Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
dazu befinden sich im Kontrollraum.« Er zeigte auf die alte Backstube mit dem gemauerten Schornstein. »Vielleicht interessiert es dich auch, dass die Wachtürme mit Radarwarnsystemen und Antennen zur elektronischen Kampfführung ausgerüstet sind. Wir können mit unseren Geschützen eine ganze Luftflotte vom Himmel pusten. Der Iran hat uns freundlicherweise einige S-75-Flugabwehrraketen zur Verfügung gestellt. Wir mussten sie natürlich bezahlen. Aber ich bin jemand, der gern auf Nummer sicher geht. Sollten hier also gegnerische Luft- oder Bodenstreitkräfte anrücken, werden wir mit ihnen kurzen Prozess machen.«
Er lächelte und legte seinen Löffel genau parallel zu seinem Teller ab.
»Aber selbst wenn es dem MI6 durch ein Wunder gelänge, uns zu finden und in das Fort einzudringen, käme er trotzdem zu spät.« Razim lächelte leicht. »Ich werde Ägypten morgen Abend verlassen. Eine andere Identität und ein anderes Leben erwarten mich in einem anderen Teil der Welt. Und was dich betrifft, Alex … darüber wollte ich eigentlich mit dir sprechen. Deshalb habe ich dich zum Frühstück kommen lassen.«
Alex warf Jack einen warnenden Blick zu. Sie sollte jetzt nichts sagen und sich nicht in Gefahr bringen. Was sie gleich hören würden, würde ihr bestimmt nicht gefallen.
»Ich will nicht verschweigen, dass du meinen Kollegen von Scorpia viel Ärger bereitet hast«, fuhr Razim fort. »Sie fanden meinen Plan vor allem deshalb bestechend, weil du dabei im Zentrum stehen würdest. Ich persönlich habe weder Rachegelüste noch eine Abneigung gegen dich. Du scheinst ein netter Junge zu sein. Doch jetzt bist du mir ausgeliefert. Und wie es der Zufall will, bin ich Wissenschaftler. In letzter Zeit habe ich viel zum Thema Schmerzen geforscht. Heute Abend bei Sonnenuntergang möchte ich einige Experimente an dir durchführen. Mein Ziel ist es, dir Schmerzen zuzufügen, wie du sie noch nie gehabt hast.«
»Sie sind wahnsinnig«, flüsterte Jack.
Razim beachtete sie nicht. »Es ist merkwürdig, aber oft ist die Angst vor dem Schmerz schlimmer als der Schmerz selbst. Ich habe das bei meiner Arbeit herausgefunden. Wie ich sehe, haben Sie ein Obstmesser in die Hand genommen, Miss Starbright. Vielleicht wollen Sie mich damit erstechen, aber ich versichere Ihnen, eine meiner Wachen wird Sie erschießen, noch bevor Sie aufstehen können.«
Jack hielt tatsächlich ein Messer in der Hand. Sie atmete stoßweise und ihre Augen blitzten vor Wut. Als Alex sie am Arm berührte, legte sie das Messer wieder hin.
»Danke. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Es ist ein bisschen wie beim Schwimmengehen. Das Kind, das sich das kalte Wasser vorstellt und zuerst nur den großen Zeh hineinsteckt, friert viel mehr als das Kind, das einfach übers Sprungbrett rennt und hineinspringt. Die Angst vor dem Besuch beim Zahnarzt ist oft genauso schlimm wie der Besuch selbst. Deshalb warne ich dich vor, Alex. Du sollst dir ausmalen, was dich heute Abend erwartet. Siehst du das Gebäude da drüben?« Razim zeigte auf das Haus auf der anderen Seite des Innenhofs, das aussah wie eine Kapelle. »Dorthin wirst du gebracht und dort erwartet dich die Hölle.«
»Das können Sie nicht tun!«, rief Jack. »Sie sind ein Monster! Alex ist ein fünfzehnjähriger Junge!«
»Gerade das macht ihn ja so nützlich für mich. Und bitte langweilen Sie mich nicht mit Ihren dummen Beschimpfungen. Ich habe bereits klargestellt, dass ich nichts gegen Alex persönlich habe. Ich bin nicht wie Julius, der sich geradezu vor Hass verzehrt. Solche Gefühle sind mir fremd. Hass und Liebe sind für mich reine Zeitverschwendung. Alex ist ein wichtiger Baustein des Plans, den ich mir für Scorpia ausgedacht habe. Und heute Abend brauche ich ihn für private Forschungszwecke. Das ist alles. Ich will nur, dass er vorbereitet ist.«
Razim zog die Zigarettenschachtel zu sich her und öffnete sie. Sie enthielt eine letzte Zigarette. Er nahm sie heraus und zündete sie an. »Den Rest des Tages habt ihr für euch«, sagte er. »Ihr könnt nach Belieben durch die Wüste spazieren. Die Salzseen sind sehenswert. Vielleicht wollt ihr auch schwimmen gehen. Ich kann euch Badezeug leihen. Bitte versteht das nicht als Zeichen der Schwäche meinerseits. Ihr habt kein Trinkwasser und würdet in der Hitze niemals die fünfzehn Kilometer nach Siwa schaffen. Außerdem werdet ihr ständig überwacht. Wie du vielleicht schon gemerkt hast, Alex, will ich aus ganz bestimmten Gründen nicht, dass dir etwas
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