der Schule bestellt war, der zweite Teil der Aufgabe, die der MI6 ihm gestellt hatte. Er kam sich seltsam dabei vor, im Schulhof zu sitzen und sich vorzustellen, er sei Terrorist. Wenn er ein Attentat auf die Schule verüben wollte, wo würde er anfangen? Wer wäre sein erstes Opfer?
Die Wahrheit war eher erschreckend. Die Schule hatte zwar eine Alarmanlage, Wachmänner, Ausweise, Überwachungskameras und Stacheldrahtzäune. Aber die Wachmänner waren nicht bewaffnet. Eine gut organisierte Gruppe konnte jederzeit in das Gelände eindringen und es innerhalb kürzester Zeit besetzen. Und für eine Entführung – etwa eines Schülers von Smithers Liste – brauchte man nicht einmal in die Schule einzudringen. Simon Shaw, der Sohn des australischen Erdölmagnaten, ging täglich zu Fuß nach Hause. Ein Entführer brauchte nur in einem Auto neben ihm herzufahren und ihn hineinzuzerren. Die Kinder der reichen Eltern wollten möglichst normal leben, also ohne Leibwächter, gepanzerte Limousinen und ähnliche Sicherheitsvorkehrungen.
Die einzige schwache Spur, der er folgen konnte, war Erik Gunter, der neue Sicherheitschef. Bestimmt hatte man ihn zu einem besonderen Zweck eingestellt. Alex überlegte, ob er in sein Büro einbrechen sollte. Vielleicht fand er dort den entscheidenden, alles erklärenden Hinweis.
Am Freitagnachmittag, Ende der zweiten Woche, blieb er vor Gunters Zimmer im Erdgeschoss stehen. Das Fenster war geschlossen und vergittert, aber er hatte Gunter oft genug durch die Tür ein- und ausgehen sehen. Gunter verwendete keinen Schlüssel, er drückte mit dem Daumen auf einen Scanner und die Tür sprang mit einem Klicken auf. Alex hatte rasch herausgefunden, um was für eine Technik es sich handelte. Hinter einer Glasscheibe steckte ein Lichtsensor, wie man ihn in jeder Digitalkamera fand. Er nahm ein Bild von Gunters Daumen auf, das anschließend von einem Analog-Digital-Wandler in eine Reihe von Punkten umgewandelt und mit einem zweiten, bereits vorhandenen Bild verglichen wurde. Stimmten beide Bilder überein, ging die Tür auf.
Alex brauchte also Gunters Daumen – und der Daumen musste mit der Hand verbunden sein. Denn das im Cairo College installierte, hochmoderne System arbeitete außerdem noch mit Puls- und Wärmesensoren. Nur Gunters lebendige Hand konnte die Tür öffnen.
Aber es musste eine Lösung geben.
Alex holte den Block mit dem Stift heraus, den er von Smithers bekommen hatte, und fertigte rasch eine Skizze von Tür und Scanner an. Daneben schrieb er die Marke – Securi-Scan – und die Seriennummer, darunter noch eine Nachricht: Wie komme ich da rein?
Er unterstrich den Satz, klappte den Block zu und steckte ihn wieder ein. Bild und Anfrage müssten bereits auf Smithers’ Monitor aufgetaucht sein. Hoffentlich fiel Smithers über das Wochenende etwas Hilfreiches ein.
Alex

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